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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung
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sie.
    Slade verkrampfte sich. Lange Zeit konnte er nicht sprechen. »Weil er stark und intelligent war«, sagte er schließlich, »und jetzt nicht mehr ist - James ist tot.«
    Kapitel 2

    Es gab nur ein Hotel in Templeton. Es lag direkt an der Hauptstraße. Allerdings bot auch der einzige Saloon der Stadt Zimmer zur Vermietung an. Das Hotel war ein nagelneues Backsteingebäude und lag neben dem Saloon.
    Keines der beiden Häuser besaß einen Namen. Die Schilder HOTEL und SALOON reichten offenbar für Eigentümer und Gäste aus.
    Vereinzelte Eichen spendeten am Südrand der Stadt etwas Schatten. Es gab einen Holzsteg anstelle eines gepflasterten Gehwegs, aber keine Straßenbeleuchtung. Die Hauptstraße war eine breite, schmutzige Durchgangsstraße. Die Eisenbahnlinie verlief parallel dazu nur einen Straßenzug weiter diesseits des ausgetrockneten Salinas.
    Auf der anderen Seite des Hotels gab es eine kleine Bäckerei und ein Cafe ferner einen Gemischtwarenladen, eine Metzgerei, ein Büro der West Coast Land Company und einen Friseur. Dazu kamen ein Schmied und mehrere andere Einzelhandelsgeschäfte im >Geschäftsviertel<, das einige Straßenzüge umfasste. Die meisten Gebäude waren aus Holz und ganz neu, mit vielen unbebauten Grundstücken dazwischen. Vermutlich bestand die ganze Stadt nur aus etwa zwei Dutzend Gebäuden.
    Slade erzählte Regina, dass durch einen Brand vor zwei Jahren der größte Teil des Stadtzentrums vernichtet worden sei. Damals hatte Templeton seine kurze Blütezeit schon hinter sich. Wenige Jahre lang hatte die Eisenbahn einen Aufschwung für die Stadt gebracht, die von gewitzten Spekulanten gegründet worden war in der Erwartung, dass die Eisenbahnlinie hierher führen würde. Diese Spekulanten hatten die ursprünglich mexikanischen Ranches aufgekauft und aufgeteilt. Nach dem Brand waren viele dieser Eigentümer fortgegangen, statt wieder aufzubauen.
    So kam es, dass Templeton ruhig in der kalifornischen Sonne vor sich hindöste, geisterhafter als je zuvor.
    Das einzig Gute an Templeton war seine Lage. Unendlich viele von der Sonne ausgedörrte Hügel mit strahlend blauem Himmel darüber rahmten die Stadt ein. Gelegentlich tauchte eine durchsichtige silbrige Wolke hinter ihnen auf. Überall, wo man hinsah, lagen Schönheit Würde und Unvergänglichkeit in der kalifornischen Landschaft.
    Jetzt stand Regina reglos allein mitten im Hotelzimmer. Slade hatte sie gerade verlassen, um den Arzt der Stadt zu suchen. Da sie nicht allein sein wollte, zitterte sie - das Alleinsein machte ihr Angst. In Slades Gegenwart hatte sie sich so wohl gefühlt, aber jetzt umgab sie nur Leere. Furcht stieg in ihr auf, wie um die vom Alleinsein geschaffene Leere aufzufüllen. Allein in dem Hotelzimmer zu sein, mit sich allein, einer Fremden, ließ tiefe Einsamkeit in ihr aufkommen.
    Wie sie sich nach Slades Gegenwart sehnte, als ob sie alte, liebe Freunde wären, nicht Fremde, was sie doch in Wirklichkeit waren ... In der knappen Stunde, die sie benötigt hatten, um die Stadt zu erreichen, hatten sie ihre Bekanntschaft nicht vertieft. Nachdem er ihr erzählt hatte, dass James tot war, hatten sie ihren Ritt in völligem Schweigen fortgesetzt. Sie hatte seinen Kummer fühlen können. Wissentlich würde sie hier nicht eindringen, aber ihr Herz hatte für ihn weh getan.
    In einem Impuls schob Regina den Türriegel vor. Sie merkte, dass ihre Nerven zerrüttet waren, denn das Abschließen der Tür trug wenig zu ihrer Beruhigung bei. Sie wandte sich um und musterte den Raum. Fünf Koffer waren ordentlich in einer Ecke aufgestapelt. Der Deckel des obersten Koffers stand offen. Hätte sie ein Dienstmädchen gehabt wäre sie davon ausgegangen, dass es einige ihrer Sachen ausgepackt hatte. Da sie aber kein Mädchen hatte, konnte sie nur das Schlimmste befürchten: Jemand hatte in ihren Sachen herumgewühlt.
    Zitternd überlegte sie, warum jemand so in ihre Privatsphäre hätte eindringen sollen. Diese Koffer gehörten ihr, wie Slade gesagt hatte. Obwohl sie nicht die blasseste Ahnung hatte, was sich in den Koffern befand, fühlte sie sich irgendwie verletzt. Aber was wichtiger war: Würde sie ihre Sachen erkennen? Würde ihre Erinnerung dadurch aufgerüttelt werden, würde sie endlich wissen, wer sie war?
    Verstärkt durch ihr Alleinsein wollte sie plötzlich unbedingt wissen, wer sie war. Aber sie hatte Angst, dass die Durchsicht der Koffer wieder nichts bringen würde, und verharrte regungslos. Dann ließ sie ihren Blick im
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