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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung
Autoren: authors_sort
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Augen wie er. Brennende, tiefdunkle Augen von leidenschaftlicher Intensität, erbarmungslos wachsame, intelligente Augen. Dieser Mann war Slades Vater Rick Delanza.
    Bei ihrem Anblick leuchteten seine Augen auf. Er breitete die Arme aus und rief: »Elizabeth! Gott sei Dank sind Sie wohlauf! «
    Slade lehnte sich in dem harten Holzstuhl zurück, den Kopf an die raue Wand gelehnt. Er hielt eine glühende Zigarre in der einen Hand und ein Glas Whiskey in der anderen. Dennoch konnte man seine Haltung nicht als entspannt oder gar genießerisch bezeichnen. Er hatte die Beine angewinkelt und stützte sich mit den Füßen fest auf den zerbrochenen Bodenfliesen ab. Dabei wirkte er so, als wolle er jeden Moment aus dem kleinen Stuhl aufspringen.
    Eine offene Flasche stand auf dem kleinen, wackligen Tisch vor ihm. Slades Blick war auf die Tür gerichtet. Trotz der dichten Rauchschwaden bemerkte er seinen Bruder Edward gleich, als der in dem türlosen Eingang der schäbigen Cantina stehenblieb, die sich in einer Gasse abseits der Hauptdurchgangsstraße von Templeton befand.
    Edward kam näher. Er war ein bisschen größer als Slade, etwas über einsachtzig, doch wesentlich stämmiger gebaut. Slade war äußerst schlank, Edward dagegen ein richtiges Muskelpaket. Wie Slade hatte er tiefschwarzes Haar, das sein ausgesprochen gutgeschnittenes Gesicht einrahmte. Damit aber war die Ähnlichkeit zwischen den beiden Brüdern erschöpft. Edward hatte eine viel hellere Haut als Slade und hellblaue Augen. Sein Kinn war breiter, die Nase länger und leicht gebogen. Er war gut gekleidet, trug einen dunklen Anzug mit weißem Hemd, eine silberfarbene Weste und dazu eine Seidenkrawatte. Anders als die meisten großen, schweren Männer wusste er seine Kleidung mit Anmut zu tragen. Natürlich war sie maßgeschneidert. Seine schwarzen Stiefel glänzten, und er trug einen dunklen Stetson, den er nun auf den Tisch neben seinem Bruder warf.
    »Verdammt noch mal, Slade. Konntest du nicht einen noch übleren Platz finden?«
    »Hallo, Bruder.«
    Edward zog einen Stuhl heran und schnitt bei seinem Anblick eine Grimasse, bevor er sich hinsetzte. »Gefällt dir dieses grässliche Loch wirklich? Zwei Straßen weiter, bei Renee gibt es den besten Whiskey in der Stadt und äußerst gefällige Mädchen.«
    »Ich fühle mich hier wie zu Hause«, versetzte Slade spöttisch.
    Edward starrte ihn an. »Quatsch. In Frisco würdest du unter keinen Umständen in ein solches Rattenloch gehen.«
    Slade erwiderte nichts. Er drehte sich um und gab einem dicken Mädchen hinter der Bar ein Zeichen, ein Glas für seinen Bruder zu bringen.
    »Willst du die ganze Flasche austrinken?« fragte Edward.
    »Vielleicht.«
    Edward seufzte. Er nahm Slades Glas und trank es zur Hälfte aus, dann schob er es zu ihm zurück. »Auch ich vermisse ihn.«
    »Fang nicht wieder davon an.«
    »Warum nicht?« Edwards Gesichtszüge strafften sich, und seine schönen blauen Augen funkelten. »Ich werde nie darüber hinwegkommen. James war einzigartig, aber deshalb trinke ich mich nicht zu Tode.«
    »Nein, aber du vögelst dich zu Tode«, erwiderte Slade ruhig. »Wenn du nicht aufpaßt, dann wirst du dir was einfangen, was dir leid tun wird.«

    Edward reagierte ärgerlich. »Du hast gut reden, obwohl du weiß Gott kein Chorknabe bist. Ich habe Xandria getroffen.«
    »Zwischen uns ist nichts und war niemals etwas«, erklärte Slade kategorisch.
    »Dann bist du ein Idiot«, versetzte Edward im gleichen Ton.
    Kurz darauf lächelte Slade, etwas traurig zwar, aber immerhin. Mit fast dem gleichen Ausdruck lächelte auch Edward, nur wurden bei ihm Grübchen sichtbar. Die Kellnerin kam jetzt mit einem Glas. Slade wollte seinem Bruder einen Drink eingießen, aber Edward hielt ihn davon ab. Er nahm ein Taschentuch aus der Brusttasche und reinigte das Glas. Danach hielt er das Tuch hoch, um Slade zu zeigen, dass es sich leicht verfärbt habe.
    Slade zuckte die Schultern und schenkte beiden nach. »Ein wenig Staub hat noch niemandem geschadet.«
    Edward seufzte und trank einen Schluck. »Also, was ist passiert? Die ganze Stadt ist voll von Gerüchten. Du hast sie gefunden.«
    »Ja, ich habe sie gefunden.« Slades Mund wurde schmal. »Sie weiß nicht, wer sie ist, kann sich an nichts erinnern.« Ein Bild von ihr drängte sich ihm auf, wie sie ihn mit einem Ausdruck ansah, in dem fast so etwas wie Verehrung lag. Ärgerlich schüttelte er es ab. Aber dieses Bild verfolgte ihn, seit er sie im Hotel
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