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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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bedeutete, dass er sich mit Bo anlegen musste.
    »Antworte ihm«, knurrte der Grizzly.
    »Ich hab aber keine Lust.«
    Die beiden Männer starrten einander an, und MacRyrie versuchte, Bo mit seiner Grizzly-Einschüchterungstaktik zu beeindrucken. Bei den meisten Bären funktionierte sie wahrscheinlich auch, aber der Grizzly hatte die Mähne vergessen. Bo Novikov hatte es seiner mongolischen Löwenmähne zu verdanken, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen vernunftbegabten Raubtieren nie einem Kampf aus dem Weg ging, auch wenn er sich nicht sicher war, dass er ihn gewinnen würde. Nicht jetzt und auch sonst niemals.
    Als die beiden daher ihre Handschuhe auf den Boden warfen – der Eishockeycode für Faustkampf – und sich mit fliegenden Fäusten mitten im Spiel aufs Eis stürzten, während sich ihre Klauen in wichtige Gesichtsteile ihres Gegners gruben, gab Bo, wie immer, der Mähne die Schuld.
    Blayne zuckte zusammen und fragte sich, was Lock MacRyrie, den nettesten aller Bären, dazu gebracht haben mochte, sich auf einen Faustkampf mit einem Teamkollegen einzulassen.
    »Lock prügelt sich«, teilte Blayne Gwen mit.
    »Ja, ja«, sagte Gwen und winkte ab, während das komplette restliche Team der Carnivores von den Sitzen aufsprang, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. »Von mir aus. Kümmern wir uns lieber wieder um die wichtigen Dinge. Was denkst du, warum er hier ist?«
    »Keine Ahnung.« Blayne deutete aufs Eis. »Lock könnte verletzt werden, falls es dich interessiert.«
    »Er kann schon auf sich selbst aufpassen. Gut möglich, dass er deinetwegen zurückgekommen ist, Süße.«
    »Was ist denn mit dir los? Bist du high?«
    »Hast du nicht gesehen, wie er dich angegafft hat?«
    »Doch, hab ich. Und dieser Blick wird mir noch Albträume bescheren, bis ich alt und grau bin … falls er mich so lange am Leben lässt und nicht beschließt, das Massengrab in seinem Keller durch mich zu ergänzen.«
    »Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass er jemals jemanden ernsthaft verletzt hat – außerhalb des Spielfelds.«
    »Irgendwie tröstet mich das nicht wirklich.«
    »Ich finde, du solltest dich ranmachen«, drängte Gwen.
    »Und ich finde, du solltest endlich zugeben, dass du Tracey immer noch hasst. Und dass du diesen Psychopathen nur ihretwegen in meine Arme treiben willst.«
    »Was ist denn schon dabei, wenn du nur mit ihm ausgehst, um sie zu ärgern? Ich meine, wo es mich doch so glücklich machen würde?«
    Blayne verdrehte die Augen. Diese Katzen vergaßen wirklich nie, wenn sie einen Groll gegen jemand hegten, oder? »Das wird dich vielleicht überraschen, Gwendolyn, aber ich weiß mit meiner Zeit wirklich Wichtigeres anzufangen. Zum Beispiel, mir Bambussprossen unter die Nägel stecken oder Löcher in all meine Zähne bohren. Und wie kannst du das da bitte ignorieren? «
    Gwen grunzte leise, lehnte sich vor und beobachtete kurz das Handgemenge vor ihr, das noch immer in vollem Gange war. »Ja, ja, faszinierend.« Sie drehte sich wieder auf ihrem Sitz um und drängte wieder: »Mal ernsthaft, du solltest wirklich unbedingt mit ihm ausgehen.«

Kapitel 2
    Da sie keine Lust hatte, sich an der Schlange vor der Toilette anzustellen, und ein paar Minuten für sich allein brauchte, bevor sie die Mannschaftskabine betrat, ging Blayne zum Stockwerk mit der größten Trainingshalle hinunter und steuerte die wundervolle, selten benutzte Toilette bei den Umkleiden der Derbymannschaft an. Blayne war glücklich, weil die Carnivores gegen ein anderes Topteam gewonnen hatten. Sie kamen allmählich in Fahrt und hatten zum ersten Mal seit Jahren gute Chancen, die Play-offs zu erreichen, und Blayne freute sich wahnsinnig für die Jungs.
    Sie freute sich sogar für Bo Novikov – einen Mann, der sich selbst weder über diesen Sieg noch über sonst irgendetwas zu freuen schien. Wusste er überhaupt, wie man lächelte? War er rein körperlich dazu in der Lage? Er hatte zwar den Siegtreffer erzielt, nach seinem Tor aber denselben Ausdruck auf dem Gesicht gehabt wie in dem Moment, als der zweite Torhüter der Carnivores den Puck durchgelassen hatte. Und Mann, hatte Blayne der Junge leidgetan. Er hatte ausgesehen, als würde er sich gleich in die Hose pinkeln, als Novikov auf ihn zugerauscht war und den armen Schakal von oben herab so eindringlich angefunkelt hatte, als sei er kurz davor, dem Kleinen das Gesicht abzubeißen und anschließend seine Jungen zu verspeisen.
    Blayne hatte schon einiges über Novikovs Einstellung auf
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