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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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Augen und bestellte Brot bei einer Kellnerin nach, die gerade an ihrem Tisch vorbeiging. Die Tatsache, dass Bernie mit Bo noch nicht einmal besprach, was sie bis dahin gehört hatten, konnte nur bedeuten, dass sein Agent das Angebot kein bisschen ernst nahm. Um ehrlich zu sein, tat Bo das auch nicht. Aber das Surf and Turf – Elch und Walrossspeck in einer köstlichen Pfeffersoße – war sensationell und Ulrich Van Holtz interessanter, als Bo erwartet hatte.
    Als sich das Abendessen dem Ende zuneigte, entschuldigte sich Bo, um auf die Toilette zu gehen, wofür er das Restaurant durchqueren musste. Der Laden war groß und ziemlich voll. Vor der ersten Toilette sah er eine Schlange, machte sich auf die Suche nach einer anderen und wurde auch fündig. Als er fertig war und die Treppe wieder hinaufstieg, hörte er jemanden singen … schlecht.
    Neugierig – immerhin war er ein halber Bär – lugte Bo um die Ecke. Er erkannte sie sofort als die Wolfshündin, die damals vor ihm weggelaufen war. Sie saß vor einem Laptop an einem Tisch, der mit Papieren und Notizzetteln übersät war. In ihren Ohren steckten die weißen Ohrstöpsel eines billigen MP 3-Players. Sie sang immer noch. Und unverändert schlecht. Sie versuchte sich an einer hohen Note und trieb ihm damit das Wasser in die Augen, aber es gefiel ihm, mit welcher Inbrunst sie sang. Mit welch aufrichtiger Freude. Er fühlte sich aus demselben Grunde von ihr angezogen, aus dem er sie schon vor all den Jahren anziehend gefunden hatte – von ihren geradezu lächerlich langen Beinen einmal abgesehen. Es war ihre Energie. Sie hatte etwas an sich, was ihn einfach mitriss. Er konnte es sich noch immer nicht erklären, aber er fand auch nicht, dass das nötig war. Er ging ins Restaurant zurück, setzte sich wieder an den Tisch und verkündete Van Holtz: »Wir sind im Geschäft.« Abgesehen vom obligatorischen »Hallo. Schön, Sie kennenzulernen« war dies alles, was Bo während des gesamten Essens von sich gab. Bernies verzweifeltes Gewinsel war zwar ein wenig störend, aber Bo wusste, dass die Hyäne darüber hinwegkommen würde.
    Und außerdem hatte er nur für ein Jahr bei den Carnivores unterschrieben. Ein Jahr, um »Die Beine« zu finden – diesen Spitznamen hatte Bo der Wolfshündin gegeben, weil ihm keiner der Philly Furors ihren richtigen Namen verraten wollte, geschweige denn, wo er sie finden konnte –, und dann … nun, das wusste er beim besten Willen noch nicht. Sex war natürlich ein absolutes »Muss«. Allein schon wegen dieser Beine. Er musste einfach wissen, wie diese Beine auf seinen Schultern aussahen. Ob sich danach noch etwas anderes entwickeln würde, wusste er nicht. Aber das Leben steckte stets voller Überraschungen. Es war bereits eine Überraschung, sie in diesem Moment auf den VIP -Plätzen zu sehen, obwohl sie in ihrer verschmutzten Cargohose, den Arbeitsstiefeln und dem abgewetzten Sweatshirt mit der Aufschrift B&G SANITÄR ganz und gar nicht wie ein VIP aussah.
    Bo kratzte sich im Nacken, machte sich diesmal jedoch nicht die Mühe, seinen Handschuh auszuziehen. Seine Mähne juckte. Er hatte es aufgegeben, sie abzuschneiden, da das Haar innerhalb von vierundzwanzig Stunden ohnehin wieder nachwuchs. Aber es war so dick und schwer, dass er sich am liebsten den Kopf rasiert hätte. Er hatte keine Ahnung, wie Löwen das aushielten.
    Bo rückte seinen Helm zurecht und bemerkte erst jetzt, dass er offensichtlich die volle Aufmerksamkeit des Torhüters und Kapitäns seiner Mannschaft genoss: Van Holtz.
    »Was?«, wollte Bo wissen, als der Wolf ihn weiter anstarrte.
    »Kennst du Blayne?«
    »Wen?«
    »Die Frau, die du gerade angestarrt hast.«
    Oh, ihr Name war also Blayne. Das war ein schöner Name. Er passte zu ihr. »Ich kenne eine Menge Leute«, erklärte Bo dem neugierigen Blödmann.
    »Damit hast du meine Frage nicht beantwortet.« Van Holtz stand nun mal auf inhaltlich und grammatikalisch korrekte Sätze. Bo kam sich vor, als würde er mit Miss Marsh reden, seiner Englischlehrerin aus der zehnten Klasse.
    »Das ist richtig. Damit hab ich deine Frage nicht beantwortet.«
    Als er von rechts einen Schlag auf die Schulter spürte, warf Bo einen Blick auf den Grizzly, der neben ihm saß. Van Holtz’ bester Freund, Lachlan MacRyrie, war kein übler Verteidiger und ging Bo für gewöhnlich aus dem Weg. Er wusste das bei einem Spieler zu schätzen. MacRyrie tat jedoch alles, um die Hilfsbedürftigen zu beschützen, auch wenn dies
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