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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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bringen. Da es in der Welt der Gestaltwandler keine Sportmedien gab, die über jeden einzelnen Schritt der Stars berichteten, gaben sich einige weibliche Fans der Hoffnung hin, er sei wirklich der charmante, geistreiche Typ, zu dem ihn die Gerüchteküche im Laufe der Jahre gemacht hatte. Ähm … er war weder charmant noch geistreich. Aber er war definitiv direkt und kurz angebunden. Wie es eine seiner Ex-Freundinnen formuliert hatte: »Ich hab immer gedacht, du seist schüchtern, was echt süß ist. Aber du bist nicht schüchtern. Du bist einfach introvertiert und magst eigentlich keine anderen Leute!« Seine Reaktion darauf hatte sie auch nicht weniger unglücklich gemacht: »Stimmt, aber das hab ich dir von Anfang an gesagt.« Und das hatte er wirklich. Bo war immer sehr direkt. Er mochte Direktheit. Durch Direktheit brachte man eine Sache in wenigen Sekunden auf den Punkt, anstatt stundenlange Fragen wie »Geht’s dir gut?« über sich ergehen lassen zu müssen, nur um als Antwort ein »Mir geht’s gut« zu hören. Nicht nur eine Frau hatte ihm den Laufpass gegeben, weil er ihr »Mir geht’s gut« für bare Münze genommen hatte, um später herauszufinden, dass es sich dabei um einen Code für »Ich bin unglücklich, und das ist alles deine Schuld, aber das solltest du auch wissen, ohne dass ich es dir sagen muss!« handelte.
    Er hatte diesen Blödsinn ein paar Jahre lang ertragen, war aber seit einiger Zeit allein. Es gefiel ihm so, und er hatte eigentlich die Absicht gehabt, diesen Zustand bis zu seinem Todestag beizubehalten. Dann hatte er jedoch – alle Jahre wieder – dieses Jucken gespürt, gegen das nur eine Art des Kratzens half. Er hatte seinen Agenten angerufen, Bernie Lawman vom Lawman-Clan – man konnte darüber, dass Hyänen ihre eigenen Kinder fraßen, denken, was man wollte, aber sie gaben phänomenale Agenten ab –, und ihm gesagt, was er ihm während all der Jahre bei diesen Telefongesprächen immer gesagt hatte: »Mir ist langweilig.« Nicht einmal drei Tage später meldete sich Bernie mit einer Angebotsliste von fast allen großen Eishockeyteams der amerikanischen, russischen und asiatischen Ligen wieder bei Bo. Das einzige Team, das sich demonstrativ geweigert hatte, ihm ein Angebot zu machen, waren die Alaska Bears – was allerdings daran lag, dass sie niemandem etwas anzubieten hatten. Das gesamte Team bestand aus Bären, bis auf die beiden Füchse im Mittelfeld. Ein Spiel gegen diese Mannschaft auch nur zu überleben, galt bereits als Sieg. Bo fand dies jedoch ein wenig zu einfach. Ein komplett mit Bären besetztes Team war keine wirkliche Herausforderung, solange Bo nicht gegen dieses Team spielte. Und Bo brauchte eine Herausforderung, denn wenn er sich langweilte, zog er weiter.
    Sämtliche Angebote umfassten einen Bonus in Höhe von mehreren Millionen Dollar bei Vertragsunterzeichnung und zahlreiche Extras, von denen vollmenschliche Sportstars nur träumen konnten. Bo dachte ausführlich über alles nach, aber eine eigene Robbenfarm kristallisierte sich immer mehr als sein Favorit heraus. Die Angebote waren zwar allesamt spektakulär, aber er grenzte sie schließlich auf das Team aus Hawaii – inklusive seines Privatgrundstücks in der Antarktis, damit er außerhalb der Saison nicht in der hawaiianischen Hitze ausharren und vor sich hinschmelzen musste – und das Team aus Utah ein: die Robbenfarm! Während er noch einmal in sich ging, rief sein Agent an.
    »Hast du nicht gesagt, du wolltest nach New York und bei diesem Secondhand-Buchladen vorbeischauen?«
    »Ja. Ich hatte vor, nächste Woche mal hinzugehen. Warum?«
    »Willst du gratis hinfahren?«
    Sicher. Warum nicht? Außerdem konnte Bernie so seine Familie in New York auf Kosten eines anderen besuchen. Dieser andere hatte sich als Ulrich Van Holtz erwiesen: Hin- und Rückflug im Privatjet – obwohl nichts einen so hohen Unterhaltungswert hatte wie das Entsetzen auf den Gesichtern des vollmenschlichen Flugpersonals, wenn Bo mit einem Koffer auf sie zusteuerte – und ein Treffen zum Abendessen mit Van Holtz in einem der eigenen familiengeführten Restaurants.
    Bo hatte schon gegen die Carnivores gespielt. Sie waren … okay. Sie waren definitiv nicht die Schlechtesten, aber sie überrannten ihre Gegner auch nicht gerade. Van Holtz, der Anteile an der Mannschaft hielt, war auch ihr Torhüter. Das Angebot war wiederum okay, aber als Van Holtz sich entschuldigte, um nach dem Essen zu sehen, verdrehte Bernie die
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