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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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nichts. Gar nichts. Ich bin nur so stolz auf Blayne.« Sie schnipste mit den Fingern. »Das hab ich ja ganz vergessen. Blayne ist zusammen mit Dee-Ann verschwunden, Smittys Cousine.«
    Bo versuchte verzweifelt, nicht in Panik zu geraten. »Warum sind die beiden denn gemeinsam gegangen?«, fragte er mit ruhiger, ausdrucksloser Stimme, aber Jess schien seine Besorgnis sofort zu erkennen.
    Sie nahm das Baby auf einen Arm, legte ihre freie Hand auf seine und sagte: »Oh, mach dir keine Sorgen, Süßer. Bestimmt hatte Dee nicht vor, sie umzubringen oder so.« Jess wandte ihren Blick ab. »Jedenfalls glaube ich das.«
    Dee beobachtete Blayne durch das Spiegelglas. »Tut mir leid«, sagte sie zu dem Bären neben ihr. »Das alles.«
    »Danke«, erwiderte Lock. Er verlagerte sein Gewicht und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Aber eigentlich musst du dich nicht bei mir entschuldigen, oder?«
    »Die blöde Kuh hat mir die Nase gebrochen, und ihretwegen hätte mich beinahe eine durchgeknallte Bärin umgebracht. Ich glaube, Blayne und ich sind über Entschuldigungen weit hinaus, denkst du nicht auch?«
    »Da hast du auch wieder recht.« Er deutete auf den Raum hinter der Scheibe. »Wird sie dir helfen?«
    »Nein. Sie wird ihnen helfen. Ich durfte mir deswegen einen endlos langen Vortrag anhören.« Dee hatte Blayne gebeten, ihr mit den Hybriden zu helfen, denn auch wenn diese die kostenlose Verpflegung und die sauberen Betten der Gruppe gerne annahmen, hatten die meisten von ihnen keine Lust, irgendetwas zu tun. Aber anstatt sie aufzugeben, hatte Dee sich gezwungen, sich in Erinnerung zu rufen, dass es diese Welpen, Katzen- und Bärenjungen in ihrem bisherigen Leben nicht leicht gehabt hatten. Es war durchaus wahrscheinlich, dass Dee ihre allerletzte Chance war. Sie würden entweder sterben, im Gefängnis landen oder bei einem illegalen Kampf enden. Also hatte Dee begonnen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, etwas, das sie in letzter Zeit immer öfter tat. Und das bedeutete, um Hilfe zu bitten, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte – selbst wenn sie Blayne Thorpe um Hilfe bitten musste.
    Außerdem war Dee schon immer stolz darauf gewesen, über die Tatsache hinwegsehen zu können, dass ihr Gegenüber ein lästiger kleiner Trottel war, sofern er die eine oder andere Fähigkeit besaß, die ihr von Nutzen sein konnte.
    Nach nicht einmal einer Stunde hatte Blayne die kleinen Unruhestifter-Hybriden, die immer auf der Suche nach der nächsten Gaunerei waren, dazu gebracht, sich in einem Kreis vor ihr auf den Boden zu setzen und sie anzustarren, als sei sie eine Göttin.
    Ja. Das Mädchen hatte was. Sie hatte es geschafft, die Bären für sich zu gewinnen, asoziale Hybriden-Teenager und sogar den meistgehassten Mann in der Gestaltwandler-Sportszene. Dee hatte zwar keine Ahnung, wie Blayne das angestellt hatte, aber sie erkannte ein Talent auf den ersten Blick.
    »Und, wirst du sie dafür bezahlen, dass sie diesen Job für dich erledigt, oder willst du nur ihre Menschlichkeit gegen sie verwenden?«
    Dee schnaubte. »Sie hält euch wirklich alle ganz schön zum Narren.«
    »Was soll das nun wieder bedeuten?«
    »Sie hat mir gesagt, dass sie ohne Bezahlung überhaupt nichts macht. Anscheinend haben hochwertige Haarpflegeprodukte – ›Honigbasis‹ war der Ausdruck, den sie benutzt hat – ihren Preis.«
    Lock lachte, und Dee fühlte sich etwas besser. Für gewöhnlich interessierte es sie einen Scheiß, wenn die Leute sie hassten. Aber Lock MacRyrie war nicht nur irgendjemand, nicht wahr? Gute Freunde, denen man vertrauen konnte, waren nicht leicht zu finden.
    »Wir werden doch nicht schon wieder über dasselbe Thema streiten, oder, Dee?«, fragte Lock schließlich, und Dee hatte geahnt, dass diese Frage kommen würde.
    »Nein.«
    »Gut. Du willst doch nicht, dass ich böse werde.«
    Damit hatte er recht.
    »Also, was hast du überhaupt mit diesen Kindern vor? Willst du deine eigene kleine Hybriden-Armee aufbauen?«, scherzte er. Aber als Dee ihn nur anstarrte, schüttelte Lock den Kopf. »Vergiss, dass ich gefragt habe. Vergiss es einfach.«
    »Schon geschehen, Boss.«
    Locks Telefon klingelte, und er zog es aus seiner Hosentasche. Als er auf das Display sah, grinste er hämisch. »Novikov sucht immer noch nach Blayne.« Er schaltete das Handy aus und steckte es in seine Tasche zurück.
    »Willst du den armen Mann wirklich so leiden lassen?«
    Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Genau das will
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