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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken
Autoren: G. A. Aiken
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ich. Ich wette, ich könnte Blayne auch leicht dazu überreden, heute Nacht bei uns zu schlafen. Wo die Mädels sich doch bestimmt einiges zu erzählen haben, du weißt schon.«
    »Und alle sagen, ich sei eine räudige Hündin.«
    »Ja, aber bei dir meinen sie das wortwörtlich.«
    Blayne schlüpfte an den beiden ehemaligen Marines vorbei, die sich angeregt vor dem Raum unterhielten, in dem sie sich gerade aufgehalten hatte.
    Sie folgte ihrer Nase, ging den Flur hinunter und zur Hintertür hinaus. Der Ausgang führte in ein prächtiges Gewächshaus mit wunderschönen Blumen und Pflanzen. Sie ging einen der Gänge entlang, bis sie fand, wonach sie suchte.
    Die Bärin saß auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, während ihre vernarbten Unterarme auf ihren angewinkelten Knien ruhten. Sie hatte ein hübsches Gesicht, das sie unter ihrem goldbraunen Haar mit den schwarzen Spitzen zu verstecken versuchte, und einen kräftig gebauten Körper. Sie war gut einen Meter neunzig groß und trug ein weißes T -Shirt, weite blaue Jeans und knöchelhohe Chucks an ihren großen Füßen. Doch trotz ihrer Größe sah sie aus wie eine normale Erstsemesterstudentin am College – abgesehen von den Narben. All diese Narben.
    Blayne ließ sich auf den leeren Platz neben der Bärin fallen. »Wie geht’s dir so?«, fragte sie.
    »Ganz gut.«
    »Ich bin Blayne.«
    »Hannah.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Hannah. Sie behandeln dich doch gut, oder?«
    »Sie haben mir noch nicht gedroht, mich einzuschläfern, falls es das ist, was du meinst.«
    »Zufälligerweise habe ich genau das gemeint, ja.«
    Blaynes aufrichtige Antwort führte dazu, dass die Bärin sie endlich ansah.
    »Hatten sie vor, uns einzuschläfern?«
    »So was Ähnliches.«
    »Aber du hast sie aufgehalten. Warum?«
    »Wenn sie heute eine Ausrede finden, euch einzuschläfern, dann finden sie morgen eine, um dasselbe mit mir zu tun. Außerdem sitzen wir Hybride alle in einem Boot. Wir müssen uns umeinander kümmern. Sonst tut es weiß Gott niemand.«
    Die Bärin entspannte sich, lehnte ihren Kopf gegen die Wand und ließ ihren Blick durch das Gewächshaus schweifen. »Wie lange muss ich noch hierbleiben?«
    »So lange du willst. Oder so kurz. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich zu irgendwas zwingen.«
    »Hast du denn so viel Einfluss?«
    »Im Augenblick schon.« Blayne grinste. »Genießen wir es, solange es dauert.«
    Hannah lächelte nicht, aber ihr finsterer Blick hatte sich etwas aufgehellt. Er erinnerte Blayne an Bo. Vielleicht war das ja typisch Bär.
    »Dee hat gesagt, du bist neunzehn. Damit bist du die Älteste in der Gruppe, die sie trainiert.«
    »Ja. Na und?«
    »Wenn du nicht die ganze Zeit hier sein willst, dann kannst du auch bei mir wohnen. Meine Wohnung ist nicht groß, aber gemütlich, und im Moment unglaublich sauber.«
    »Hast du denn keine Angst, mich bei dir wohnen zu lassen? Die Kampfhündin?«
    Blayne hob ihren Zeigefinger. »Die Kampfhund- Bärin .« Sie grinste erneut. »Das klingt doch viel cooler als Bären-Hündin, findest du nicht?«
    »Sicher. Klar. Was auch immer.«
    »Wie dem auch sei, du kannst bei mir wohnen und bekommst einen Job.«
    »Einen Job? Was für einen Job?«
    »Als Klempner.«
    »Klempner? Du willst, dass ich als Klempner arbeite?«
    »Na, na, na, da klingt aber jemand wie ein richtiger Snob. Es ist nichts Falsches daran, als Klempner zu arbeiten. Die Arbeit ist nicht schlecht und für gewöhnlich ziemlich beständig. Außerdem ist die Bezahlung gut, und ich kann dafür sorgen, dass du jeden Tag genügend Zeit hast, um hierherzukommen und zu trainieren.«
    »Wofür soll ich hier eigentlich genau trainieren? Wenn ich sie frage, kriege ich nie eine richtige Antwort.«
    »Du sollst trainieren, wie du auf dich selbst aufpassen kannst, ohne dass man dir rund um die Uhr einen Maulkorb verpassen oder sich Sorgen machen muss, dass du Leute mit deinen Zähnen zerlegst.«
    »Danke«, erwiderte Hannah mit einer ordentlichen Prise Sarkasmus. »Das war wirklich reizend.«
    »Ich bin zwar dafür bekannt, besonders reizend zu sein, aber in diesem Fall war ich nur ehrlich. Ich will, dass du eigene Entscheidungen triffst, Hannah. Aber das kannst du nicht, wenn ich dich anlüge.«
    »Du kennst mich doch nicht mal. Du weißt überhaupt nichts von mir.«
    »Noch nicht. Ich weiß noch nichts von dir. Aber ich habe vor, alles über dich zu erfahren. Und wenn du erst mal glücklich und entspannt bist und alles in deinem Leben richtig
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