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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi
Autoren: Verena Rank
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um und blickte an der weißen Fassade des fünfstöckigen Gebäudes hinauf, in dem er ab heute wohnen würde. Der Regen prasselte unaufhörlich auf sein Gesicht nieder und lief ihm am Hals entlang in den Kragen seiner Jacke. Wenn man aus einer Metropole wie Tokio kam, erschienen einem die Häuser hier teilweise wie Streichholzschachteln. Den Rucksack über der Schulter und die Reisetasche in der Rechten ging er auf die gläserne Eingangstür zu und suchte nach dem richtigen Klingelschild.

    Im zweiten Stock erwartete ihn eine junge, dunkelhaarige Frau bereits in der offen stehenden Tür. Vanessa. Er hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Irgendwie … blonder. Warum waren deutsche Mädchen in seiner Vorstellung fast immer blond? Vanessa war sehr hübsch. Sie hatten ein paar Mal miteinander gemailt und telefoniert, nachdem er sich auf die Anzeige wegen der WG gemeldet hatte.
    „Katsuro?“
    „Hi, du musst Vanessa sein. Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen.“ Katsuro streckte ihr die Hand entgegen und deutete eine leichte Verbeugung an, wie er es von zuhause gewöhnt war.
    „Herzlich willkommen, Katsuro.“ Sie machte keine Anstalten, seine Hand wieder loszulassen, sondern starrte ihn stattdessen verzückt an.
    „Ähm … darf ich reinkommen?“, fragte er nach einer Weile freundlich, woraufhin ihr Blick wieder nüchtern wurde und sie endlich den Griff löste.
    „Oh ja, natürlich, entschuldige. Du bist ja ganz nass.“ Sie trat zur Seite und machte eine einladende Geste, als ein junger Mann hinter ihm den Hausflur entlang gehetzt kam. Dank des blauen Anoraks und seines blonden Zopfes erkannte Katsuro in ihm den Verrückten von vorhin wieder. Er hatte rosige Wangen von der Kälte und sein weizenblondes Haar hing ihm nass ins Gesicht.

˜ ™

    Nick stockte der Atem und seine Schritte wurden langsamer, als er der Kerl von vorhin im Türrahmen stehen sah. Einen winzigen Moment dachte er, er wäre wegen des Unfalls hier, doch dann sah er die Reisetasche, die neben ihm auf dem Boden stand. Der Typ blickte ihn überrascht an, sagte jedoch nichts. Jetzt im grellen Licht des Hausflurs erkannte Nick die markanten Züge seines Gesichts besser. Seine dunklen Augen hatten die Form von Mandeln, sein Haar war tiefschwarz. Vanessa hatte erwähnt, dass ihr neuer Mitbewohner Halbjapaner war und aus Tokio kam. Hoffentlich hielt er die Klappe wegen vorhin! Nick war jetzt schon sicher, dass er ihn nicht mögen würde.
    „Hallo Nick, du kommst gerade rechtzeitig!“ Vanessa winkte ihm.
    „Vielen Dank fürs Warten heute Morgen!“, antwortete er bissig und warf dem Fremden einen feindseligen Blick zu. Vanessa ignorierte seinen Tonfall. Ihre Wangen waren gerötet, sie zupfte nervös am Kragen ihrer Bluse.
    „Darf ich dir Katsuro vorstellen? Ich hab dir ja schon von ihm erzählt, er studiert genau wie du Sport.“
    „Freut mich, Nick.“ Katsuro streckte die Hand zum Gruß aus. Er tat so, als hätten sie sich noch nie gesehen, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Er hielt ihn wohl für den größten Trottel auf Erden. Was bildete sich dieser Idiot überhaupt ein? Nick sah ihn ein, zwei Sekunden abschätzend an und reichte ihm dann widerwillig die Hand.
    „Hi“, entgegnete er frostig. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt. „Entschuldigt, aber ich bin müde und bis auf die Haut durchnässt. Ich glaube, ich lass mir erstmal ein heißes Bad ein.“
    Nick entnahm Vanessas Blick, dass sie ihn in diesem Moment am liebsten erwürgt hätte, doch Katsuro gegenüber ließ sie es sich nicht anmerken.
    „Ja mach das“, antwortete sie knapp, bevor sie sich wieder an Katsuro wandte.
    „Komm, ich geb’ dir erstmal ein Handtuch zum Abtrocknen und dann zeig ich dir dein Zimmer, damit du deine Sachen abstellen kannst.“

˜ ™

    Katsuro blickte Nick irritiert nach, als dieser sich ohne ein weiteres Wort zurückzog. Er zog seine Schuhe aus und hängte seine Jacke an die Garderobe im Eingangsbereich.
    „Wir müssen durch das Wohnzimmer.“ Vanessa deutete ihm mit einem Kopfnicken an, dass er ihr folgen sollte. Sie betraten einen gemütlichen, hellen Raum, der direkt mit der Küche verbunden war. Ein junger Mann mit blasser Haut und roten, langen Haaren stand vom Sofa auf und kam auf sie zu.
    „Robert, das ist Katsuro, unser neuer Mitbewohner.“
    „Hallo Katsuro. Ich hoffe, du wirst dich bei uns wohlfühlen“, begrüßte Robert ihn freundlich, während er Katsuro die Hand reichte. Er war ausgesprochen hübsch für
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