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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi
Autoren: Verena Rank
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ihre Brust reißen und tröstend über sein Haar streicheln.
    „Mein Onkel bat meinen Vater, ihm zu helfen, da er alleine mit der Schule überfordert wäre.“ Katsuros Blick wanderte über die neugierigen Gesichter und blieb an Nick hängen. Die dunklen Mandelaugen durchbohrten ihn förmlich. Nick zog die Brauen zusammen und schickte ihm seinen Todesblick, doch es schien ihn nicht zu beeindrucken. Der Typ kapierte offenbar nicht, dass er nervte.
    „Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Japaner. Meine Schwester und ich waren schon häufiger in Deutschland zu Besuch, trotzdem ist vieles noch sehr ungewohnt für mich.“
    „Das glaube ich dir.“ Vanessa lächelte ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Bewunderung an. In den letzten zwanzig Minuten hatte sie mehr gelächelt als sonst in einem halben Jahr.
    „Mein Vater leitet seit Jahren Karate-Lehrgänge in ganz Europa – viele davon in Deutschland“, fuhr Katsuro fort. „Unsere gesamte Familie übt diesen Sport schon seit mehreren Generationen aus.“ Katsuro machte eine kurze Pause, es herrschte völlige Stille am Tisch, jeder lauschte gebannt seinem Gesäusel.
    „Hast du den schwarzen Gürtel?“, wollte Robert plötzlich wissen. Der Glanz in seinen Augen und das zunehmende Interesse seiner Freunde störten Nick gewaltig. Außerdem sprach Robert doch sonst auch nur das Nötigste.
    „Den Schwarzgurt. Ja, den habe ich, seit ich elf bin.“ Karate Tiger nickte, während er Butter auf sein Brot schmierte. Warum machte das nicht Vanessa für ihn?
    Vanessa seufzte entzückt, Robert nickte anerkennend. Langsam wurde Nick richtig sauer. Er riss sich seit Monaten den Arsch bei sämtlichen Sportkursen auf und spielte im Basketball alle an die Wand – hatte er je ein Referat darüber halten dürfen? Dieser Vollidiot war gerade mal zwei Stunden hier und machte mit seinem Karatescheiß einen riesigen Aufstand. Gleich würde er noch eine Vorstellung geben. Nick hasste Kampfsport plötzlich und bereute es, sich in diesem Semester für einen Selbstverteidigungskurs angemeldet zu haben. Er merkte, wie albern das war, aber sein Ärger überwog in diesem Moment.
    Robert räusperte sich. „Das hört sich sehr interessant an. Vielleicht könntest du uns ja mal etwas zeigen?“
    Nick ballte die Fäuste unter der Tischplatte und biss sich auf die Zunge, um seinen Wutausbruch möglichst lange hinauszuzögern.
    „Man hört kaum einen Akzent, Katsuro. Bemerkenswert“, setzte Vanessa beeindruckt fort.
    „Danke. Na ja, meine Mutter hat darauf bestanden, dass wir zweisprachig aufwachsen.“
    Nick kochte mittlerweile. Er hätte gerade einen akuten Erstickungsanfall oder sonst etwas erleiden können, niemand am Tisch hätte es bemerkt.

    Im Flur wurde die Wohnungstür aufgeschlossen, einen Augenblick später betrat Mike das Wohnzimmer. Er sah blass und abgehetzt aus, dunkle Ränder zeichneten sich unter seinen Augen ab.
    „Hi Leute. Oh Mann, was für ein Scheißtag heute. Ich bin fix und alle.“ Als er näher trat, fiel sein Blick auf Katsuro. „Oh hey, unser neuer Mitbewohner, oder?“
    „Ja Mike, das ist Katsuro.“ Vanessa erhob sich, um einen Teller und ein Glas aus dem Schrank zu holen. „Wir hatten keine Ahnung, wann du heute nach Hause kommst.“
    Mike trat näher und reichte Katsuro die Hand.
    „Freut mich. Du kommst aus Japan, richtig?“
    Katsuro nickte. „Ja, aus Tokio. Ich habe dort mein Sportstudium begonnen und werde hier in München damit weitermachen.“
    Mike deutete mit dem Kinn auf Nick. „Da kann dir unser Sonnenschein bestimmt etwas unter die Arme greifen, er studiert auch Sport.“
    Nick klappte den Mund auf, beinahe wäre ihm die Essiggurke entwischt, auf der er gerade lustlos herumkaute. Warum musste Mike das ausgerechnet jetzt erwähnen? Er kaute aggressiv weiter, während er seinem besten Freund einen finsteren Blick zuwarf. Mike hob fragend die Augenbrauen und setzte sich. Vanessa reichte ihm ein Glas und deutete auf den Teller, doch Mike schüttelte den Kopf.
    „Danke, ich hab keinen Hunger.“
    In letzter Zeit fiel auf, dass Mike kaum noch etwas aß. Er hatte an Gewicht verloren, wirkte ausgemergelt und blass. Nick wusste, dass er momentan aus Kummer mehr Alkohol trank als sonst. In letzter Zeit kam es immer häufiger vor, dass er sogar nach der Arbeit noch in eine Kneipe ging, um sich zu besaufen. Nick lehnte sich unauffällig zu ihm hinüber, indem er sich etwas Brot nahm, konnte aber keinen Alkoholgeruch feststellen.
    „Mike, du musst doch
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