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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi
Autoren: Verena Rank
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sie doch sonst in allem was sie tat unglaublich beherrscht und diszipliniert. Manchmal wirkte sie beinahe zu ernst und erwachsen mit ihren vierundzwanzig Jahren.
    Vanessa verdrehte die Augen, nahm ein paar leere Tassen aus dem Oberschrank und stellte sie zusammen mit der Kaffeekanne auf den Tisch. Dann ließ sie sich ihm gegenüber nieder, schenkte ihm eine Tasse voll und schob sie über die Tischplatte.
    „Du bist ein unverbesserlicher, arroganter Schnösel!“, erwiderte sie streng, dann wurde ihr Gesichtsausdruck etwas weicher, fast liebevoll. „Sei froh, dass ich dich so gern hab. Aber wann wirst du endlich mal erwachsen?“
    „Tja, wie wäre es denn mit einem heißen Date, bei dem Sie mir demonstrieren, was genau für Sie erwachsen sein heißt, Frau Doktor?“, fragte Nick, wobei er das Wort „Doktor“ absichtlich betonte und dabei mit den Augenbrauen wackelte. „Das könnte sehr lehrreich werden.“
    Vanessa war Krankenschwester, er neckte sie manchmal, indem er sie zur Frau Doktor machte. In ihrer weißen Kleidung sah sie echt scharf aus. Sie lachte auf, neigte sich vor und strich Nick eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Da kannst du warten, bis du schwarz wirst, Don Juan. Ich bin mir sicher, es finden sich genügend kleine Mädchen, die mit dir um die Häuser ziehen und Doktor spielen wollen. Ich bin zu alt für so etwas.“
    Vanessa ließ ihn regelmäßig abblitzen. Vielleicht kannten sie sich einfach schon zu gut, im Laufe der Zeit war sie wie eine große Schwester für ihn geworden. Dennoch nagte es an seinem Ego, dass sie ihm nicht einmal eine klitzekleine Chance gab. Nick schüttelte lachend den Kopf, schnappte sich den Zucker und ließ ihn langsam in den Kaffee rieseln.
    „Du bist nur vier Jahre älter als ich, Süße. Außerdem stehe ich auf reifere Frauen“, antwortete er und blickte ihr absichtlich tiefer in die Augen als nötig war. Insgeheim fuhr sie doch auf ihn ab – sie wusste es nur noch nicht. Vanessa wollte gerade etwas erwidern, als Robert in lila Shorts in die Küche marschierte. Nick starrte ungläubig auf Spongebob, der auf der Vorderseite abgebildet war, stöhnte theatralisch auf und hielt sich eine Hand vor die Augen. Vanessa seufzte resigniert und beugte sich so tief über ihren Kaffee, dass Nick befürchtete, sie wolle sich darin ertränken.
    „Wenn Mike jetzt auch noch in Unterhosen hereinspaziert, ziehe ich aus, ich schwör ’ s euch. Könnt ihr nicht einmal etwas Rücksicht auf mich nehmen?“, klang es dumpf aus der Kaffeetasse. Robert zuckte entschuldigend die Achseln. Er besaß die Angewohnheit, sich erst nach dem Frühstück anzuziehen, da er Angst hatte, sich mit Kaffee oder Marmelade zu bekleckern. Nick warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Oh Mann, Robert! Willst du, dass ich Augenkrebs bekomme? Was soll diese schwule Unterhose und was hat Spongebob auf deinem Schwanz zu suchen?“
    Vanessa stieß einen erstickten Laut aus, während sich Robert unbeeindruckt setzte. Sein langes, feuerrotes Haar, das noch feucht vom Duschen war, streifte die Tischplatte, als er sich vorneigte, um eine Tasse zu nehmen.
    „Kann ja nicht jeder so perfekt sein wie du, Sonnenschein“, stichelte er grinsend zurück. „Unsereiner muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um einmal so im Mittelpunkt zu stehen.“
    „Neidisch, Sommersprosse?“, entgegnete Nick herausfordernd. „Mit deiner Unterwäsche kannst du höchstens die alten Weiber im Krankenhaus bezirzen, die gehen bestimmt ab wie Raketen.“
    „Nick!“ Vanessa verschluckte sich an ihrem Kaffee und schüttelte den Kopf. „Zumindest trägt Robert ein T-Shirt … im Gegensatz zu dir.“ Sie wusste, dass Robert und Nick sich nicht wirklich zankten, aber manchmal nahm sie alles viel zu ernst. Robert arbeitete im Krankenhaus als Pfleger auf derselben chirurgischen Station wie Vanessa. Durch sie hatte er vor einem Jahr das Zimmer in der WG bekommen.
    Nick zuckte mit den Schultern und seufzte. „Wie dem auch sei – ich würde liebend gern über Spongebob quatschen, aber ich muss mir noch schnell die Haare waschen. Wartet auf mich, okay?“
    Vanessa erhob sich und räumte ihre Tasse weg.
    „Wenn du in zehn Minuten nicht da bist, fahren wir, das ist mein Ernst. Ich nehme dich gerne im Auto mit, wenn ich Tagschicht habe, aber dann musst du zeitig aufstehen und nicht wie eine Diva stundenlang im Bad stehen.“
    „Ja, ja. Ich beeile mich. Versprochen.“ Nick stand auf und bemerkte Roberts Blick, als er den Raum
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