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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi
Autoren: Verena Rank
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verließ. Starrte er ihm schon wieder auf den Hintern, oder bildete er sich das nur ein? Aus Robert wurde er nicht schlau. In der WG war er aufgeschlossen und durch seine ruhige, freundliche Art ein angenehmer Zeitgenosse, doch aus seinem Privatleben wusste niemand mehr, als dass seine Eltern irgendwo in München lebten und er einen Halbbruder hatte. Keiner in der Wohngemeinschaft kannte seine Familie, bei der er seine freien Tage verbrachte. Robert erzählte kaum etwas von sich oder seiner Vergangenheit, so sehr er auch mit Fragen gelöchert wurde. Aber bei Nick ahnte ja auch niemand, was er in Wahrheit für eine kaputte Beziehung zu seiner Mutter hatte. Er spielte ihnen eine heile Welt vor, die zu seinem perfekten Image passte. Nicht einmal Mike, sein bester Freund wusste, was wirklich in ihm vorging.

    Gerade als Nick ins Bad wollte, kam Mike aus seinem Zimmer nebenan. Er gähnte und rieb sich die Augen.
    „Morgen, Mike.“ Nick deutete auf die schwarze Unterhose seines besten Freundes. „Ich an deiner Stelle würde mir lieber etwas anziehen, Vanessa ist heute nicht gut auf Unterwäsche zu sprechen“, warnte er ihn vor und setzte dabei eine betont ernste Miene auf.
    „Hä? Wie meinst du das?“ Mike fuhr sich mit der Rechten durch sein verstrubbeltes, kurzes Haar und warf einen prüfenden Blick an sich hinunter.
    „Schau dir Roberts Shorts an und du verstehst, was ich meine“, gluckste Nick und zeigte auf die Badezimmertür. „Macht es dir was aus, wenn ich vor dir schnell unter die Dusche springe? Ich bin scheißspät dran, Vanessa killt mich, wenn ich nicht in zehn Minuten in ihrem Auto sitze.“
    „Zehn Minuten?!“ Mike sah auf seine Armbanduhr und schüttelte lachend den Kopf. „Kauf dir schon mal die U-Bahn Tickets, Kumpel. Du kriegst es wohl nie auf die Reihe, pünktlich aufzustehen, oder?“
    „Du hast ja auch gut reden mit deinem Job. Wenn ich erst um neun anfangen und dann nur ein paar Anzeigen aufnehmen und in den Computer tippen müsste ...“
    „Dann würdest du erst um halb neun aufstehen und auch nicht fertig werden“, beendete Mike Nicks Satz. „Mach du nur dein Studium, Sportskanone, damit wenigstens aus dir etwas Anständiges wird. Na gut, ich hol meine Jeans und du beeilst dich lieber.“ Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Badezimmertür.
    „Okay, danke.“
    Sie grinsten sich verschwörerisch an, bevor Nick eilig ins Badezimmer huschte. Er war froh, dass Mike heute offensichtlich gut drauf war. Seit ihn seine Freundin vor ein paar Wochen wegen eines anderen Kerls hatte sitzen lassen, barg jeder Tag mit ihm eine neue Überraschung. Wenn er arbeiten musste, ging es noch einigermaßen. An den Wochenenden jedoch betrank er sich regelmäßig, war immer häufiger in Schlägereien verwickelt und kam erst nach Hause, wenn es bereits hell wurde. Die Trennung hatte Mike völlig aus der Bahn geworfen. Er konnte froh sein, dass sein Chef zugleich ein guter Freund war und Verständnis für Mikes Zustand zeigte. Nick rief sich den letzten Samstag in Erinnerung, als er ihn sturzbesoffen aus einem Club herauszerren musste und mitten in eine Schlägerei geraten war. Der Bluterguss an seinem Arm schmerzte immer noch, aber Mike war sein bester Freund. Er machte sich Sorgen um ihn, doch der Sturkopf ließ sich nicht helfen. Die Einzige, auf die er manchmal hörte, war Vanessa. Mit ihrer ruhigen und zugleich bestimmenden Art hatte sie ihn schon in manchen Situationen zur Vernunft bringen können, in denen Robert und Nick völlig überfordert waren. Sie waren schon ein merkwürdiger Haufen, aber die WG war Nicks Familie, und er konnte sich ein Leben ohne Mike, Vanessa und Robert nicht mehr vorstellen.

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    Nick stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und blickte in den Spiegel. Kritisch betrachtete er seinen Bizeps und die Brust- und Bauchmuskeln, die sich deutlich abzeichneten. Das waren die angenehmen Nebeneffekte eines Sportstudiums.
    Als es energisch an der Tür klopfte, fuhr er zusammen.
    „Nick, bist du endlich fertig? Wir fahren jetzt!“
    „Ich komme gleich!“
    „Aber ich sagte doch …“
    Das laute Föhngeräusch verschluckte den Rest von Vanessas Worten. Als Nicks Haare trocken waren, raffte er sie im Nacken und wickelte ein Gummiband darum, die etwas kürzeren Strähnen an den Seiten klemmte er sich locker hinters Ohr. Nicks Spiegelbild musterte ihn mit einem zufriedenen Grinsen. Dank Bleaching waren seine Zähne weiß, wie die von Dr. Best. Er schlüpfte in seine Jeans und zog
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