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Schaerfer als Wasabi

Schaerfer als Wasabi

Titel: Schaerfer als Wasabi
Autoren: Verena Rank
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ihr zuzwinkerte. Sie tauschte einen Blick mit ihrer Freundin, worauf sie kicherten wie kleine Mädchen. Alexandras Wangen waren leicht gerötet, während sie Nick interessiert in Augenschein nahm. Er warf ihr eindeutige Blicke zu und war froh, dass er sofort für klare Verhältnisse zwischen Jessy und sich gesorgt hatte. Sie war gottseidank auch keines von den Mädels, die einem nach einer gemeinsamen Nacht nicht mehr von der Pelle rückten und meinten, Besitzansprüche geltend machen zu müssen. Sie war manchmal etwas aufdringlich und anstrengend, aber im Bett war sie eine Granate und sie gab ihm das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

    Nick hasste den Montag, denn dieser Tag war der anstrengendste und längste in der Woche. Er jobbte neben der Uni in einem Fitnessstudio, um sich seinen Lebensunterhalt und das Studium leisten zu können. Nick bezog zwar BAföG, doch um über die Runden zu kommen, ging es nicht ohne Job. Von seiner Mutter konnte er keine finanzielle Hilfe erwarten, die steckte ihr Geld lieber in ihren jungen Liebhaber.

    Es war bereits dunkel, als Nick entnervt und abgehetzt aus der U-Bahn stieg. Der Regen war stärker geworden. Er wollte nur noch nach Hause und bequeme Klamotten anziehen. Nick hielt sich die Tasche über den Kopf, damit seine Haare nicht wieder nass wurden, sah sich kurz um und hetzte über die Straße. Im nächsten Moment vernahm er das Quietschen von Reifen und starrte in zwei Scheinwerfer, die knapp vor ihm zum Stehen kamen. Vor Schreck ließ er seine Tasche fallen, sprang zur Seite und blickte sich mit rasendem Herzschlag nach dem Wagen um. Eine dunkelhaarige Frau saß am Steuer, ihr Gesicht konnte er nicht genau erkennen. Die Beifahrertür öffnete sich und ein junger Mann stieg aus.
    „Sag mal, geht’s noch? Rot heißt stehen bleiben, schon mal etwas davon gehört?“ Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, seine dunklen Augen fixierten Nick hektisch. Nick war für einige Sekunden wie gelähmt, sein Puls raste. Der junge Mann kam ein Stück näher und hob schimpfend Nicks Tasche auf. Als er Nick jedoch direkt ansah, verstummte er und sein Blick wurde etwas weicher. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er in ruhigerem Ton, während er ihm die Tasche reichte. In diesem Moment erwachte Nick aus seiner Starre, Wut stieg in ihm auf. Wie redete der Kerl eigentlich mit ihm? Er riss ihm die Tasche aus der Hand und funkelte ihn böse an.
    „Reg dich ab, Mann! Ihr hättet auch besser aufpassen können!“
    Als sich die Fahrertür öffnete, stieß Nick ein wütendes Schnauben aus, wandte sich ab und ergriff die Flucht. Sein Herz ratterte noch immer wie ein Maschinengewehr.

Zwei

    Katsuro nahm seine Reisetasche und den Rucksack von der Rückbank, schlug die Wagentür zu und eilte zur Fahrerseite, um sich zu verabschieden. Seine Mutter wirkte etwas blass um die Nase, als sie ausstieg.
    „Ist wirklich alles in Ordnung, Mama?“
    „Ja, ich bin nur erschrocken, als der junge Mann wie aus dem Nichts auftauchte. Ist ja zum Glück nichts passiert.“
    „Er war selbst schuld. Schließlich hatte dieser Idiot rot.“
    Sie zuckte mit den Schultern, Regen tropfte ihr von den Haaren ins Gesicht. Auch wenn sie es zu verbergen versuchte, in ihren braunen Augen konnte Katsuro ihre Besorgnis ablesen.
    „Na? Aufgeregt?“, fragte sie leise.
    Er schüttelte den Kopf. „Quatsch. Ein Tag wie jeder andere.“
    Sie lachte und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Er konnte ihr nichts vormachen, schließlich war sie seine Mutter und kannte ihn besser als jeder andere Mensch.
    „Du wirst dich schnell eingewöhnen und Anschluss finden. Vanessa scheint eine nette, junge Frau zu sein. Ich bin gespannt, was du uns am Wochenende zu erzählen hast.“
    Katsuro zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, ich auch. Hier ist alles so anders als in Tokio. Sehr gewöhnungsbedürftig.“
    Sie hob die Hand und strich ihm eine feuchte Strähne aus der Stirn. Ihre Hand war warm und vertraut.
    „So fremd wird das alles gar nicht für dich sein – du warst doch schon so oft in Deutschland. Und jetzt rein mit dir, du wirst ja ganz nass.“
    „Danke fürs Fahren, Mama. Wir sehen uns am Samstag, okay?“
    „Wir sind zu Hause, wenn du kommst.“ Sie umarmten sich, und seine Mutter küsste ihn auf die Wange, bevor sie sich in den Wagen zurück setzte und den Motor anließ.
    „Sayonára, Katsuro. Bis in ein paar Tagen!“
    „Sayonára!“ Er schlug die Tür zu und wartete, bis sie vorne an der Ampel abbog, dann wandte er sich
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