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Schärfentiefe

Titel: Schärfentiefe
Autoren: I Mayer-Zach
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schlauer Fuchs, er wusste, wie wertvoll diese Fotos für ihn sein würden. Aber ich sage Ihnen noch etwas: Ich bin nicht vom Kartellamt, mich interessieren Ihre liederlichen Geschäfte nicht. Und es interessiert mich überhaupt nicht, auch nur irgendetwas von Urbans Privatleben an die Öffentlichkeit zu bringen. Nicht um Ihnen einen Gefallen zu tun, oh nein, sondern ausschließlich, weil es für alle Geschädigten das Beste ist, wenn nichts ans Licht kommt. Das würde ihnen zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr helfen, sondern höchstens alte Wunden aufreißen“, schloss Paula ihren Monolog. Ihr Herz pochte, ihre Ohren mussten knallrot angelaufen sein.
    Santo war im Sessel zusammengesunken. In seiner Vorstellung schwammen wohl soeben mehrstellige Eurosummen davon. Paula bereute es nicht, dass das Temperament mit ihr durchgegangen war. Santo hin oder her. Sie fühlte sich nicht schlecht.
    „Dann würde ich sagen, dass unsere Besprechung auf sehr fruchtbaren Boden gefallen ist“, hörte sie Schwabbelbauch sagen. Es dauerte eine Weile, bis diese unerwartete Antwort Nieders in Paulas mit Adrenalin voll gepumpten Gehirnzellen ankam und entschlüsselt wurde. Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn anglotzte. Santos Wirbelsäule streckte sich ein wenig.
    „Mehr als Ihr Wort, dass nichts an die Medien gehen wird, wollte ich nicht. Es war mir nur wichtig, das persönlich mit Ihnen zu besprechen.“
    Paula fehlten noch immer die Worte. Da hatte sie ihm die ärgsten Vorwürfe ins Gesicht gesagt und der Mann lehnte sich zufrieden zurück und tat so, als ob alles bestens gelaufen wäre, während sie von ihren eigenen Worten aufgewühlt war. Sie hatte erwartet, dass er aufspringen, ihr mit dem Rechtsanwalt drohen würde, aber nichts von alledem war geschehen. Vielmehr lächelte er sie freundlich an. Santo hatte sich einigermaßen vom vermeintlichen Verlust seines Geldes erholt, hoffte aufs Neue und warf seine Netze wieder aus.
    „Dann bleibt es bei unserer Abmachung zu den Feierlichkeiten und zur Biografie?“
    „Ich sehe keine Veranlassung, etwas an den Verträgen zu ändern. Womit wir wohl alles besprochen hätten. Entschuldigen Sie, aber ich muss leider aufbrechen, mein nächster Termin wartet.“ Doktor Nieder erhob sich und verabschiedete sich mit einer angedeuteten Verbeugung. Paula war froh, dass sie ihm nicht die Hand schütteln musste. Diesmal war es ihre, die schweißnass war. Santo war aufgesprungen und begleitete ihn hinaus.
    „Na puh, das war ja wieder einmal knapp“, sagte er, als er zurückkam und sich geräuschvoll auf seinen Sessel fallen ließ. „Was bitte war das alles, was du da zu ihm gesagt hast? Für mich war das alles ein spanisches Dorf. Um welche Fotos ging es da und was meintest du mit den Einbrüchen? Ich wusstegar nicht, dass bei dir eingebrochen wurde. Und was bitte hat Doktor Nieder damit zu tun?“
    Paula schwieg. Sie hatte ohnehin schon zu viel gesagt.
    „Paulinchen, Paulinchen, du musst besser aufpassen, dass nicht die Emotionen mit dir durchgehen. Obwohl ich sagen muss, dass ich immer wieder aufs Neue beeindruckt bin, wie es dir gelingt, bei allem diplomatischem Ungeschick doch deine Kombinierfähigkeit und Kompetenz so gut darzustellen, dass man dir nicht einmal böse sein kann. Auch Nieder war schwer beeindruckt. Das hat er mir gerade gesagt. Er wird wieder auf uns zukommen, wenn er entsprechende Projekte hat.“
    „Was ist mit der Biografie?“
    „Was soll sein? Wie besprochen. Du schickst mir alles, von dem du glaubst, dass es verwertbar ist, wir fetten das mit dem entsprechenden Fotomaterial auf und fertig ist die Geschichte. Da fackeln wir gar nicht mehr lange herum. Honorar bleibt, wie vereinbart. Okay?“
    Manchmal blickte Paula nicht durch. Da strampelte man sich ab, und nichts gelang, und dann tat man nichts oder zumindest nichts Herausragendes, und alles lief wie am Schnürchen.

Siebzehn
    Paula erwachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sie hatte mit Kurt gestern noch lange darüber gesprochen, welches Vorgehen am sinnvollsten sei. Argumente und Gegenargumente hatten sich nahezu die Waage gehalten.
    Schließlich hatte sie eine Entscheidung getroffen, die ihr als die richtige erschien. Sie würde weder Krein anzeigen, noch Urbans Doppelleben publik machen. Sie wollte nur Santo darüber informieren, dass sie die Arbeit an der Biografie abschließen, alle brauchbaren Informationen zusammenfassen und diese an ihn schicken würde. Dann konnte er damit machen, was er wollte. Was
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