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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller
Autoren: Wrath James White
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Kunstlehrerin lächelte ihn freundlich an. Sie machte sich über seine offensichtliche Verlegenheit lustig. Joe missfiel es, dass sie sich an seinem Unbehagen hochzuziehen schien. Er hatte das Gefühl, gönnerhaft behandelt, wenn nicht sogar verspottet zu werden.
    Joe betrachtete noch einmal die Leinwand. Es sah tatsächlich ein bisschen wie etwas aus, das Francis Bacon gemalt haben könnte. Das gezwungene Lächeln der Kunstlehrerin schob sich wieder in sein Sichtfeld. Nun erkannte er darin lediglich den Versuch, ihn zu beruhigen. Sie verhöhnte ihn nicht. Nahm ihn nicht auf den Arm.
    »Vielen Dank«, flüsterte Joe verlegen.
    »Es ist wirklich ein intensives und eindringliches Werk.«
    Trotz ihres Lobs bemerkte Joe die Nervosität in ihrer Stimme und roch die Furcht in ihrem Schweiß. Der Duft ihrer Beunruhigung kroch in seine Nasenlöcher. Was für ein Glück, dass sie ihn sexuell überhaupt nicht anmachte.
    Seine Kommilitonen gafften weiterhin das Bild an. Einige lobten es, andere kritisierten es, wiederum andere warfen ihm nervöse, angewiderte Blicke zu. Schließlich kehrte das Aktmodell zurück. Alle Augen wanderten zu der mageren jungen Frau, als sie sich im Bademantel mit den Schuhen in der Hand zurück ins Atelier schlich. Mit ihren großen, nervösen, wässrigen Rehaugen blickte sie der Lehrerin über die Schulter und spähte erst das Bild, dann Joseph an. Sie schien zu zittern. Ein unsicheres Lächeln stahl sich zögernd auf ihre Lippen, als sondierte es erst vorsichtig das Terrain, bevor es sich auf dem gesamten Gesicht ausbreitete.
    »Bin ich das? Siehst du mich so?« Ihre Stimme klang leise und zurückhaltend, aber es lag auch ein Hauch von Sinnlichkeit darin. Ihre Augen hielten Joes Blick stand, als wollte sie ihn herausfordern.
    »Ja. Es ist das, was ich gesehen habe.« Joe schielte verschämt zu Boden.
    »Das gefällt mir. Und es macht mir zugleich Angst. Noch nie hat mir etwas eine solche Angst eingejagt.«
    »Du kannst es haben, wenn du möchtest.«
    »Was? Du kannst es nicht einfach verschenken. Lass mich wenigstens dafür bezahlen.«
    »Nein. Es gehört dir. Du warst die Inspiration, also sollst du es haben.«
    Das Modell betrachtete noch einmal die Leinwand mit den wütenden roten Hieben, die durch das Rosa und Braun schnitten, und zuckte erneut zusammen.
    »Ich war die Inspiration?«, flüsterte sie unsicher.
    »Ja.«
    »Dann lass dich wenigstens zum Essen einladen. Sozusagen als Entlohnung.«
    Joe musterte sie von unten herauf. In seinen Augen glomm noch immer diese raubtierhafte Begierde.
    »Ich glaube nicht, dass das klug wäre.«
    Die junge Frau öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie ging hinaus, tief in die Betrachtung der Leinwand versunken, die sie auf Armlänge vor sich ausgestreckt hielt. Auch die anderen standen auf und verließen das Atelier.
    Schweigend suchte Joe seine Sachen zusammen und lief ebenfalls nach draußen. Er war so erregt, dass er fast quer über den Campus in sein Zimmer gesprintet wäre, um sich dort einen runterzuholen. Es war spät und er hoffte, sein Zimmergenosse trieb sich irgendwo in einer Kneipe herum, sodass er ein paar ungestörte Minuten für sich hatte.
    Er war kaum zur Tür herein, als das Telefon klingelte. Schon wieder sein Vater – betrunken und mit Redebedarf. Er wollte sein Gewissen erleichtern.
    »Hör mal, Sohn, du weißt doch, dass ich dich liebe, oder? Du bist das einzig Gute in meinem Leben und ich will nicht, dass es dir genauso geht wie mir. Deshalb bin ich so hart zu dir, Junge. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass du so endest wie ich. Aber irgendwie bringst du es nicht. Du bist viel zu weich. Weißt du, wer ich wirklich bin, Sohn? Ich habe furchtbare Dinge getan, Junge. Wirklich entsetzliche Dinge. Nicht mal deine Mom weiß davon. Aber ich glaube, du solltest erfahren ...«
    »Du bist betrunken, Dad. Geh schlafen.«
    Joe legte auf und schlüpfte unter die Bettdecke. Die Lust auf Wichsen war ihm vergangen.
    Er schlief zwei Stunden und als er aufwachte, hatte er drei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Alle stammten von seinem Vater.
    »Joey? Bist du da, Junge? Ich sollte diesen ganzen Kram nicht auf deinen AB quatschen. Geh bitte ran! Ich muss dir was über diesen Damon erzählen – den Kerl, der dich überfallen hat, als du noch klein warst. Joe, nimm ab!«
    Joe drückte die Löschtaste und die nächste Nachricht wurde abgespielt.
    »Hör mal ... dieser Damon ... ich kannte ihn. Ich ...«
    Joe löschte sie ebenfalls.
    »Da waren
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