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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen
Autoren: G Haderer
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das Kommando. Als es Zeit war, sich zu verabschieden, teilte er seinen Kollegen mit, dass er ohnehin bald wieder in der Stadt sei, um seine Familie zu besuchen, und dann würde er selbstverständlich vorbeischauen. Ob sie ihm glaubten, wusste er nicht – doch er wollte sich im Moment jegliche Sentimentalitäten ersparen. Baumgartner bot an, ihn zum Bahnhof zu bringen, was Schäfer gern annahm. Als sie am Bahnsteig standen, wussten sie beide nicht, was sagen. Vielleicht war sie erleichtert, dass er endlich weg war; vielleicht hatte sie die ganze Sache einfach noch nicht verdaut. Er küsste sie zum Abschied auf die Wange, bevor sie die Gelegenheit hatte, es zu verhindern.
    Nachdem er in Wörgl umgestiegen war, bat er den Schaffner unter Zuhilfenahme seines Dienstausweises, ihm ein verschließbares Abteil zur Verfügung zu stellen. Er stellte seine Tasche auf die Gepäckablage, nahm sein Telefon aus dem Jackett und hängte dieses an den Haken neben dem Fenster. Als der Zug Fahrt aufgenommen hatte, suchte er das Adressbuch durch. Habermann – seine Rolle in der ganzen Affäre hatten bislang weder seine Kollegen bei der Polizei noch die Journalisten hinterleuchtet, und Schäfer hatte nicht vor, daran etwas zu ändern. Andererseits: Eine dezente Warnung war nie falsch; und einen Gefallen schuldete ihm Habermann auf alle Fälle. Er drückte die Wähltaste.
    „Grüß Gott, Herr von Habermann … Ja … Ich mich auch … Danke, aber das war nicht nur mein Verdienst … Ich habe ja auch Helfer gehabt … Es ist ja immer gut, wenn man Menschen um sich hat, die dieselben Ziele verfolgen, oder? … Überhaupt nicht, Herr Habermann … So ein Verdacht liegt mir fern … Ich halte Sie nur für einen Menschen, der ein sehr feines Gespür für Gerechtigkeit hat … Egal, warum ich eigentlich anrufe: Ich habe da einen Bekannten, der liegt zurzeit auf der Intensivstation in St. Johann … Richtig geraten … Es wäre mir jedenfalls sehr viel leichter ums Herz, wenn es jemanden gäbe, der ihn regelmäßig besucht und sich um ihn kümmert … Ich denke doch, dass Sie beide sich einiges zu erzählen hätten, wenn nicht … Entschuldigen Sie, ja, das geht zu weit … Ich meine ja nur, da Sie ein sehr herzlicher und empfindsamer Mensch sind, wie ich zu wissen glaube, und der Herr Kern sonst niemanden … Vielen Dank, Herr von Habermann … Wenn ich mich auf Sie verlassen kann, können Sie sich auch auf mich verlassen … Auf Wiedersehen.“
    So, einen Anruf hatte er noch zu erledigen, sagte sich Schäfer zufrieden.
    „Tag, Herr Regisseur … Gut, und Ihnen? … Das denke ich mir, dass Sie davon gehört haben … Wahrscheinlich haben Sie auch von der Explosion erfahren, die das Haus des Anwalts vernichtet hat … Sehr professionell übrigens … Wer hat denn von Ihnen gesprochen, Meister Semtex … Natürlich waren Sie nicht in Kitzbühel … Aber wie Sie schon einmal erwähnt haben: Sie waren eine Armee … Friedrich, halten Sie den Mund … Ich habe keine Lust, Ihnen etwas anzuhängen … Ich will damit überhaupt nichts mehr zu tun haben … Nehmen Sie einfach zur Kenntnis, dass Sie in Österreich von jetzt an höchstens Urlaub machen und möglichst viel Geld dalassen … Eben … Und wenn ich einmal einen professionellen Gefallen brauche, kann ich mich doch jederzeit an Sie wenden … Danke, das ist sehr entgegenkommend … Also, Friedrich, machen Sie’s gut, und vergessen Sie mich nicht.“
    Schäfer legte das Telefon auf den Ausklapptisch, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Richtig, falsch, legal, widerrechtlich … was kümmerte es ihn, wenn er ein gutes Gefühl dabei hatte. Er war eben eingenickt, als sein Telefon ihn aus dem Schlaf riss.
    „Bergmann“, gähnte Schäfer, „dass man von Ihnen auch wieder einmal hört … Ich? Schon fast wieder in Wien, und Sie? … In Kitzbühel!? Das gibt’s doch nicht! Das machen Sie doch absichtlich, Bergmann, stimmt’s?!“

Alfred Komarek
    Polt.
    168 Seiten, € 17,90/sfr 31,50
    ISBN 978-3-85218-604-7
    Für Simon Polt, Gendarmerieinspektor im frei gewählten Ruhestand, hat sich viel geändert: Beruflich geht er neue Wege, und die gemeinsame Zukunft mit seiner Langzeitfreundin Karin Walter erscheint unvermutet in einem völlig neuen Licht.
    Zur Polizei, die nunmehr über die kleinen Dörfer im Wiesbachtal wacht, hat Polt kaum noch Kontakt – nur mit Norbert Sailer ist er befreundet, einem Ordnungshüter ganz nach seinem Geschmack. Doch nach einem gemeinsamen Abend der beiden
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