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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen
Autoren: G Haderer
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sagte er leise und ging in sein Zimmer, um die Schlüssel zu holen.
    Eine Viertelstunde später stand Danningers Subaru in Kirchberg auf dem Parkplatz neben dem Sessellift. Schäfer hielt sein Telefon in der Hand und ging das Adressbuch durch. Wieder und wieder. Bergmann … der würde ihn verstehen. Maria … sie würde ihn verstehen … Beide würden ihn abhalten. Was tat er hier? Ein fremdes Leben aufs Spiel setzen für seine persönliche Bestätigung? Er nahm seine Glock aus dem Holster, entsicherte sie und legte sie auf den Beifahrersitz. Für einen Moment lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Dann drückte er die Wähltaste.
    „Kern. Schäfer hier. Wo bist du gerade? … Du musst mir jetzt helfen … Ich hab ihn … Das kann ich dir jetzt nicht erklären … Hast du einen Wagen? … Gut. Du musst nach Kirchberg … Sein Name ist Raimund Sonnbichler … Genau der … Richtig, gleich nach der Ausfahrt den Berg hinauf … Das vorletzte Haus auf der linken Seite … Du nimmst ihn fest und wartest, bis ich da bin … Alles klar. Sei vorsichtig.“
    Schäfer öffnete das Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett: halb zwölf. Er startete den Wagen, fuhr vom Parkplatz ab und bog nach hundert Metern in eine Seitenstraße ein, die den Berg hinaufführte. Er sah auf die Tafeln mit den Hausnummern. Da … bei Sonnbichler brannte noch Licht. Schäfer fuhr vorbei und hielt ein Stück weiter hinter einer Trafostation, von wo er einen guten Blick auf die Straße und das Haus hatte. Er drehte das Licht ab und wartete. Nach etwa einer Viertelstunde sah er, wie sich zwei Scheinwerfer den Hügel herauftasteten. Kurz darauf hielt ein Polizeiauto vor Sonnbichlers Haus. Schäfer sah Kern aussteigen, zur Tür gehen und läuten. Er nahm seine Waffe, öffnete vorsichtig die Wagentür und stieg aus. Sonnbichler war sichtlich überrascht, als er den Uniformierten vor sich sah. Kern drängte ihn ins Haus hinein und machte die Tür hinter sich zu. Als Schäfer zum Haus lief, merkte er, dass die Schmerzmittel ihre Wirkung zu verlieren begannen. Er drückte die Klinke hinunter und schlich hinein. Die Pistole im Anschlag drückte er sich an der Wand entlang in Richtung einer Holztür, durch die er Kerns Stimme hörte. Langsam legte er seine linke Hand auf die Klinke und drückte sie nach unten. Kern stand in der Mitte des Raums und zielte mit seiner Pistole auf Sonnbichler, der einen Meter vor ihm auf dem Boden kniete, die Hände auf dem Rücken, das Gesicht zum Boden gewandt.
    „Lass es gut sein“, sagte Schäfer und hielt Kerns Rücken im Visier.
    Kern zuckte zusammen, wollte sich im ersten Schreck umdrehen, widerstand jedoch dem Reflex und hatte sich gleich wieder gefangen.
    „Sie haben mich reingelegt“, sagte er, und Schäfer wusste nicht, ob Kerns Stimme amüsiert oder verzweifelt klang.
    „Was hast du dir denn erwartet?“
    Kern schwieg.
    „Herr Sonnbichler“, wandte sich Schäfer an den am Boden Kauernden, „ich kläre Sie jetzt über Ihre Optionen auf. Hören Sie mir zu?“
    Sonnbichler zitterte und nickte.
    „Ich bin Major Schäfer, wir haben bereits miteinander gesprochen. Und der Mann, der gerade überlegt, ob er sie erschießen soll, ist Inspektor Kern. Übrigens lediger Sohn eines gewissen Andreas Radner. Dieser Name sollte Ihnen etwas sagen, oder?“
    Sonnbichler rührte sich nicht.
    „Oder?“, schrie ihn Schäfer an.
    Sonnbichler blickte zu den beiden Polizisten hoch und nickte.
    „Nun denn … dann nehme ich mal an, dass Sie beim Überfall auf Ihre Bank fleißig mitgeholfen haben und auch eine großzügige Vermittlungsprovision kassiert haben … Sie müssen nur kurz nicken, dann sind wir schneller fertig.“
    Sonnbichler, dem die Tränen in die Augen traten, nickte abermals.
    „Geht doch. Und wie Sie auf den Geschmack gekommen sind, haben Sie dann auch noch eine Entführung draufgelegt, gemeinsam mit Ihren mittlerweile verstorbenen Freunden.“
    Sonnbichler sah Schäfer fragend an.
    „Sie dürfen reden, Herr Sonnbichler, das könnte Ihnen vielleicht das Leben retten – auch wenn ich mir da nicht sicher bin.“
    „Ich … ich habe niemanden entführt“, schluchzte Sonnbichler, „das mit der Bank, das war am Anfang nur so eine Schnapsidee, die mir der Kranz erzählt hat. Ich hab ja auch gar nicht gewusst, mit welchen Leuten der verkehrt hat.“
    „Sie meinen wohl meinen Vater“, sagte Kern und trat Sonnbichler mit seinem Stiefel gegen die Brust, worauf dieser
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