Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen
Autoren: G Haderer
Vom Netzwerk:
er nun vorsichtig abwickelte. Es war keine Entzündung zu sehen, doch die Schwellung war auch nicht zurückgegangen. Er schüttete ein wenig Aftershave über die Wunde und klebte ein Pflaster darüber. Nachdem er die Zähne geputzt und sich rasiert hatte, zog er Hemd und Anzug an, entschied sich nach einem Blick in den Spiegel aber doch für Jeans und einen Sweater. Er rief bei der Rezeption an und fragte, ob sich jemand von der Presse im Foyer oder sonst wo befinde. Ja, der Hotelmanager hätte sogar schon mit der Polizei gedroht, was die anwesenden Journalisten nur begrüßt hätten. Schäfer entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, bat die Rezeptionistin, ihm ein großes Frühstück aufs Zimmer bringen zu lassen und eine junge rothaarige Journalistin heraufzulassen, die demnächst vorbeikäme. Dann nahm er sein Mobiltelefon, setzte sich auf den Balkon und rief Kerstin Unseld an.
    „Hallo … Versprochen ist versprochen … In meinem Hotelzimmer … Nein, brauchst du nicht, ich habe mir gerade ein Frühstück bestellt … Ja, frag bei der Rezeption … Bis bald.“
    Er ging zur Minibar, nahm eine Flasche Orangensaft heraus, trank sie in einem Zug und legte sich aufs Bett. Der Kellner weckte ihn durch lautes Klopfen. Schäfer stand auf und öffnete die Tür, vor der sein Frühstück und Unseld warteten. Er nahm dem Kellner das Tablett ab, gab ihm ein Trinkgeld und ließ Unseld ins Zimmer. Sie begrüßten sich mit einem freundschaftlichen Kuss und setzten sich auf den Balkon, wo ihr Schäfer einen ausführlichen Bericht gab, während er sein Frühstück verschlang. Danach saßen sie rauchend in den Liegestühlen und wussten beide nicht, was als Nächstes geschehen sollte. Das Telefon nahm ihnen die Entscheidung ab. Bruckner, der sich für die erneute Störung entschuldigte, aber wissen musste, wann Schäfer am Revier wäre. In zehn Minuten, gab dieser zur Antwort, legte auf, sah Unseld in die Augen, zuckte entschuldigend mit den Achseln und stand auf.
    Als er sich durch die Schaulustigen vor dem Polizeirevier drängte, die von der Anwesenheit der Presse wie üblich magnetisch angezogen worden waren, nahm er ein paar Gesprächsfetzen auf, aus denen er schloss, dass Kerns Rolle in den Mordfällen kein Geheimnis mehr war. Er musste im Krankenhaus anrufen und die Bewachung verstärken lassen. Als ein Auto auf den Parkplatz fuhr, nutzte Schäfer die Ablenkung, um zum Eingang zu laufen, der von zwei Beamten gesichert war. Er zeigte schnell seinen Ausweis und schlüpfte durch die Tür.
    Im Revier ging es zu, als ob der große Einsatz erst bevorstände. Neben seinen Kitzbüheler Kollegen, Bruckner, Havelka, Chefinspektorin Baumgartner und dem Staatsanwalt standen noch ein Dutzend weitere Beamte – teils in Zivil, teils in Uniform – in den Büros herum, redeten laut durcheinander und hatten offensichtlich schon vor Stunden beschlossen, das Rauchverbot aufzuheben. Schäfer drängte sich in die Küche und machte sich einen Kaffee. Er öffnete alle Fenster und stellte sich in die Tür zwischen Besprechungsraum und Büros.
    „Darf ich euch ersuchen, in den Besprechungsraum zu kommen“, sagte er laut, „und die Zigaretten bleiben bitte draußen.“
    Nachdem die Beamten, die Schäfer kannten, seiner Aufforderung sofort nachkamen, entschieden sich auch die anderen – wenn auch nicht ganz so eilig – dafür, ihre Gespräche zu unterbrechen und ihren Kollegen zu folgen.
    „Ich weiß nicht, wie weit ihr mit der Sachlage vertraut seid“, begann er, „und ich weiß auch nicht, wer euch hier alle herbestellt hat und vor allem, wofür. Zum weiteren Vorgehen: Die Kollegen Bruckner und Walch werden sich anschließend mit mir und zwei Beamten der Spurensicherung Kerns Wohnung vornehmen. Chefinspektor Havelka, Sie fahren bitte nach St. Johann ins Krankenhaus und organisieren die Überwachung. Kollegin Baumgartner, da ich Ihnen am meisten Einfühlungsvermögen zutraue, bitte ich Sie, mit Kerns Mutter Kontakt aufzunehmen … einer gewissen Monika Preminger, wohnhaft in Lienz. Wenn Sie der Meinung sind, dass eine psychologische Betreuung erforderlich ist, wissen Sie ja selbst am besten, wie Sie das machen. Was den Kontakt zu den Medien betrifft: Wenn es nach mir geht, setzen wir die Pressekonferenz auf achtzehn Uhr an. Sollten Sie, Herr Staatsanwalt, diesbezüglich anders verfahren wollen, bin ich damit natürlich einverstanden. Gibt’s irgendwelche Fragen?“
    „Was machen wir mit dem Sonnbichler?“, wollte einer der Beamten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher