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Schabernackel

Schabernackel

Titel: Schabernackel
Autoren: Werner Schrader
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recht. Ich glaube auch nicht, daß es eine Schäfchenwolke ist. Sie mag so aussehen, ja, aber das bedeutet noch nichts. Ich vermute, wir haben es mit einer Quellwolke zu tun, die können auch solche Formen haben wie die da oben auf dem Dach.“
    „Sie irren, Herr Howald!“ rief Rüdiger. „Das ist ganz ausgeschlossen! Es ist ohne Zweifel eine Schichtwolke, denn die allein sinken so tief herab.“
    „Nun hört euch das an!“ rief ein Mädchen. „Er weiß es sogar besser als Herr Howald! Mensch, du hast wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen, was?“
    „Ich habe nur einen besseren Kopf als ihr“, entgegnete Rüdiger. „Der nimmt mehr auf als eure Wassermelone und behält alles, was er einmal gespeichert hat. Findet euch damit ab. Es tut ja nicht weh, dumm zu sein.“
    „Hört auf mit der Streiterei!“ schaltete sich der Lehrer wieder ein. „Rüdiger ist seit Jahren Klassenbester, das wißt ihr genausogut wie ich, ihr wart ja immer mit ihm zusammen.“
    „Ja, das wissen wir!“ rief ein Junge. „Er paßt schon auf, daß wir es nicht vergessen, und zeigt es uns jeden Tag. Aber deshalb sind wir ihm gar nicht böse, wieso auch, dafür kann er ja nichts. Wir können ihn nur darum nicht ausstehen, weil er so gemein ist, weil er niemandem hilft mit seinem großartigen Verstand! Er lacht uns immer nur aus, wenn wir mal was nicht wissen.“
    „Über eure Dummheit kann man eben nur lachen“, sagte Rüdiger. „Oder soll ich etwa darüber weinen?“
    „Och, du!“ rief ein Mädchen empört. „Lieber nicht so gescheit, aber dafür ein guter Kerl, das ist besser, als wenn man so ein oberschlauer Waldheini ist wie du und von allen Mitschülern abgelehnt wird.“
    „Schluß jetzt!“ bestimmte der Lehrer. „Wir wollten über die Wolke sprechen, die immer noch auf unserm Schulhaus liegt, und nicht streiten über Dummheit und Begabung! Nun ist die Zeit um, ihr könnt nach Hause gehen. Aber bitte, Herrschaften, vergeßt nicht eure Schularbeiten! Ihr wißt, morgen sind die Vorträge dran! Lest euch noch mal alles durch, was ihr ausgearbeitet habt, und hockt heute abend nicht so lange vor dem Fernseher, damit ihr morgen frisch und ausgeruht seid! Auf Wiedersehen!“
    „Auf Wiedersehen, Herr Howald!“ antworteten die Kinder. Sie trugen die Stühle in die Klasse zurück, auf denen sie wegen des schönen Wetters draußen gesessen hatten, und trollten sich.
    Schabernackel wartete, bis alle verschwunden waren, stieg dann auf und flog Rüdiger nach.
    Du mußt dich mal so richtig vor den Jungen und Mädchen deiner Klasse blamieren, dachte er, dann wirst du in Zukunft bescheidener sein und nicht so mit deiner Klugheit prahlen. Du hast sie dir ja nicht verdient, sie wurde dir geschenkt, darum brauchst du dir gar nichts darauf einzubilden.
    Er sah, wie der Junge die Straße entlangschlenderte, zweimal abbog und dann im Hause eines Arztes verschwand.
    Da wohnst du also, dachte Schabernackel, gut, daß ich das weiß. Jetzt will ich mich beeilen, das richtige Mittel für deinen Hochmut zu finden.
    Er flog zurück auf den Schulhof, wo um diese Zeit niemand mehr war, landete hinter dem Fahrradstand und schüttete den Lumpensack aus.
    „Also, was hätten wir denn da?“ fragte er und begann zu suchen. Als erstes stieß er auf Quaki, den Frosch in der Dose. Das war kein richtiger Frosch, sondern ein Pulver, das man jemanden in die Nase pusten mußte. Dann bekam der eine Stimme wie ein Frosch. Statt „Guten Morgen“ sagte er „Quuten Quorgen“ und statt „Schönes Wetter heute“
    „Quönes Quetter queute“.
    Hm, dachte Schabernackel, ganz lustig, aber nicht das Richtige. Nein, nein, der Rüdiger muß vorübergehend seinen Verstand verlieren, muß für eine Weile dümmer sein als seine Klassenkameraden.
    Gibt es denn nicht so ein Mittel?
    Er nahm alle Dinge, die er ausgeschüttet hatte, in die Hand und las die Aufschriften. Aber nichts schien ihm geeignet für seinen Zweck.
    Da endlich, als er schon ungeduldig wurde und alles wieder einpacken wollte, fand er, was er suchte! Es war ein Stück grünes Papier, ein Löschblatt!
    Aber natürlich kein gewöhnliches, oh nein, sondern ein Gedächtnislöschblatt. Wenn man das jemanden ins Heft legte, vergaß der alles, was er jemals gelernt hatte, seine Erinnerungen und sein Wissen waren ausgelöscht.
    „Geduld bringt Rosen!“ rief Schabernackel. „Genau das habe ich gesucht!“ Er steckte das Löschblatt unter sein Hemd und warf die andern Sachen in den Sack zurück.
    Soll ich
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