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Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen
Autoren: Frieda Lamberti
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die Hochzeit.«
   »Und?«
   »Warum hast du gesagt, dass Buche und O.J. unsere Trauzeugen werden sollen? Man braucht heutzutage keine Trauzeugen mehr.«
   »Stimmt. Man braucht nicht, aber man darf und ich hätte die beiden gern dabei. Ist es dir etwa nicht recht?«
   »Warum gerade O.J.? Er versucht ständig einen Keil zwischen uns zu treiben und missgönnt uns offensichtlich unser Glück.«
   »Das ist doch kompletter Unsinn und das weißt du. Ich dachte, ihr hättet eure Differenzen längst beigelegt.«

Ich koche Kaffee und Tee während Martin seine Bahnen im Pool zieht. Irgendwie wirkt er seit seinem Gespräch mit seiner Mutter durcheinander. Ich erzähle ihm von  ihrem Vergleich mit ihm und der Statue Eberhard, aber er kann sich auch keinen Reim darauf machen.
   »Es wird das Jahr der Hochzeiten. Marias Sergio heiratet auch, genau wie wir. Wo eigentlich? Hier oder in Hamburg?«
   »Hier können wir erst, wenn einer von uns seit 30 Tagen seinen festen Wohnsitz in Frankreich hat. Das haben wir beide nicht.«
   »Also doch Hamburg. Du, Sören hat mich gefragt, ob wir ihm das Haus und das Geschäft verkaufen wollen.«
   »Und was bietet er an?«
   »Soweit sind wir nicht gekommen.«
   »Willst du meine ehrliche Meinung?«
   »Na, sicher.«
   »Wir haben es nicht nötig zu verkaufen. Unsere Kinder, Enkel und Freunde wohnen in Hamburg. Wir werden immer einen Grund haben, dorthin zu reisen. Ich will dann nicht ins Hotel gehen müssen. Wir haben so viel Geld in die Wohnung gesteckt. Ich glaube, das ist Sören gar nicht bewusst. Also wenn du mich fragst, lassen wir es, wie es ist.«

Ich klappe mein Notebook auf, um nach Standesämtern in Hamburg zu suchen. Irgendwie kann es mir jetzt nicht schnell genug gehen. Eine Trauung im Harburger Rathaus könnte mir gefallen. Aber Martin hört nur mit einem Ohr zu. Wo ist er nur mit seinen Gedanken? Hat er einen Kater? Wir beide haben gestern kaum etwas getrunken. Das kann es also nicht sein.
   »Was hast du gesagt?«
   »Dass O.J. mir eine Geburtstagsmail geschickt hat, in der er dich grüßen lässt. Nuschel ich etwa? Ich werde ihn gleich zurückrufen und mich bedanken. Bei der Gelegenheit werde ich ihn fragen, ob er bereit ist, unser Trauzeuge zu sein.«
   »Tu es nicht. Bitte lege wieder auf.«
   »Wieso? Was soll dein komisches Benehmen?«
   »Ich will nicht, dass du mit ihm sprichst. Nicht bevor wir miteinander geredet haben. Du sollst es von mir erfahren und nicht von der Hamburger Morgenpost, Ottmar Jensen.«
   »Was erfahren?«
   »Es stimmt, was ich dir gesagt habe. Ich hatte nie etwas mit Julia. Und trotzdem. Ich war dir nicht treu. Es war nur einmal und ich bereue es wie nichts anderes.«
Der Schreck, der mir gerade durch alle Glieder fährt, hat die Intensität eines Stromschlages. Das darf doch nicht wahr sein.
   »Kenne ich sie?«
   »Ja.«
   »Wer und wann?«
   »Sage es endlich, verdammt. Dein theatralisches an die Decke gucken, macht mich jetzt nur noch rasender. Was hast du vor, Seibert? Wie lange willst du mich noch emotional durch Berg und Tal treiben? Mach den Mund auf und rede endlich mit mir! Die Time out Phase ist vorbei. Ich will es jetzt wissen. Und wenn ich jetzt sage, dann meine ich sofort! Martin!«
   »Als du bei Maria in Italien warst. Es war nur einmal. Ich schwöre. Und es hatte nichts mit echten Gefühlen zu tun.«
   »Wer?.......Nicht Anja!..... Sag, dass ich mich irre! Oh, mein Gott!................!!!
   »Sie kam morgens einfach zu mir in die Dusche und ich....«
   »Sei sofort still!!! Erspare mir die Einzelheiten! Diese Bilder bekomme ich nie wieder aus dem Kopf! Wieso? Martin! Ausgerechnet Anja. Wie konntet ihr nur?«
   »Ich habe keine Erklärung.«
   »Warum hast du nicht gleich mit mir gesprochen?«
  »Wann denn? Etwa als ich dachte, du wärst an Krebs erkrankt oder als du von ihrer Diagnose erfahren hattest und sofort mit ihr zu Linde gereist bist. Dann kam die Zeit, in der wir nicht wussten, ob sie die OP übersteht. Auch während der Reha warst du immer an ihrer Seite. Anja und ich waren uns einig darüber, es für uns zu behalten. Sie wollte eure lange Freundschaft nicht gefährden und ich habe gewusst, dass die Wahrheit unser Ende bedeutet.«
   »Über Corinna hast du mal gesagt, dass sie ein feiner Kerl ist und sie es nicht verdient hätte, belogen und betrogen zu werden. Und ich? Habe ich es etwa
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