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Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen
Autoren: Frieda Lamberti
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schieben. Dass er das kann, hat er doch schon bewiesen, als er mit Anja unter der Dusche stand und es ihr besorgte. Er schaut mich fassungslos an und nimmt tatsächlich einen kräftigen Zug. Beim Anblick des kiffenden Eberhard Seibert, muss ich das erste Mal lachen. Ach schade, mein Handy liegt im Wohnzimmer. Zu gern würde ich ein Foto davon schießen und es dann posten. Nicht nur bei Facebook, sondern auch auf der Website von Solution Partner. So könnten potentielle Kunden ihren künftigen Schulungsleiter von einer ganz neuen Seite kennenlernen. Ich muss schon wieder lachen. Aber ich will ihm antworten und gluckse mit einem breiten Grinsen im Gesicht »Wir reisen sobald mein Wagen wieder fahrbereit ist mit Jackson nach Hamburg. Dort werden wir das Aufgebot bestellen, unsere Sachen packen, heiraten, mit beiden Fahrzeugen wieder zurückkommen und den Sommer genießen. Ich war bereit, dir Julia zu verzeihen. Also wird es mir mit diesem männerfressenden, hirnamputierten Pferdearsch wohl auch irgendwann gelingen. Und nun Schluss damit! Nur eins lass dir gesagt sein, für den Fall dass du mich noch einmal so demütigen solltest, wirst du diesen Planeten freiwillig verlassen.«
   »Du bist einfach unglaublich!«
   »Ja, ich bin unglaublich high oder heißt es stoned?«

Nach meinem Schläfchen sind die Gedanken wieder da. Mit über fünfzig mache ich meine ersten Erfahrungen mit Cannabis und erfahre das erste Mal, wie es sich anfühlt, betrogen zu werden. Oder war es gar nicht das erste Mal? Sven war mir angeblich immer treu. Und ich habe ihm geglaubt. Bei näherer Betrachtung, kann ich es mir kaum vorstellen, dass Kapitän Talbach nur im Heimaturlaub Sex mit seiner Ehefrau hatte. Vermutlich wartete in jedem Hafen eine Braut auf ihn. Egal. Ich war immer treu. Mein ganzes Leben lang. Oder war ich einfach nur treu doof?

Martin rennt schon den zweiten Tag mit geneigtem Kopf durchs Haus. Er wird noch einen Buckel bekommen, wenn er sich nicht bald wieder aufrichtet. Seit seiner Beichte habe ich wieder die Alleinherrschaft. Ich will keinen Mann vom Typ Jugendstil. Und einen Mann mit Buckel will ich auch nicht. Also mach dich endlich wieder gerade und sei wieder mein starker Riese! Ich werde ihn bei seiner Rückumwandlung tatkräftig unterstützen. Und ich weiß auch schon wie.
   »Martin? Magst du mir den Rücken eincremen?«
Er braucht kein Code Wort. Ihm genügt mein Blick.

Vogel Strauß

In Anbetracht der bevorstehenden Sommerferien, für die Julian und die Enkel ihren Besuch angekündigt haben, will ich meinen Aufenthalt in Hamburg auf ein Minimum beschränken. Ich habe Martin vorgeschlagen, einfach kurzen Prozess zu machen. Nur Standesamt. Wir beide, keine Trauzeugen, ein schnelles Foto, das wir an alle Freunde verschicken und damit gut.
   »Kein Fest?«
   »Das holen wir später nach.«
   »Da war mein letzter Besuch beim Notar ja romantischer«, beklagt er sich.
Martin kennt den wahren Grund. Er weiß, dass ich jetzt auf keinen Fall mit Anja zusammentreffen will. Mit ihr zu feiern, könnte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ertragen. Tumor hin oder her. Ich habe noch immer eine Stinkwut auf sie. Ohne sie zu feiern, würde Gerald misstrauisch machen. Ich finde, er hat in letzter Zeit genug mitgemacht. Also ist meine Idee doch die beste Lösung.
   »Wenigstens mit der Familie. Den Kindern, den Enkel und meiner Mutter«, bettelt Martin, während ich lang ausgestreckt in der Badewanne liege. Eigentlich bin ich eher der Duschtyp, aber aus bekannten Gründen ist dieser Teil unseres Badezimmers für mich tabu.
   »Och, Lotte. Ich hab mich so auf diesen Tag gefreut.«
   »Dann lass es uns so machen. Aber nur mit der Familie!«

Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Vorfreude auf dieses langersehnte Ereignis nicht wie Martin offen zeigen kann. Mein Glücksgefühl hat sich mit einer großen Portion Melancholie vermischt.
   »Eine glückliche Braut sieht anders aus«, sagte Linde, als ich sie vor drei Tagen vom Flughafen abholte. Bis zur Trauung bewohnt sie unser Gästezimmer. Allerdings ist sie nie anwesend. Sie schlägt erst spät abends auf und verzieht sich sofort in ihren Schlafraum. Heute Morgen versprach sie, den Nachmittag mit mir zu verbringen. Mein künftiger Ehemann schlägt vor, dass ich mir für den Anlass ein passendes Kleid kaufen soll. Er will er mich unbedingt begleiten. Wir brechen gleich nach dem Frühstück auf und fahren in die City. Schon im
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