Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
Vom Netzwerk:
rechte Hand an die Schläfen. »Jetzt sind mer fertig mit em Läse. Z’Märli vo de langsame Schwiizer isch ächt ä Märli!«
    »Der Beat ist, wie niemand vermuten würde, ein Schweizer«, sprach Peter weiter. »Und obwohl er schon seit hundert Jahren in Österreich lebt, sagen’s noch immer ›Tschusch‹ zu ihm, weil er einfach die deutsche Sprach nicht derlernt.«
    »Geh Beat, setz di daher. Nimm dir einen Schluck und hör nicht auf den alten Deppen.« Hilde schob Beat einen Stuhl zu und reichte ihm ein sauberes Glas.
    Beat Eberli war als ganz junger Bursche zum ersten Mal am Neusiedler See gewesen, um eine Regatta zu fahren. Die hatte er zwar nicht gewonnen, dafür das Herz einer Winzerstochter aus der Umgebung. Beat war geblieben, und gemeinsam mit seiner Frau hatte er einen gut gehenden Weinbaubetrieb aufgebaut. Samt angeschlossenem Heurigen. Vor zwei Jahren hatte seine Frau eine schwere Herzerkrankung niedergeworfen, und die Ärzte rieten ihr dringend, in Zukunft leiserzutreten. Daraufhin verkauften sie die meisten Weinberge und den Heurigenbetrieb und behielten nur mehr eine kleine Fläche mit Rebstöcken für den Eigenbedarf.
    Beat nahm Platz und kostete den dunkelrot funkelnden Wein.
    »Ned schlecht. Aber unserer isch besser.«
    »Wissen wir«, entgegnete Peter. »Aber du Neidhammel verkaufst ja nix. Ihr sauft den alle selber!«
    »Und a ünsri Gäscht«, ergänzte Beat lächelnd. »Aber nur de Guete.« Dann wurde sein Gesicht ernst. »Ihr händ de Erich g’funde?«
    »Oh Gott, ja.« Hilde schlug die Hände vors Gesicht. »Grässlich. Den Ton, als der an der Bordwand entlangscharrte, werd ich mein Leben nicht vergessen.« Sie stockte. »Ihr wart befreundet, oder?«
    »Jo, seit viele Johr.«
    »Weiß Anja schon Bescheid?« Peter blickte den Freund forschend an.
    »Jo, ich han sie anglüütet, damit sie nöd us alle Wolke fällt, wenn plötzli d’Kriminalpolizei kommt.«
    »Und, wie hat sie’s aufg’nommen?«, wollte Hilde wissen.
    »Relativ g’fasst. Noch drei Täg hät sie vermuetli nimmer glaubt, dass ihr Mann no läbt. Wüsset ihr, was mit ihm passiert isch?«
    »Die Polizei meint, er sei im Sturm über Bord gegangen und ertrunken«, antwortete Peter.
    »Niä!« Beat stellte sein Glas mit Nachdruck auf den Tisch. »De Erich und ich sind seit zwänzg Joor vieli Regatte g’fahre. Nöd nur do, sondern au uf em Meer. Mit neunzäni isch er allei über de Atlantik g’seglet! Do bruuchts mehr als die paar läppische Beaufort , dass der vom Boot fallt! Das isch jo nur es Stürmli gsii! Und usserdem, er hät mehreri Notblitz an Bord g’habt. Während einem Sturm hätt er sicher einen mit sich getragen.«
    »Lupo glaubt auch nicht an einen Unfall.« Peter zeigte auf ihn. »Und der ist Detektiv, also sollte er da einen guten Riecher haben.«
    »Kannst du denn was mache, wenn d’Polizei nichts findet?«, fragte Beat.
    »Das darf ich gar nicht, wenn die Polizei den Fall übernommen hat«, antwortete Lupo. »Erst wenn die ihre Untersuchungen abgeschlossen haben oder wenn du meinst, das Ergebnis sei nicht überzeugend, dann kann ich tätig werden.«
    »Guet z’wüsse. Vielecht brauchemer nomol deini Hilf.«
    Falls das so war, dann brauchte Lupo einen Dolmetsch, das war ihm nach der kurzen Unterhaltung mit Beat klar.
    Hilde stellte eine Schüssel mit Salat und einen Korb mit Baguettes auf den Tisch.
    »Wartet erst mal auf den Bericht der Rechtsmedizin. Dann wisst ihr sicher mehr. Und jetzt bitte Themenwechsel. Das Futter ist fertig!«

6
    Drei Tage später erreichte Lupo ein Anruf Beat Eberlis. Die Kripo Eisenstadt hatte Anja Smekal verständigt, dass der Leichnam ihres Mannes freigegeben war. Gerichtsmediziner war gar keiner beauftragt worden. Mangels Kapazität hatte der Pathologe des Eisenstädter Spitals einen kurzen Blick auf die Leiche geworfen. »Tod durch Ertrinken« stand auf dem Totenschein. Die Bauchwunde hätte Smekal sich vermutlich zugezogen, als er über Bord fiel. Die Polizei ging nach wie vor davon aus, dass er im Sturm über Bord gegangen und ertrunken war. »Keine Fremdeinwirkung« hieß es im Protokoll. Doch da Beat keine Sekunde daran glaubte, hatte er die Witwe davon in Kenntnis gesetzt, dass er ihn, Lupo, engagiert hatte, damit er herausfand, was wirklich passiert war. Sie vereinbarten ein Treffen bei Anja Smekal am folgenden Tag.
    Das Wetter hatte sich endlich zu der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen entschlossen. Es herrschte zwar immer noch Hochdruckwetter, aber ein frischer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher