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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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liegen wir hier stundenlang in der Flaute , bevor sich ein Lüfterl regt. Aber heute ist es optimal.«
    Vom Heck ertönte ein qualvolles Würgen. »Der arme Lupinski is seekrank. Willst du das Großsegel setzen, Dorli?«
    »Mit Vergnügen. Wenn du mir sagst, was ich tun muss.«
    »Mach ich gleich. Aber fall mir nicht in den Bach!«
    »Kann man da nicht eh überall stehen?«
    »Durchaus nicht«, antwortete Peter, »aber das glauben alle, weil es ein flacher Binnensee ist. Das ist der Grund, warum viele Leute mit dem See Probleme bekommen. Denn selbst wenn das Wasser noch relativ warm ist, so wie jetzt, kühlt man nach kurzer Zeit aus. Wenn man kein sehr geübter Schwimmer ist, können einem sogar die kleinen Wellen Schwierigkeiten bereiten. Und bei Sturm wird’s überhaupt ungemütlich.«
    Lupo stöhnte und erbrach sich erneut gurgelnd. Peter und Dorli ignorierten ihn.
    »Ich dachte, den See kann man zu Fuß durchqueren?«, entgegnete Dorli.
    »Nicht jedes Jahr, nicht zu jeder Jahreszeit, nicht bei jedem Wetter. Aber wenn die Wellen höher werden, kann es sogar bei normalem Wasserstand passieren, dass man mit dem Kielschwert am Grund aufschlägt. Dann muss man es raufholen, was zur Folge hat, dass das Boot eine ziemliche Abdrift bekommen kann, je nachdem, woher der Wind weht.«
    »Also kein See für Anfänger?«
    »Nicht unbedingt. Aber für Segler mit ein wenig Erfahrung durchaus beherrschbar. Hier segeln ja schon die Kinder. Unsere auch, die haben hier jedes Jahr bei der Optimisten-Regatta mitgemacht.«
    »Und manchmal sogar gewonnen«, mischte sich Hilde ein. »Aber jetzt ist Schluss mit den Schauergeschichten. Ich mix uns mal einen Manöverschluck. Dann wird es Lupo gleich besser gehen.«
    Sie verschwand in der Pantry, was so viel hieß, dass sie ein paar Treppenstufen nach unten in die Küche des Bootes kletterte. Gleich darauf kehrte sie mit vier beschlagenen Gläsern mit Gin Tonic zurück. Und mit einer Tablette für Lupo.
    »Komm, runter damit. Dann wird es dir gleich besser gehen.«
    Lupo, so grau im Gesicht wie das Wasser des Sees, nahm widerstrebend das Glas in Empfang.
    »Ich bring nix runter«, nuschelte er atemlos.
    Peter lachte fröhlich. »Sei nicht so eine Memme, nimm dir ein Beispiel an deiner Freundin.« Und an Dorli gewandt setzte er fort: »Der arme Lupinski hat ein zartes Gemüt und einen sehr sensiblen Magen. Aber sonst ist er ziemlich in Ordnung.«
    Er hieb Lupo auf die Schulter, dass dieser fast aus dem Boot fiel.
    »Wisst’s ihr eigentlich, dass Podersdorf der einzige Ort direkt am See ist?«, fragte Hilde.
    »Ich weiß, dass dort kein Schilf wächst. Aber nicht, dass dies nur an dieser Stelle der Fall ist«, antwortete Dorli.
    »Überall sonst rund um den See mussten erst lange Dämme durch das Schilf aufgeschüttet werden und außerdem noch jede Menge Erde und Sand für die Bäder.«
    »Na ja, es dürfte sich rechnen. Denn im Sommer ist es doch überall bummvoll .«
    »Und bald gibt’s so viel Schiffanakeln , dass man nimmer segeln kann«, brummte Peter.
    »Ach, so wild ist das auch wieder nicht. Aber es werden schon jedes Jahr mehr, und es kommen auch immer mehr Surfer dazu. Und jetzt auch noch die Skiter.«
    »Was bitte sind Skiter?«
    »Die mit den Bretteln und einem Schirm. Die sind ganz schön flott unterwegs.«
    Hilde trank ihr Glas leer. Dann wandte sie sich an Dorli. »Wollen wir uns am Vorschiff in die Sonne legen?«
    Dorli nickte, reichte Peter ihr leeres Glas, und dann schwankten die beiden Frauen nach vorne.
    »Damit die Männer mal ungestört plauschen können. Das wird den armen Lupo ablenken. Ich glaub, die haben sich schon jahrelang nicht mehr gesehen. Seit Lupos Scheidung sicher nicht mehr als zwei oder drei Mal.«
    »Warum hat die Ehe nicht gehalten?«, fragte Dorli.
    Sie hatte Lupo nie dazu befragt, weil sie dachte, es sei ihm vielleicht unangenehm.
    »Ach, die Angelina, die war so eine G’spreizte. Nix war ihr gut und teuer genug. Lupo verdiente zu wenig, kümmerte sich angeblich nicht ausreichend um sie und bot ihr vor allem nicht den Luxus, den sie sich erträumt hatte. Dazu war sie ein faules Aas. Lupo sollte Geld verdienen, den Haushalt schupfen , und wenn er abends todmüd ins Bett fiel, wollte Madame, die sich den ganzen Tag nur im Spiegel betrachtet und gestylt hatte, fein ausgehen. Nur hatten sie, abgesehen davon, dass Lupo am Abend ausgepowert war, einfach kein Geld für große Unterhaltungen. Anfangs ist sie stinksauer zu Hause geblieben, aber nach
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