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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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als Einziger auf dem schwankenden Boot hockte. Er sprang, Beine voran, über Bord. Gleich darauf verzog er schmerzlich das Gesicht.
    »Lupinski, was ist denn jetzt schon wieder?« Peter schwamm in seine Richtung.
    »Ich bin auf so einen blödsinnigen Schilfstengel g’hupft . Weil das Wasser so scheißtrüb ist. Ich glaub, ich hab mir den Fuß aufg’schnitten.«
    »Heut ist irgendwie nicht dein Tag, oder?« Dorli kraulte zu ihm. »Zeig her.«
    »Wie denn? Der Fuß ist unten, Gnädigste.«
    »Herrschaftszeiten, stell di net so an. Leg di flach aufs Wasser und halt die zarten Fußerln nach oben.«
    Dorli musterte seine Fußsohlen. »Blutet ein bisserl. Ist aber net sehr tief. Wirst mit dem Leben davonkommen.«
    »Ja, macht’s euch nur alle lustig über mich!« Lupo drehte sich beleidigt um und schwamm davon.
    »Der kriegt sich schon wieder ein. Lasst’s ihn jetzt in Ruhe schmollen.« Dorli wusste nur allzu gut, wie man mit beleidigten Leberwürsten umging. Ihr Bruder war ja ein Paradebeispiel für so was. Da hatte sie jahrzehntelanges unfreiwilliges Training hinter sich.
    Hilde lachte und schwamm zum Nachbarboot. Nicht weit entfernt waren mittlerweile die Freunde vor Anker gegangen. Bald waren auch hier alle im Wasser, und kurz darauf tobte eine herzerfrischende Wasserschlacht. Plötzlich riss irgendetwas Dorli von den Beinen. Als sie wieder an die Oberfläche kam, spritzte ihr Lupo eine Handvoll Wasser ins Gesicht.
    »Na sieh mal einer an, wer da wieder unter den Lebenden weilt!«
    »Jetzt geht’s mir wieder gut. Mir war so sauschlecht. Am liebsten wär ich ins Wasser g’hupft und zurückmarschiert. Oder g’storben.«
    »Armes Wolfi-Schatzi!«
    Damit fing sich Dorli die nächste Breitseite Wasser ein. Lupo hieß nämlich Wolfgang Schatz und war schon in der Volksschule die längste Zeit als »Wolfi-Schatzi« gehänselt worden, bis ihm ein Freund den Namen Lupo verpasste.
    »Wenn alle abgekühlt sind, machen wir uns halbwegs stadtfein und segeln noch ein Stückerl nach Norden, nach Podersdorf. Dort suchen wir uns einen gemütlichen Heurigen und schlagen uns den Wanst voll. Und dann werfen wir uns ins festliche Gewühl. Alle einverstanden?«
    Nach Peters Rede kletterten sie an Bord. Obwohl das Boot recht groß war, war das Umkleiden, Schminken und Frisieren doch ein wenig mühsam, schon alleine mangels Stehhöhe im Schiffsbauch. Schiffe mit Tiefgang hatten auf dem Neusiedler See keine Daseinsberechtigung. Das Wasser war einfach zu seicht.
    Eine Stunde später kletterten sie auf den Steg, an dem Peters Boot angelegt hatte. Kurz darauf schnüffelte Dorli wie ein Fährtenhund. Dann folgte sie den Geruchsspuren.
    »Mei schaut’s, Steckerlfisch ! Die hab i das letzte Mal als Kind gegessen. Können wir nicht da was schmausen?«
    Ein Blick in die Runde zeigte ihr, dass die anderen Segler ihrem Vorschlag nicht abgeneigt waren. Sie enterten einen Tisch, bestellten ihre Fische und jeder ein Krügerl Bier.
    Die Fischbräter arbeiteten trotz Affenhitze in ihrem Kabuff am offenen Feuer wie am Fließband.
    »Die sind echt arme Hunde. Bei der Hitz dauernd so nah am Feuer!« Lupo schüttelte bedauernd den Kopf. »I würd das nicht aushalten. Aber da kommen unsere Fischerln. Mmm.«
    »Memme!«, war Peters Kommentar. Schon mit vollen Backen kauend, räumte er jedoch ein: »Das muss wirklich a Sauhacken sein. Aber schmeckt das nicht herrlich?«
    Später marschierten sie zum Sportplatz, wo das Festzelt stand und die »Puszta Cowboys« verzweifelt versuchten, die lachenden und sich brüllend unterhaltenden Festgäste zu übertönen. Hier verstand man das eigene Wort nicht, und außerdem war es in dem Zelt brütend heiß und dampfig.
    Peter schlug vor, eine Kutsche zu mieten und in die »Hölle« zum Heurigen zu fahren. Sein Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Dort saßen sie gemütlich unter den ausladenden Ästen alter Bäume im Schatten und kosteten sich durch die Weine der Gegend.
    Zu später Stunde, wieder zurück in Podersdorf, merkten sie, dass nun eine andere Band am Werk war. Die Burschen nannten sich »Greyhound Gang«, fünf mittelalterliche Herren, deren Sänger ihren Auftritt mit den Worten einleitete: »Zweihundertfünfundsiebzig Jahre Rock und Blues betraten soeben die Bühne. Also sozusagen lebendige Musikgeschichte.«
    Dorli dachte, dass einer aussah wie ein Altachtundsechziger, einer wie ein aus den Sechzigerjahren übrig gebliebener Gammler, dazu ein Danzer-Verschnitt, ein Pilzkopf und ein Hippie. Der
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