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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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Altachtundsechziger und der Gammler hätten allerdings das Gesamtalter der Herren ein wenig angehoben. Na ja, vielleicht schummelten nicht nur Frauen bei der Altersangabe ein wenig. Abgesehen davon: Keith Richards von den Stones sah seit dreißig Jahren wie sechzig aus. Man durfte bei Musikern nicht vom Aussehen auf das Alter schließen.
    Aber was nun durch die einsetzende Dunkelheit schallte, war durchaus reizvoll und machte ihnen richtig Lust, auch mal das Tanzbein zu schwingen. Dorli tanzte mit allen Männern der Runde. Nur Lupo war nicht dazu zu bewegen, sich auch auf die Tanzfläche zu begeben. Als er sich endlich dazu aufraffte, Dorli aufzufordern, nachdem ihn alle am Tisch gnadenlos aufgezogen hatten, intonierte die Band einen Lamourhatscher .
    Dorli musste grinsen. Als hätte er die grauen Hunde bestochen! Dabei war Lupo gar nicht so unbegabt. Immerhin gelang es ihm locker, den Takt zu halten und dazu noch hin und wieder ein Wort in Dorlis Haar zu murmeln. Leider verstand sie genau gar nichts davon, die Musik war lauter.
    Gegen Mitternacht schlenderten sie gut gelaunt, beschwingt und mehr oder weniger angeheitert Richtung Boot. Eine Stunde später saßen sie bei Kerzenlicht im Schiffsbauch und plauderten noch ein wenig über den Tag und die alten Zeiten. Plötzlich knallte etwas mit einem dumpfen Schlag gegen die Schiffswand.
    »Sicher nur ein Stück Treibholz«, sagte Peter.
    Doch kaum hatte er zu Ende gesprochen, ging es wieder wumm , begleitet von einem scharrenden Geräusch.
    »Treibholz? Hört sich eher an, als würde da was an der Außenhaut anklopfen.« Lupo versuchte, durch eines der klitzekleinen Fenster zu schielen. »Man sieht nix, zu finster.«
    »Das Ungeheuer von Loch Ness ist auf Sommerfrische bei uns. Habt’s es nicht g’hört in ›Burgenland heute‹?«, lästerte Hilda.
    Wumm. Scharrazzz. Klong. Lauter diesmal, länger.
    Jetzt sprangen sie alle auf und schoben das Gelsengitter vor dem Eingang zur Seite.
    »Hilde, nimm die Taschenlampe mit«, rief Peter. »Es ist finster wie in einem Bärenarsch!«
    Gemeinsam tapsten sie zum Vorschiff, woher die Geräusche gekommen waren. Hilde reichte die Lampe an Lupo weiter, der leuchtete ins Wasser. Das Boot hatte sich im sanften Wind gedreht und lag jetzt auf der anderen Seite der kleinen natürlichen Bucht recht nahe am Schilfgürtel. Und dann sahen sie rot. Eine rote Windjacke. Aufgebläht vom Wind? Nicht nur. Da steckte auch noch der Besitzer drin. Mit der nächsten Böe kam auch der entsprechende Geruch.
    »Oh Gott! Ist der tot?« Hilde klammerte sich an Lupos Arm. Sie würgte.
    »Sicher. Er liegt mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Und nicht erst seit heute, so wie es hier riecht.« Lupo machte sich aus Hildes Umklammerung frei. »Habt ihr hier Handyempfang?«
    Peter nickte.
    »Dann solltet ihr die Polizei anrufen.«
    Dorli trat nahe an Lupo heran, sodass nur er hören konnte, was sie sagte. Sie wechselten einen Blick des Einverständnisses. Dann zogen sie beide ihre Kleider aus und baten Peter, die Badeleiter ans Heck zu hängen und ein paar Handtücher für sie zu holen.
    »Ihr wollt doch da nicht reingehen?«, fragte eine bleiche Hilde mit weit aufgerissenen Augen.
    »Doch.« Lupo nickte bestätigend. »Wir wollen wissen, was mit dem Menschen passiert ist.«
    Eine Stunde später war die Wasserpolizei vor Ort. Sie bargen den Toten und vermuteten, dass dies Erich Smekal sei, der seit dem Sturm vor drei Tagen als vermisst galt.
    »Der Erich?«, stammelte Peter.
    »Sie kennen den Toten?«
    »Sicher. Sein Boot liegt in der Marina ja nicht weit von unserem. Mein Gott, wir hatten ja keine Ahnung, dass er vermisst wird.«
    »Lesen Sie denn keine Zeitung?«, fragte einer der Polizisten.
    »Schon. Aber wir waren ein paar Tage unterwegs. Bis nach Deutschland ist die Meldung nicht gedrungen.« Peter wischte sich über die Augen.
    Hilde schluchzte leise in ihr Taschentuch. »Mein Gott, die arme Familie. Wie ist denn das passiert?«
    »Vermutlich gekentert und ersoffen«, meinte einer der Beamten.
    »Und die Wunde am Bauch?«, fragte Dorli.
    »Fischfraß.«
    Dorli und Lupo wechselten einen Blick.
    Fischfraß? Seit wann gab es denn im Neusiedler See Piranhas? Dorli schüttelte den Kopf. Entweder waren die Burschen von der Polizei hier unheimlich dämlich, oder sie wollten nichts sehen.
    »Das schaut eher aus, als habe er eine Harpune in den Bauch bekommen.« Lupo sprach aus, was auch Dorli dachte.
    »Ah, ist der Herr Gerichtsmediziner? Wenn net, dann
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