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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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sogar froh, dass er von seinen Schmerzen endlich erlöst wurde. Aber in diesem Fall ist die Katastrophe ohne Vorwarnung über die Familie hereingebrochen. Das kann einem schon den Boden unter den Füßen wegziehen.«
    »Das isch bi de Anja passiert, ganz klar.« Beat rieb sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. »Wüsset Sie, was mier au nöd usm Chopf will?«
    Lupo, der von Beats Sätzen immer nur die Hälfte verstand, rang sich dazu durch, Beat um etwas zu bitten. »Tut mir leid, aber ich verstehe Sie so schlecht. Könnten Sie versuchen, etwas weniger Schweizerisch …« Verlegen brach er ab.
    »Entschuldigen Sie. Ja, selbstverständlich. Also, was ich sagen wollt: Wo dem Erich seini Leich g’funden worden isch und wo sein Boot, isch eigenartig. Das hätte doch eigentlich näher beinanderliegen sollen.«
    »War es nicht?«
    »Nein. Z’Boot isch viel weiter südlich gsii, fast auf de Grenze zu Ungarn. Und das ein Tag noch dem Sturm.«
    »Interessant. Und was schließen Sie daraus?«
    »Dass de Erich auf offenem See ins Wasser g’worfen worden is. Und dass z’Boot vom Wind schneller wegtriebe worden und im Schilf g’landet is. Und: Der Wind hat am Abend dreht. Von Südwescht auf Nordwescht.«
    »Hm. Ich bin kein Segler. Was heißt das?«
    »Eigentli hätte de Erich dort g’funde werde müsse, wo z’Schiff g’läge isch. Oder wenigschtens i de Nööchi.«
    Lupo brauchte eine Weile, bis er »i de Nööchi« mit »in der Nähe« übersetzt hatte.
    »Das heißt, wir bräuchten einen exakten Wetterbericht des Abends und eventuell einen Strömungstechniker. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Danke. Übrigens, alli Notblitz sind a Bord gsii. Für mich es klars Indiz dodefür, dass de Erich nöd selber g’seglet isch.«
    »Ich hoffe, wir werden bald mehr wissen.«
    »Bis bald. Und ruafet Sie mir aa, wenn Sie mehr wüsset.«
    »Ich ruf an, versprochen.«
    Der Schweizer war ein angenehmer Auftraggeber und seit vielen Jahren mit Erich Smekal befreundet gewesen. Seinen Schilderungen nach war Erich ein wundervoller Freund, ein anbetungswürdiger Ehemann und liebevoller Vater gewesen. In der Firma beliebt und selbst von den Konkurrenten am Markt geachtet. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass Smekal Feinde gehabt hätte. Aber noch weniger hielt er es für möglich, dass er einfach beim Segeln über Bord gefallen sein sollte. Immerhin bestand noch die Möglichkeit, dass er einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten hätte. Aus dem Grund hatte Beat mit Anjas Billigung den Leichnam Erich Smekals in die Pathologie des Badener Spitals zu Frau Dr.   Helga Rusch bringen lassen. Nicht weil er dem Pathologen in Wiener Neustadt, das näher lag, misstraute, sondern weil er Frau Dr.   Rusch kannte. Sie war eine langjährige Freundin seiner Frau. Sie würde abklären, ob ein krankheitsbedingter Faktor bei Smekals Tod eine Rolle gespielt hatte. Bis ein Befund vorliegen würde, sollte Lupo sich in der Firma und bei der Konkurrenz umsehen.

7
    Dorli saß in der Amtsstube in Buchau und starrte seit einigen Minuten auf den Bildschirm, ohne dass sie wirklich wahrnahm, was sie sah. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben annähernd so verzweifelt gewesen zu sein, außer damals, als ihr Freund gestorben war.
    Ihre Tätigkeit auf dem Gemeindeamt hatte sie immer als freudig verrichteten Dienst an der Allgemeinheit verstanden, nie als Job. Doch jetzt? Die unselige Verbindung von Barbara Schöne, dem vermutlich dümmsten Mehrzeller auf dem Planeten, mit dem Bürgermeister, den sie für einen hinterlistigen, feigen Wetterhahn hielt, machte es ihr fast unmöglich, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Doch was konnte sie tun, außer sich mit dieser Konstellation zu arrangieren? Kündigen. Und dann? Die Gemeinde würde den Bach runtergehen. Dafür wollte sie nicht verantwortlich sein. Oh Mann! Was für eine beschissene Zeit.
    Dorli wurde unsanft aus ihren elegischen Betrachtungen gerissen, als die Eingangstür klappte. Als sie aufsah, steuerte der Förster Max Richter auf sie zu.
    »Griass di, Dorli. Is da Chef da?«
    »Sicher. Um was geht’s?«
    »Geht di nix an.«
    »Na dann.« Dorli wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu.
    »Willst mi net einelassen ?«
    Dorli sprach zu ihrem Computer. Sie sah Max nicht an.
    »Darf ich nur, wenn ich dem Kofler sagen kann, was der Besucher will.«
    »Sagt wer?«
    »Dreimal darfst raten. I hab’s jedenfalls net erfunden.«
    »Na guat«, lenkte Max Richter ein. »Sag ihm,
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