Sautanz (German Edition)
Firma Smekal lag zwischen einem vergammelten Schrottplatz und einer leeren Fabrikshalle mit teilweise eingeschlagenen Fenstern. Die Gegend wirkte so einladend wie ein Friedhof um Mitternacht. Passend zur Stimmung begann es zu nieseln, als Dorli und Lupo aus dem Auto kletterten und auf den Eingang der Firma zustrebten. Die Smekal Ges.m.b.H. war in einem schmucklosen Schuhschachtelbau untergebracht. Es sah aus, als habe ein liebloser Bauherr einen überdimensionierten Container in die Gegend gestellt. Die hellgrauen Wände wurden durch großflächige Fenster unterbrochen, an denen vergammelte Außenjalousien hingen, teils nach allen Richtungen schief. Gekrönt wurde die Hässlichkeit durch ein dunkelgraues Welleternitdach. Der Hof war asphaltiert, nicht ein grüner Halm war zu sehen.
Dorli blickte geschockt in die Runde. »Mann, ist das trostlos hier. In so einer Gegend möchte ich nicht einmal begraben sein.«
Lupo nickte. »Entweder lief die Firma nicht besonders gut, oder Smekal hat sein Geld lieber in sein Haus, sein Boot und andere Hobbys gesteckt.«
Die Befragung der Angestellten verlief ziemlich ergebnislos. Dasselbe Bild wie bei der Schilderung von Beat und der Ehefrau. Ein Mann ohne Fehl und Tadel. Seine Mitarbeiter beteten ihn an. Seine Konkurrenten achteten ihn, niemand konnte sich vorstellen, dass er auch nur ansatzweise bei jemandem unbeliebt gewesen sein könnte. Das einzig Auffällige war, dass der Buchhalter zwei Tage vor Smekals Verschwinden zuletzt zum Dienst erschienen war, danach nicht mehr. Er hatte sich auch nicht krankgemeldet. Selbst telefonisch war er bisher nicht zu erreichen gewesen.
»Weißt du, was mich stutzig macht?«, fragte Dorli, als sie die Smekal GmbH verließen. Lupo schüttelte den Kopf.
»Dass wirklich niemand ein schlechtes Wort über den Smekal verliert. Das gibt’s nicht! Jeder Mensch hat Feinde, zumindest Neider. Aber hier – überall eitel Wonne, Sonnenschein. Das stinkt mir gewaltig.«
»Du hast recht. Das ist nicht normal. Macht fast den Eindruck, als wär etwas vorgefallen, das absolut nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll.« Lupo öffnete die Autotür.
»Und genau da müssen wir ansetzen. Gab es in der letzten Zeit Rausschmisse, Mitarbeiter, die sich womöglich rächen wollten? Und den Buchhalter müssen wir auch unter die Lupe nehmen.«
»Ja. Aber vielleicht ist er im Spital. Das muss noch nichts bedeuten, dass ihn keiner erreichen konnte.«
Dorli nickte gedankenverloren, rutschte auf den Beifahrersitz und drückte Lupo den Schlüssel in die Hand. »Fahr du, ich muss nachdenken.«
»Jetzt schauen wir mal zur Konkurrenz. Hoffentlich gibt’s wenigstens dort ein paar harsche Worte über den Engelmann.« Lupo quetschte sich hinters Lenkrad und verstellte den Sitz.
»Wenn er das Loch nicht im Bauch, sondern am Rücken g’habt hätt, dann würd i glatt annehmen, es hätt ihm wer die Flügel ausg’rissen.« Dorli lehnte sich zurück. »Wo sitzt die Transalpin?«
»Am südlichen Rand von Wiener Neustadt, in der Molkereistraße. Die wiederum ist laut Plan eine Quergasse am Ende der Neunkirchner Straße.«
»Na, wenigstens haben wir’s nicht weit.«
»Sag, Dorli, wie geht’s denn eigentlich deinen speziellen Freunden, den schmissigen Achtundachtzigern ?«
»Die Heil-Hitler-Fraktion ist gerade sehr beschäftigt.«
»Ach ja?«
»Die planen jetzt einen Umsturz. Wenn sogar der Stronach eine Partei auf die Beine stellen kann, dann muss es ihnen doch auch gelingen. Und wenn sie mal im Parlament sind, dann wird es wieder so wunderbar, wie es nie war.«
»Soso. Und wie stellen sich die Kerle das vor?«
»Na ja, es ist ein bisserl schwierig. Denn seit selbst der letzte Hirnamputierte begreifen musste, dass der Führer siebzig Jahre nach dem Krieg nicht mehr leben kann, sind sie auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Voraussetzung ist natürlich, dass er groß, blond und blauäugig ist und als ordentlicher Herrenmensch einwandfreies Deutsch spricht. Leider schaut’s da bei den Ewiggestrigen net so super aus. Ihr Nachwuchs rekrutiert sich ja eher aus bildungsfernen Schichten. Bei Leuten, die selbstverständlich nie die Schuld bei sich suchen würden dafür, dass sie keinen Job bekommen. Es ist ja viel einfacher, drüber zu hetzen, dass einem die Tschuschen die besten Arbeitsplätze wegnehmen. Und andererseits sind die angeblich die größten Sozialschmarotzer. Dass sie selber von Sozialhilfe oder Notstandshilfe leben, oft überhaupt net vermittelbar
Weitere Kostenlose Bücher