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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse
Autoren: Ma2
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können.«
    »Sie können sie gerne anrufen, sie war sehr zufrieden mit mir«, schloß sie.
    Sie hatte sich im Kopf schon die Lobrede ausgedacht, die sie auf sich halten würde, falls er anrufen sollte. Jörgen sagte immer, daß sie am Telefon wie jemand anders klang, und sie würde bestimmt auch B. Ekberg täuschen können.
    »Das klingt ausgezeichnet. Sie müssen sehr gut sein«, sagte er.
    Endlich schwieg Yvonne und lehnte sich zurück.
    Diese Worte hatte sie hören wollen. Ein warmes, süßes Gefühl erfüllte sie. Ihr Hunger war gestillt worden.
    »Eine Bessere als Sie kann ich nicht finden, das ist klar. Ja, Sie wissen, worum es geht. Einmal wöchentlich durchputzen. Hemden bügeln. Die Küche aufräumen, wenn sie es nötig hat. Einmal pro Woche. Zwei, drei Stunden. Die Zeit, die Sie eben brauchen. Wenn etwas Besonderes ist, schreibe ich Ihnen einen Zettel. Die Hemden liegen auf der Waschmaschine im Badezimmer. Bügelbrett und Bügeleisen stehen auch dort. Alle anderen Putzgeräte sind im Putzschrank in der Küche. Das Geld lege ich in einem Umschlag auf den Küchentisch.«
    Die Worte ergossen sich über sie, aber sie hörte sie kaum. Der Satz »Sie müssen sehr gut sein« klingelte ihr immer noch in den Ohren.
    »Können Sie am Montag anfangen? Am Vormittag?«
    Sie nickte glücklich.
    »Ausgezeichnet.«
    Er beugte sich zu ihr, gab ihr einen Schlüssel. Yvonne steckte ihn in die Tasche, stand auf und fühlte sich ein wenig unsicher auf den Beinen, als sie Richtung Diele ging. Sie war immer noch in ihrem Tüchtigkeitsrausch.
    »Wie heißen Sie eigentlich?« fragte er.
    »Nora Brick«, hörte sie sich antworten.
    Es klang wie der Name eines Hollywoodstars aus den 40er Jahren, und sie erschrak ein wenig. Sie hätte etwas Glaubhafteres nehmen sollen.
    Aber B. Ekberg schien nichts zu argwöhnen.
    »Aha. Also dann bis Montag, Nora.«
    Sie tanzte den Orchideenweg entlang. Im Akeleiweg drosselte sie das Tempo, und im Minzpfad holte ihr Verstand sie wieder ein.
    Was hatte sie gemacht? Sie hatte eine Stelle als Haushaltshilfe bei einem unsympathischen Faulpelz angenommen, der nicht mal seine Hemden selber bügeln wollte.
    Hatte sie alles nur geträumt? Nein, sie hatte den Schlüssel in der Manteltasche.
    Als sie das Auto anließ, fiel ihr ein, daß sie etwas zu fragen vergessen hatte. Sie – die immer so auf ihren Wert bedacht war, die steinhart verhandelt hatte, wenn sie sich auf Stellen in der Verwaltung oder in der Wirtschaft beworben hatte, und die, ohne zu zögern, gesalzene Rechnungen für Vortragshonorare schrieb – sie hatte vielen Dank für einen Scheißjob gesagt, ohne auch nur nach dem Lohn zu fragen.

8
    Yvonne war gegen neun zu Hause. Vor ein paar Jahren war sie immer so spät nach Hause gekommen. Jetzt arbeitete sie nicht mehr so lange, aber meistens fuhr sie nicht direkt nach Hause. Sie machte sich oft noch im Büro zu schaffen, fuhr ins Sportstudio oder in den Vorort.
    Durch die halbgeöffnete Tür sah sie ihren Sohn Simon vor dem Computer sitzen, absorbiert von einem Videospiel. Er sagte hallo, ohne sich umzudrehen. Sie ging zu ihm und strich ihm über die Haare. Sein Blick war auf das Spiel gerichtet, seine Finger flogen über die Tastatur. Auf dem Bildschirm kämpften Armeen von neanderthalerähnlichen Wesen unter heftigem Gestöhne und Gegrunze gegeneinander.
    »Ist Papa schon da?« fragte sie.
    Simon schüttelte den Kopf. »Er ist doch heute in Stockholm.«
    Genau. Jörgen war in Stockholm. Da würde er so gegen elf nach Hause kommen.
    Sie ging ins Schlafzimmer und zog sich etwas Bequemeres an. Die Secondhand-Kleider steckte sie in eine Plastiktüte. Morgen würde sie bei einem Sammelcontainer anhalten und sie hineinwerfen.
    Sie machte sich einen Tee, legte eine Platte mit neuer irischer Folkmusik auf, setzte sich auf einen der Ruhesessel aus Stahlrohr und hellem Leder, die sie so wahnsinnig bequem fand, in denen Jörgen sich allerdings wie auf einem Zahnarztstuhl vorkam. Halb liegend lauschte sie der klaren Frauenstimme und den uralten mystischen Klängen.
    Sie sah sich im Wohnzimmer um, es war teuer und geschmackvoll eingerichtet. Aber nicht so gemütlich wie bei B. Ekberg. Warum war es bei ihm soviel gemütlicher? Vermutlich, weil es langsam und im Lauf der Zeit entstanden war, sie und Jörgen hatten die ganze Einrichtung an ein paar hektischen Wochenenden zusammengekauft.
    Aber wie hatte es eigentlich ausgesehen im Innern des Hauses Orchideenweg 9? Sie versuchte, sich an Möbel, Textilien und
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