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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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einen Volltreffer gelandet hatte.
    Der Architekt wirkte verwirrt und rang nach Fassung.
    Dann wanderte sein Blick zu seiner Armbanduhr.
    Als er sich wieder den Beamten zuwandte, hatte er sich wieder in der Gewalt. „Was soll diese Frage? Mein Bruder reist mit seiner Familie durch Italien. Im Augenblick sind sie in Rom. Noch vorgestern rief er mich vom Hilton-Hotel aus an.“
    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns mit Ihrem Bruder zu verbinden?“
    Wieder blickte der Mann auf seine Armbanduhr, bevor er zögernd antwortete: „Sie möchten von hier aus dort anrufen? Das ist ein Auslandsgespräch, meine Herren!“
    „Wir werden Ihnen die Auslagen erstatten. Würden Sie also so freundlich sein?“ drängte Ruhwedel.
    Der Mann schien einzusehen, daß er sich verdächtig machte, wenn er sich länger weigerte.
    Er ging zum Telefon, las von einem Notizblock die Telefonnummer ab und stellte die Verbindung her. „Bitte, Zimmer 348“, sagte er zu der offenbar deutsch sprechenden Vermittlung.
    Während er wartete, klemmte er den Hörer zwischen Ohr und Schulter und zündete sich eine Zigarette an.
    Ruhwedel bemerkte, daß seine Hände zitterten.
    „Claudia...? Hier ist Kurt. Nein, es ist alles in Ordnung...“
    Ruhwedel eilte zu ihm, sagte: „Gestatten Sie?“ und nahm ihm den Hörer aus der Hand.
    „Gnädige Frau, hier ist Oberinspektor Ruhwedel. Bitte, entschuldigen Sie die Störung. Wir ermitteln in einer Strafsache, bei der eine Auskunft Ihres Gatten wichtig für uns wäre. Darf ich ihn einen Augenblick sprechen?“
    Die Frau am anderen Ende der Leitung reagierte verwirrt. „Oh... Ich... Es tut mir leid, mein Mann ist nicht da. Er ist... zu einem zweitägigen Fotoausflug unterwegs“, stammelte sie. Sie lachte unsicher. „Sie wundern sich sicher, daß ich zurückgeblieben bin. Ich mache mir nichts aus Ruinen und alten Grabsteinen, wissen Sie.“
    „Wann kommt Ihr Mann zurück?“
    „Vermutlich spät in der Nacht. Vielleicht auch erst morgen.“
    „Würden Sie ihn bitten, mich anzurufen, sobald er zurückgekommen ist?“ bat Ruhwedel, wiederholte seinen Namen und gab seine dienstliche Telefonnummer durch.
    Auf der Straße hupte ein Auto.
    Der Architekt eilte zur Haustür.
    Das Außenlicht flammte auf. Das breite Tor öffnete sich automatisch. Ein weißer Opel fuhr auf die offene Garage zu, und eine Frau stieg aus.
    Ruhwedel winkte Panke, und sie eilten hinaus, um die Frau abzufangen, bevor der Hausherr Gelegenheit erhielt, mit ihr allein zu sprechen.
    „Die Herren sind von der Kriminalpolizei, Silvia. Meine Frau“, stellte der Architekt vor.
    „Oh...! Ist etwas passiert?“ fragte Silvia Lange und blickte ihren Mann besorgt an,
    Lange schüttelte mit einem beruhigenden Lächeln den Kopf. „Die Herren ermitteln in einer Strafsache, die uns nur insofern betrifft, als der mutmaßliche Täter Geschäftsbeziehungen zu uns unterhält. Bitte, erkläre den Beamten, wo ich heute abend war.“
    „Heute abend? Na, zu Hause. Du kamst etwa um sechs. Wir nahmen einen Drink. Du bist ein paar Runden im Swimmingpool geschwommen, und gegen acht haben wir gegessen“, erwiderte die Frau nervös und zog mit zitternden Händen ihre Handschuhe aus.
    „Na, sehen Sie!“ sagte Lange.
    Er blickte auf seine Armbanduhr und fragte seine Frau: „Ist alles klargegangen?“
    „Wir hatten noch reichlich Zeit“, erwiderte Silvia Lange.
    Im selben Moment schrillte in Ruhwedels Kopf eine Sirene, und blitzartig durchfuhr ihn die Erkenntnis, daß er hier seine Zeit vergeudete und außerdem zum Narren gehalten wurde.
    „Ja, dann...! Bitte, entschuldigen Sie die Störung. Wir möchten Sie nicht weiter belästigen“, sagte Ruhwedel schnell und verabschiedete sich mit einer Hast, die Panke unverständlich vorkam.
    Er rannte hinter Ruhwedel her und hatte Mühe, dessen langen, weitausholenden Schritten zu folgen. Erst am Auto, das sie vor dem Nebenhaus abgestellt hatten, holte er seinen Kollegen ein.
    Ruhwedel riß die Beifahrertür auf und beugte sich zur Funksprechanlage hinüber. „Hier Ruhwedel, Abteilung Zwo...“
    Panke hörte fassungslos, wie der Oberinspektor einen Streifenwagen zum Flughafengebäude schicken ließ. Die Kollegen sollten den Bauunternehmer Lange, der den Flug nach Rom gebucht habe, ausrufen und unter einem Vorwand festhalten, bis er selbst dort eintreffe.
    Doch Panke schaltete rasch. Noch bevor Ruhwedel sein Gespräch beendet hatte, war er um den Wagen gespurtet, hatte sich auf den Fahrersitz geschwungen und ließ den
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