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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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schon gewesen. Bereits zu Lebzeiten meines Onkels hatte sie ihren eigenen Lebensstil. Doch ich sagte Lange, ich würde darüber nachdenken. Schließlich kam mir die Idee mit den anonymen Bestellungen. Wenn es mir gelang, sie damit zu verwirren und den Eindruck zu erwecken, daß sie sich Waren liefern ließ, die sie nicht bezahlen konnte, somit also der Tiere wegen über ihre Verhältnisse lebte, wäre die Voraussetzung für ihre Entmündigung geschaffen.“
    Panke schnappte bei dieser ungeheuerlichen Eröffnung nach Luft.
    Ruhwedel trat ihn mahnend auf den Fuß, um ihn daran zu hindern, Arnold zu unterbrechen.
    „Die Sache lief auch ganz gut an...“
    „Wer gab die telefonischen Bestellungen auf?“ unterbrachnun Ruhwedel ungestüm den Mann.
    „Er selbst“, erklärte Rita Arnold, die mit dem Saft für ihren Mann zurückkam. „Zunächst wollte er meine Mutter dazu überreden. Aber als ich ihm drohte, ihn zu verlassen, wenn er meine alte kranke Mutter für seine Machenschaften mißbrauchte, griff er selbst zum Telefon.“
    „Ich hielt ein Taschentuch vor den Hörer, um meine Stimme zu verändern“, erklärte Arnold fast selbstgefällig.
    „Leider wußte ich nichts von den engen nachbarlichen Beziehungen zwischen meiner Tante und Herrn Seibold“, sagte er bedauernd. „Meine Tante galt als menschenscheu und eigenbrötlerisch. Mich traf fast der Schlag, als dieser Anwalt plötzlich hier auftauchte.“
    „In diesem Moment hättest du aussteigen und die ganze Sache abblasen müssen!“ hielt seine Frau ihm scharf vor.
    „Du weißt, daß ich das nicht konnte! Lange hatte mir den Auftrag von der Siedlungs-GmbH verschafft und mir das Geld für die Holzbeschaffung und die Arbeitslöhne vorgestreckt“, widersprach ihr Mann wütend. „Ich mußte Seibold ausschalten“, sagte er fast entschuldigend zu den Beamten.
    „Aber weshalb vergriffen Sie sich an Seibolds Hund?“ fragte Panke.
    „Weil ich ihn als kleinen bissigen Köter kennengelernt hatte. Er hätte mir vielleicht Schwierigkeiten bereitet, wenn ich Seibold auflauerte.“
    „Was ihn fast das Leben gekostet hätte. Der Mann bekam einen Herzanfall“, hielt Ruhwedel ihm vor.
    „Das tut mir leid“, sagte Arnold.
    Ruhwedel war versucht zu erwidern: Ihnen scheint alles, was Sie anstellen, erst hinterher leid zu tun, anstatt vorher die möglichen Folgen zu bedenken.
    Doch ihm fiel noch rechtzeitig ein, daß es ihm nicht zustand, einen Täter moralisch oder rechtlich zu verurteilen. Also beherrschte er sich.
    „Wollten Sie sich an Seibold für seine Einmischung rächen?“ forschte Panke, der keinen Sinn in Arnolds Tat gegen den Anwalt sah.
    „Nein, ich wollte ihn nur für ein paar Tage ins Bett schicken. Ich mußte ihn von meiner Tante fernhalten, bis der Psychiater sein Urteil über sie abgegeben hatte. Aber dann tauchten plötzlich diese Jugendlichen auf! Sie machten sich vor dem Psychiater wichtig und behaupteten, Freunde meiner Tante zu sein!“ Der Schreinermeister schnaubte wütend. „Jedenfalls lief alles schief.“
    Er stand auf und goß sich an der Bar einen doppelten Weinbrand ein. „Möchten Sie auch noch etwas trinken?“ fragte er die Beamten.
    „Nein, danke, wir sind noch versorgt. Was geschah dann?“ drängte Ruhwedel.
    „Als ich den Bescheid vom Gesundheitsamt erhielt, fuhr ich natürlich gleich zu Lange ins Büro
    „Dann ist der Bauunternehmer also nicht mehr verreist?“
    „Doch. Ich sprach mit seinem Bruder, dem Architekten. Die beiden Brüder arbeiten zusammen“, klärte Arnold die Beamten auf. „Er sagte, die Sache ginge in Ordnung. Ich sollte jetzt nichts weiter unternehmen, bevor er mit seinem Bruder telefoniert habe. Und daran habe ich mich gehalten!“ versicherte Arnold heftig und kehrte zu seinem Sessel zurück.
    „Halten Sie es für möglich, daß der Bauunternehmer daraufhin seinen Urlaub abbrach?“ forschte Ruhwedel. Er dachte an Sandras Versicherung, daß sie den Bauunternehmer in der Stadt gesehen habe.
    Arnold zuckte die Schultern. „Gemeldet hat er sich nicht bei mir. Ich war den ganzen Tag auf der Baustelle. Der Polier und ein Dutzend Arbeiter können bezeugen, daß ich noch um acht Uhr in der Baubude über meinem Schriftkram saß.“
    Ruhwedel stemmte sich aus dem Polster hoch.
    Panke setzte sein Glas ab und stand ebenfalls auf.
    „Ich muß Sie ersuchen, sich zu unserer Verfügung zu halten, Herr Arnold. Kommen Sie bitte morgen vormittag zum Morddezernat, Abteilung II, im Präsidium“, sagte Ruhwedel
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