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Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire
Autoren: Nelson Johnson
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VORWORT
    Kurz nach Sonnenaufgang lief ich im August 1987 mit meinem Freund Chris am Strand von Atlantic City entlang. Es war ziemlich frisch, und der Boardwalk mit seinen Kasino-Hotels ragte zu unserer Rechten in den trüben Morgen hinein. Unsere Krawatten waren lose, unsere Bäuche voll und unsere Geldbeutel leer nach einer Nacht voller Schnaps, Glücksspiel und Prasserei. Wir waren völlig am Ende, körperlich wie finanziell, und doch bester Dinge. Während wir den Strand entlangliefen und die Wellen über unsere Füße schwappten, holte ich aus der Hosentasche meine letzten 23 Cents. Ich warf sie ins Meer und sagte zu Chris: »Jetzt sind wir wirklich pleite.« Wir lachten und machten uns auf den Weg zum Boardwalk, zurück nach Hause. Wir mochten zwei ausgemachte Pechvögel sein, aber immerhin konnten wir ein paar gute Anekdoten darüber erzählen. Damals wusste ich noch nicht, dass sich solche und ähnliche Szenarien seit über hundert Jahren hier abspielten.
    Seit die Eisenbahn die ersten Arbeiter in die Stadt gebracht hatte, galt Absecon Island – oder Atlantic City, wie es später genannt wurde – als »The World’s Playground«, der Spielplatz der ganzen Welt. Ein Reich der Träume, auf Sand gebaut, ein Ort, an dem jeder, der genug Geld mitbrachte, wie Staatsbesuch behandelt wurde. Luxushotels, Theater und Restaurants säumten die Promenade, den berühmten Boardwalk , wo es alles gab, was man wollte, ob legal oder illegal. Essen und Trinken, Vergnügungen jeder Art von schick bis schäbig – wenn es nicht auf dem Boardwalk oder in einer seiner zahlreichen Nebenstraßen zu finden war, dann existierte es nicht.
    Als mich HBO bat, das Buch von Nelson Johnson als Grundlage für eine TV-Serie zu verwenden, war die große Herausforderung die Wahl der geeigneten Zeitspanne. Angefangen bei der Blütezeit der Bandenchefs, über die Goldenen Zwanziger, die Prohibition, die glamourösen 50er-Jahre von Skinny D’Amato, den Niedergang und die anschließende Wiederauferstehung dank der Legalisierung des Glücksspiels in den 1970er-Jahren, verfügt die Stadt über eine äußerst spannende Geschichte.
    Schließlich habe ich mich für die 1920er-Jahre entschieden, als der legendäre Schatzmeister Nucky Johnson (der Nucky Thompson aus der HBO-Serie) die Stadt regierte, weil mich diese Zeit am meisten faszinierte. Damals war Atlantic City ein Ort der wüsten Ausschweifungen und der goldenen Gelegenheiten. Die Stadt war laut und großspurig, aber auch bunt und voller Perspektiven. Sie war der klassische amerikanische Mikrokosmos. Ein Hort des Spektakels samt schmieriger Politiker, aufreizender Frauen und Hinterzimmergeschäfte, aber auch eine echte Gemeinde mit Kirchen, Schulen und Nachbarschaften. Es war das reale Amerika, der sprichwörtliche Schmelztiegel der Ideen und Kulturen.
    Bei meinem letzten Besuch lief ich dieselben Straßen entlang wie Nucky, stand in der Lobby seines Hotels und habe in seinem Lieblingsrestaurant gegessen. Ich bin über den Boardwalk geschlendert, seinen Boardwalk, sein Königreich, und habe auf seinen Ozean geschaut, denn selbst den hat er für sich beansprucht. Ich fühlte mich zurückversetzt in seine Zeit und konnte mir vorstellen, wie es damals hier ausgesehen hatte. Ich habe das wirklich sehr genossen, aber eigentlich hätte ich dafür gar nicht hinfahren müssen – Nelson Johnson hat mich schon lange vorher nach Atlantic City mitgenommen.
    Terence Winter
    Emmy-Gewinner und Autor der Sopranos
    Executive Producer von Boardwalk Empire

PROLOG
    Luxushotels kannte sie nur vom Hörensagen. Das Ritz Carlton hatte sie noch nie betreten, war höchstens mal bei einem Spaziergang über den Boardwalk in seine Nähe gekommen. Aber jetzt saß sie hier, im Empfangsraum einer riesigen Suite mit zahlreichen Zimmern, in einem Sessel, der sie fast verschluckte. Sie hatte Angst, aber sie konnte nicht mehr zurück. Also saß sie da und spielte mit zittrigen Händen an ihrem ausgefransten Schal.
    Sie gehörte nicht hierher, sie war ja nur eine Hausfrau, und im Sommer arbeitete sie als Wäscherin in einer Pension. Man sah ihr die Nervosität an. Ihr Gesicht war gerötet, ihr Atem ging zu schnell, Kleid und Bluse waren nachlässig gebügelt. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht in Panik davonzulaufen. Sie durfte jetzt nicht gehen, denn Louis Kessel hatte ihr gesagt, dass Mr. Johnson gleich für sie Zeit hätte und dass sie warten sollte. Wenn sie jetzt wieder verschwand, war das nicht nur peinlich, es
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