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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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anfing.
    „Richard! Sag ihnen die Wahrheit, Richard!“ flehte sie ihren Mann an. „Wir haben mit dem Mordanschlag auf Tante Marie-Loise nichts zu tun. Zuzugeben, daß man einen Hund vergiften wollte, ist nicht so schlimm, wie einen Mord angehängt zu bekommen
    „Sei still!“ schrie ihr Mann sie an.
    Doch die Frau war außer sich vor Angst. Sie sprang auf und lief zu Ruhwedel. „Sie müssen uns glauben, Herr Kommissar! Bitte, Sie müssen das verstehen. Wir waren am Ende. Mein Mann wußte nicht mehr ein noch aus. Da machte Herr Lange ihm dieses Angebot..."
    „Rita! Sei vernünftig. Du vernichtest unsere Existenz!“ schrie ihr Mann. Er wuchtete sich aus dem Sessel und riß seine Frau von Ruhwedel fort. „Geh hinaus! Beruhige dich. Ich spreche mit dem Oberinspektor.“
    Doch die Frau wandte sich gegen ihn und riß sich los.
    „Bist du dir nicht darüber im klaren , daß jeder Staatsanwalt mit den Beweisen, die sie gegen dich haben, dich auch des versuchten Mordes anklagen wird, Mann? Besser die Existenz vernichtet, als im Zuchthaus zu landen. Ich war von Anfang an dagegen. Ich habe dich angefleht, die Finger von der Sache zu lassen, als der Rechtsanwalt hier herumzuschnüffeln begann. Aber du hast nicht auf mich gehört. Du hast das große Geld gewittert. Das hat dir dein Gehirn vernebelt. Sogar meine Mutter hast du mit hineinziehen wollen!“ Erneut brach die Frau in Schluchzen aus.
    Der Schreinermeister kehrte mit finsterem Gesicht zu seinem Sessel zurück. „Was ist mit Tante Marie-Loise? Ist sie schwer verletzt?“ fragte er rauh.
    „Es traf einen anderen, den jungen Tierpfleger, der ihr manchmal hilft“, gab Ruhwedel bereitwillig Auskunft.
    Er beugte sich zu dem wie zerbrochen wirkenden Mann vor und drängte: „Herr Arnold, ich denke, Sie sollten uns jetzt endlich erzählen, in welchem Umfang Sie in diese Sache verwickelt sind.“
    Richard Arnold schüttelte den Kopf. „Sie wissen ja schon alles. Meine Frau hat Ihnen ja bestätigt...“ Er brach hilflos ab.
    „Wir wissen bisher nur, daß Sie sich vorzeitig in den Besitz des Grundstücks Ihrer Tante zu bringen versuchten. Aber ein Mörder läuft frei herum. Ein Beinahe-Mörder. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, daß sein Plan mißglückte. Aber der Täter kann es jederzeit wieder versuchen. Sie wissen anscheinend, wer er ist. Also sprechen Sie, bevor es zu spät ist. Sonst muß ich Sie wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht bringen — falls Ihrer Tante wirklich etwas passiert“, drohte Ruhwedel.
    „Richard! Sag ihnen die Wahrheit!“ schluchzte die Frau.
    „Was soll ich ihnen denn sagen? Ich weiß ja nicht, wer’s war. Denkst du, ich hätte einem Plan zugestimmt, der Tante Marie-Loise ins Jenseits befördert? Ich weiß nicht mehr als du“, fuhr er sie an.
    „Erzählen Sie uns, was Sie wissen“, forderte Ruhwedel ihn auf.
    Der Schreinermeister fuhr sich durch die Haare. „Vor ungefähr drei Monaten besuchte mich der Bauunternehmer Lange“, begann er zu berichten. „Lange hatte in Erfahrung gebracht, daß ich mit meiner Firma am Ende war und daß ich meine Tante, die seine Nachbarin ist, einmal beerben werde. Lange sagte mir, daß er an dem Nachbargrundstück interessiert sei, ja, daß er es dringend benötige, um sein Geschäft aus der Innenstadt in die Föhren-Allee verlegen zu können. Er bot mir eine hohe Vermittlungsprovision und außerdem Schreineraufträge an, die meine Firma sanieren würden, falls es mir gelänge, meine Tante zum Verkauf des Grundstücks an ihn zu überreden. Ich sagte Lange, daß ich zwar das Geld und langfristige Arbeit für meine Leute dringend brauchte, aber es sei ausgeschlossen, daß meine Tante auf den Handel einginge. Genauso wenig sei vorerst mit ihrem Ableben zu rechnen. Und leider falle das Grundstück erst nach ihrem Tod an mich.“
    Arnold fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Hol mir einen Saft“, bat er seine Frau.
    „Lange ging weg“, fuhr Arnold fort. „Ein paar Tage später kam er jedoch wieder und breitete einen phantastischen Plan vor mir aus: Ich sollte die Zurechnungsfähigkeit meiner Tante anzweifeln, sie entmündigen und mich zu ihrem Vormund und Vermögensverwalter einsetzen lassen. Wenn ich dann über das Grundstück verfügte, wäre er bereit, es mir für eine Viertelmillion abzukaufen.“
    Der Schreinermeister lachte bitter. „Er schien meine Tante nicht näher zu kennen. Natürlich war sie mit den Jahren etwas wunderlich geworden, aber eigentlich war sie das immer
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