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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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gebunden. Wenn selbst ein Arzt der Gesundheitsbehörde sich nicht entschließen kann, das traurige Los der alten, bedauernswerten Frau zu verbessern...!“
    „Glauben Sie wirklich, daß Ihre Tante in einer geschlossenen Anstalt besser aufgehoben wäre?“ fragte Ruhwedel scharf.
    „Wer spricht denn von so etwas!“ wehrte der Neffe entrüstet ab. „Es ging nur darum, der alten Frau einen Vormund zu geben. Nur so ist es möglich, ihre letzten Lebensjahre zu ihrem eigenen Besten ordnen zu können.“
    „Dieser Vormund sind Sie?“ fragte Ruhwedel.
    Der Schreinermeister blickte treuherzig. „Hätte ich mich dieser Aufgabe entziehen dürfen? Ich bin ihr einziger Verwandter.“
    „Und ihr einziger Erbe!“ betonte Ruhwedel.
    „Was wollen Sie damit sagen?“ fuhr Arnold auf. „Sie unterstellen mir doch nicht etwa...? Ich bin auf das alte Gemäuer nicht angewiesen. Mein Geschäft ist gesund.“
    Seine Frau kam herein.
    „Bitte sehr“, sagte sie und stellte ein Glas Orangensaft vor Inspektor Panke auf den großen runden Marmortisch.
    „Vielen Dank!“ Inspektor Panke wand sich unter Verrenkungen aus der Couch hoch, nahm das Glas in die Hand und plumpste in die Polster zurück, wobei das Getränk überschwappte und auf seine Hose und den Polsterbezug tröpfelte. Frau Arnolds Gesicht verzog sich säuerlich.
    Oberinspektor Ruhwedel grinste. Er hatte das kommen sehen und auch aus diesem Grund sein Glas noch nicht angerührt.
    Ruhwedel wandte sich an den Hausherrn. „Seit wann ist Ihr Geschäft gesund? Befanden Sie sich nicht noch vor kurzem in Zahlungsschwierigkeiten?“ fragte er grob.
    Der Schreinermeister wuchtete seine Körpermasse aus dem Sessel und ging mit seinem leeren Glas zur Bar. „Welches Unternehmen bleibt auf die Dauer davon verschont? Aber das ist Gott sei Dank überwunden“, sagte er und schenkte sich einen zweiten Weinbrand ein.
    „Herr Arnold“, sagte Ruhwedel energisch. „Wo waren Sie heute abend zwischen zwanzig und zwanzig Uhr dreißig?“ Arnold kehrte mit seinem Glas zu seinen Besuchern zurück. Er blickte Ruhwedel erstaunt an. „Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht“, sagte er lächelnd, „aber ich war bis gegen halb neun auf der Baustelle. Deshalb auch unser spätes Abendessen.“ Ruhwedel lächelte nicht. „Haben Sie Zeugen dafür? Wo befindet sich die Baustelle?“
    „Hören Sie! Was wollen Sie eigentlich? Nur, weil ich eine verrückte, angeheiratete Tante habe, die ich irgendwann einmal beerbe, haben Sie noch lange keinen Grund, hinter mir herzuschnüffeln und mich wie einen Kriminellen zu überprüfen. Was soll das?“ sagte der Hausherr wütend.
    „Vielleicht habe ich es bisher versäumt, Sie darauf hinzuweisen, daß wir von der Mordkommission sind. Auf Ihre Tante wurde heute abend ein Mordanschlag verübt. Aus diesem Grund interessiert uns Ihr Alibi!“ sagte Ruhwedel scharf.
    Richard Arnolds Gesicht färbte sich grau. Er sank in seinen Sessel zurück. Sein ratloser Blick wanderte von Ruhwedel zu seiner Frau, die neben der Stehlampe Platz genommen hatte.
    „Das ist nicht möglich“, sagte er tonlos. „Das ist nicht wahr! Rita...! Das ist doch nicht möglich?“
    Seine Überraschung schien echt, sein Entsetzen nicht gespielt zu sein. Auch die Frau saß starr, fassungslos, wie gelähmt.
    Ruhwedel war verzweifelt.
    Er hatte fest damit gerechnet, hier die Lösung des Rätsels zu finden, einen entscheidenden Hinweis, der die Vorgänge um die Katzen-Marie erhellte und auf die Spur des Täters führte. Ja, wenn er ehrlich war, dann mußte Ruhwedel sich eingestehen, daß er eigentlich gekommen war, um Richard Arnold als den Täter zu entlarven.
    Seine Hoffnung zerrann in einem einzigen Augenblick.
    Wie stand er nun da? Wie sollte er gegenüber Hauptkommissar Kresser sein Versagen rechtfertigen?
    In seiner Ratlosigkeit versuchte Ruhwedel es mit einem Bluff.
    „Herr Arnold“, begann er mit vor Aufregung trockener Kehle. „Wir haben Beweise dafür, daß Sie Ihre Hand bei den anonymen Lieferungen im Spiel hatten, die Ihrer Tante wochenlang zugingen.“
    Er beobachtete den Schreinermeister. Doch dieser reagierte nicht. Auch seine Frau saß noch immer wie versteinert.
    Ruhwedel räusperte sich und fuhr fort: „Herr Seibold hat Ihren Wagen als den Wagen erkannt, der an jenem Abend unterhalb seiner Gartenmauer hielt, als man seinen Hund zu vergiften versuchte. Und wir haben Sägespäne in den Reifenspuren gefunden, die...“
    Ruhwedel unterbrach sich, als die Frau laut zu weinen
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