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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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hängen blieben“, meinte er.
    Noch einigem Hin und Her willigte Sandra ein.
    Doch kurz nachdem Joschi in den Garten gegangen war, kam er in die Küche zurückgelaufen. „Die Katzen-Marie ist jetzt da. Sie liest ihre Kartoffeln auf. Sollen wir den Draht hinüberbringen?“
    „Ja, sicher. Sag Frau Arnold Bescheid, damit sie euch die Tür aufschließt“, bat Frau Ansbach.
    „Ich warte hier“, sagte Joschi, der Sandra hinausbegleitet hatte, und setzte sich auf die unterste Terrassenstufe.
    Die Katzen-Marie, umgeben von Hühnern und dem Hund Käpten, einer hochbeinigen, zotteligen Promenadenmischung, sammelte kniend ihre Kartoffeln in den Korb.
    Sie war eine große, schwere Frau mit dicken Oberarmen und einem breiten Rücken. Wie sie da auf dem Boden hockte, glich ihre mächtige, gekrümmte Gestalt in der grauen Kleiderschürze einem in Stein gehauenen Monument.
    Käpten sprang auf und kam schwanzwedelnd zum Zaun gelaufen, als Sandra sich unter den Fliederzweigen durchzwängte. Er kannte Sandra und wußte, daß er bei ihren Besuchen meistens mit einem Leckerbissen rechnen durfte.
    Die anderen Hunde waren nicht zu sehen. Vermutlich hatte die Katzen-Marie sie wegen des Spektakels, das sie vorhin aufführten, in den Schuppen gesperrt.
    „Hallo, Frau Arnold!" sagte Sandra und kratzte Käpten zur Begrüßung durch den Maschendraht mit dem Zeigefinger an der Nase.
    Die Katzen-Marie wandte ihren Kopf, ohne ihre Körperhaltung zu verändern. „Ach, Sandra! Wie ist euer Ertrag in diesem Jahr? Seid ihr zufrieden?“
    „Ja, der Baum hing ganz schön voll. Wo waren Sie denn vorhin? Ich habe gerufen und gerufen! Haben Sie mich nicht gehört? Die Hunde haben wie verrückt gebellt.“
    „Weshalb bist du nicht über die Mauer hereingekommen? Ich war im Haus.“
    Die an der Flußseite gelegenen Grundstücke der Föhren-Allee waren am Flußuferweg von hohen Mauern begrenzt. Sandra wählte selten den Weg über die Straße, wenn sie die Katzen-Marie besuchte. Sie kletterte über die Gartenmauer und an dem dicken Eisenpfahl vorbei, an dem der Drahtzaun zwischen den beiden Grundstücken festgemacht war.
    „Ich dachte, Sie wären ausgegangen. Es ist jemand von der Firma Scheuer dagewesen. Er wollte zu Ihnen.“
    Die Nachricht schien die Katzen-Marie nicht zu interessieren. „Mein Birnbaum trägt in diesem Jahr schlecht. Es lohnt sich kaum, für die paar Birnen die schwere Leiter anzustellen“, beklagte sie sich.
    Sie stützte sich schwerfällig auf den Stiel der Harke und stand ächzend auf. „Die Knochen, die Knochen...! Wir werden anderes Wetter kriegen. Das wußte ich schon, bevor der Wind aufkam. Ich spüre es seit Tagen im Kreuz.“
    „Frau Arnold, der Mann hatte Draht für Sie“, sagte Sandra.
    Frau Arnold warf ihr einen mißtrauischen Blick zu. Oder wirkte sie eher erschrocken? „Ich habe keinen Draht bestellt“, erwiderte sie kurz.
    „Aber der Mann hatte einen Lieferschein! Da steht Ihr Name und Ihre Adresse drauf.“
    „Ich habe nichts bestellt, und ich brauche auch nichts“, beharrte die Katzen-Marie.
    „Das ist unmöglich“, widersprach Sandra. „Überlegen Sie doch mal! Vielleicht haben Sie die Bestellung schon vor einiger Zeit aufgegeben und es inzwischen vergessen?“
    Die Katzen-Marie hielt diese Unterstellung für keiner Antwort wert. Sie bückte sich nach ihrem Kartoffelkorb.
    „Was soll denn jetzt geschehen?“ fragte Sandra. „Meine Großmutter hat die Lieferung angenommen. Rufen Sie die Firma an, damit sie den Draht zurücknimmt?“
    „Das ist nicht mein Problem. Ich habe deine Großmutter nicht gebeten, etwas für mich anzunehmen“, sagte die Katzen-Marie scharf und wandte sich, auf ihre Harke gestützt, zum Gehen.
    „Meine Großmutter hat es nur gut gemeint. Sie glaubte, Ihnen einen Gefallen zu tun. Jetzt hat sie den Ärger deswegen. Bitte, setzen Sie sich mit der Firma Scheuer in Verbindung, damit sie den Draht abholen läßt. Ja, Frau Arnold? Werden Sie das tun?“ rief Sandra ihr nach.
    Doch die Katzen-Marie schlurfte davon, ohne sich weiter um Sandra zu kümmern.
    Wütend rannte Sandra ins Haus.
    Joschi sprang auf, als er Sandra zurückkommen sah. „Faßt du mit an?“ fragte er in der Meinung, sie würden nun die Drahtrolle hinübertragen.
    Doch Sandra winkte ab. „Sie sind nicht für die Katzen-Marie bestimmt. Sie sagt, sie weiß nichts von dieser Bestellung.“
    „Das gibt es doch nicht“, sagte Frau Ansbach, nachdem Sandra ihr die gleiche Nachricht überbracht hatte.
    Sie holte die
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