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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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hin und her.
    Schließlich überwand sie sich, holte den Schlüssel zur Seitenpforte aus der Tischschublade und reichte ihn Sandra. „Aber schließ wieder ab.“
    Sandra lief ums Haus herum und ließ ihre Großmutter herein.
    Die Katzen-Marie wartete vor der Hintertür auf sie. Käpten lag neben ihr und blickte dem Besuch wachsam entgegen.
    „Guten Tag, Frau Arnold“, grüßte Sandras Großmutter, während sie ein paar gelangweilt gähnende Katzen umschritt und sich bemühte, Hunde- und Entenkot auszuweichen.
    „Tag“, erwiderte die Katzen-Marie einsilbig.
    „Tja“, sagte Sandras Großmutter. „Das ist ja nun eine dumme Geschichte mit dem Draht. Ich habe das Bauhaus Scheuer angerufen, aber im Büro war niemand mehr.“
    „Die können Ihnen auch nicht helfen“, sagte die Katzen-Marie.
    „Wieso? Wenn es ein Irrtum ist, muß er sich doch aufklären lassen“, meinte Frau Ansbach verwundert.
    Die Katzen-Marie zog sich einen der beiden alten Gartenstühle heran, die neben dem wackligen Tisch vor der Hauswand standen.
    Der Wind hatte sich gelegt. Es waren ein paar Regentropfen gefallen. Der Himmel war heller geworden. Im dichten Blätterwald der knorrigen alten Bäume funkelte Spinngewebe in der Sonne. Trotz des Durcheinanders, das ringsum herrschte, schien es Frau Ansbach ein romantischer Aufenthaltsort zu sein.
    „Wollen Sie sich setzen?“ fragte die Katzen-Marie.
    Frau Ansbach setzte sich auf den zweiten Stuhl und legte den Lieferschein auf den Tisch. Sandra nahm auf einem Holzklotz Platz.
    „Oder ist es vielleicht doch kein Irrtum?“ fragte Frau Ansbach und klopfte mit dem Zeigefingerknöchel auf den Lieferschein.
    „Auf jeden Fall wird man Ihnen sagen, daß der Draht von mir bestellt worden ist“, erklärte Frau Arnold seufzend.
    „Dann haben Sie also doch dort angerufen!“ Frau Ansbach lachte erleichtert. „Es wird ja auch wirklich Zeit, daß etwas mit dem Zaun geschieht. Herr Seibold verzweifelt fast über Ihre Katzen und Hunde. Die haben aber auch ein Geschick, sich unter dem Zaun durchzuwühlen!“ Frau Ansbach räusperte sich verlegen und fuhr behutsam fort: „Um die Kosten brauchen Sie sich nicht zu sorgen. Ich bin überzeugt, Herr Seibold wird sich daran beteiligen und nicht zulassen, daß Sie den Draht allein bezahlen. Ich spreche mit ihm.“
    „Ich werde gar nichts bezahlen. Ich habe den Draht nicht bestellt“, sagte die Katzen-Marie.
    „Aber... Sie sagten doch gerade...!“ Frau Ansbach wußte vor Verwunderung nicht weiter.
    Auch Sandra beugte sich ungläubig vor. Einen Augenblick lang fürchtete sie, die Katzen-Marie hätte ihren Verstand verloren.
    „Das geht nämlich schon ein paar Wochen so“, berichtete die Katzen-Marie. „Ich kriege Sachen geliefert, die ich nicht bestellt habe. Deshalb halte ich jetzt meine Türen verschlossen und mache nicht mehr auf, wenn jemand klingelt. Aber das scheint nichts zu nützen. Heute morgen hat der Briefträger ein Päckchen in meinen Garten geworfen. Und Sie nehmen Draht für mich an.“
    „Haben Sie denn nicht herausfinden können, wo die andere Frau Arnold wohnt? Die wartet doch auf ihre Sachen“, sagte Frau Ansbach.
    Die Katzen-Marie lächelte verächtlich. „Es gibt keine andere Marie-Loise Arnold in unserer Straße. Ich habe mich beim Einwohnermeldeamt erkundigt. Ich bin in der ganzen Stadt die einzige, die so heißt. Es gibt sich jemand am Telefon für mich aus und bestellt Sachen in meinem Namen.“
    „Ja, wer tut denn so etwas?“ rief Frau Ansbach.
    „Was hat er denn davon?“ rief Sandra.
    Die Katzen-Marie zuckte die Schultern.
    „Das müssen Sie der Polizei melden. Das dürfen Sie nicht auf sich beruhen lassen“, ereiferte sich Frau Ansbach.
    „Was hat man Ihnen denn sonst noch geliefert?“ fragte Sandra interessiert.
    Die Katzen-Marie zögerte. Dann sagte sie feindselig: „Wer’s bestellt hat, wird’s schon wissen.“
    Sandra blickte ihre Großmutter an.
    „Sie vermuten doch nicht etwa, daß wir damit etwas zu tun haben könnten?“ fragte Frau Ansbach empört.
    „Man kann niemandem trauen“, murmelte die Katzen-Marie.
    „Aber das ist doch zu albern! Weshalb sollten wir Ihnen solche Unannehmlichkeiten bereiten?“ rief Frau Ansbach entrüstet.
    „Vielleicht, weil Sie sich über meine Tiere ärgern?“ sagte die Katzen-Marie lauernd.
    „Also, wissen Sie...!“ protestierte Frau Ansbach empört.
    „Wie oft habe ich Ihnen schon Essensreste für Ihre Hunde und Katzen gebracht, die meine Großmutter mir für Sie
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