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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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gab“, erinnerte Sandra die Katzen-Marie. „Das würde meine Großmutter nicht tun, wenn sie Sie haßte und Ihnen schaden wollte, Frau Arnold.“
    „Aber irgend jemand kann mich nicht leiden“, erwiderte die Katzen-Marie.
    „Wir sind das jedenfalls nicht“, stellte Frau Ansbach energisch fest.
    Die Katzen-Marie schwieg.
    Frau Ansbach hob hilflos die Schultern und stand auf. „Ja, was mache ich nun mit dem Draht? Hoffentlich nimmt die Firma ihn zurück“, sagte sie mehr zu sich selbst.
    „Das bißchen Draht! Was meinen Sie, was für Probleme ich habe“, entfuhr es der Katzen-Marie.
    „Frau Arnold, weshalb sprechen Sie nicht mal mit Herrn Seibold darüber? Vielleicht kann er Ihnen raten“, schlug Sandra vor.
    „Wann hat das alles denn angefangen?“ fragte Frau Ansbach, als die Katzen-Marie schwieg.
    Frau Arnold beugte sich zu der grauen Katze hinunter, die um ihre Beine strich, und hob sie auf ihren Schoß. Und während sie das Tier hinter den Ohren kraulte, berichtete sie zögernd: „Vor fünf Wochen etwa. Da hat der Junge von der Bäckerei Steinbach mir eine Käsetorte gebracht. Es war zufällig der Todestag meines Mannes. Ich habe sie zuerst nicht annehmen wollen, aber weil doch vorher schon... und weil der Junge darauf bestand, daß die Torte für mich sei...“
    „Eine Torte...? Eine ganze Torte?“ rief Sandra verwundert.
    Frau Arnold nickte. „Ich dachte, jemand, dem ich gefällig gewesen bin — es kommen ja immer mal Kinder mit ihren kranken Haustieren und holen sich Rat bei mir — wollte sich damit erkenntlich zeigen.“
    Sandra und ihre Großmutter blickten einander betroffen an. Trotz ihrer zur Schau getragenen Menschenfeindlichkeit schien Frau Arnold sich über eine freundschaftliche Geste genauso zu freuen wie jedermann.
    „Das habe ich zunächst jedenfalls gedacht“, wiederholte Frau Arnold grimmig. „Aber als ich dann ein paar Tage später mein Brot einkaufte, sagte Frau Steinbach zu mir: ,Da steht noch die Torte offen, Frau Arnold.’ Ich sagte: ,Das muß ein Irrtum sein. Ich habe keine Torte bestellt.’ — , Aber sie ist Ihnen doch geliefert worden. Erinnern Sie sich nicht? Sie haben sie telefonisch bestellt. Ich war selbst am Apparat, als Sie anriefen’, sagte Frau Steinbach. Ich fragte: ,Haben Sie mich denn an der Stimme erkannt?’ Frau Steinbach guckte mich ganz seltsam an und sagte spitz: ,Natürlich ! Außerdem haben Sie ja Ihren Namen und Ihre Adresse genannt.’ Und sie holte ihr Anschreibebuch und zeigte mir die Eintragung.“
    „Sie haben die Torte doch nicht etwa bezahlt?“ fragte Frau Ansbach.
    „Was sonst hätte ich tun können? Der Laden war voller Leute. Die haben mich alle angesehen, als ob ich eine Betrügerin sei. Also habe ich geschwiegen und die Rechnung beglichen.“
    „Mit der Torte hat es also angefangen?“ stellte Sandra fest.
    „Nein, eigentlich nicht. Einige Tage vorher brachte die Samen- und Futtermittelhandlung Schmidt aus der Hafengasse zehn Säcke voll Katzen- und Hundetrockenfutter zu mir. Da habe ich gedacht, jemand spendete Futter für meine Tiere. Deshalb war ich auch nicht mißtrauisch, als der Junge von Steinbach mir die Torte brachte.“
    „Haben Sie über die Futterlieferung auch eine Rechnung erhalten?“ wollte Frau Ansbach wissen.
    „Natürlich.“
    „Aber Sie haben sie nicht bezahlt? Sie haben das Futter zurückgegeben?“ fragte Sandra.
    Frau Arnold blickte schuldbewußt. „Das konnte ich nicht mehr. Die Rechnung kam ja erst drei Wochen später an. Alle Rechnungen kommen erst Wochen später an. Vor allem die Rechnungen von den Versandhäusern und den großen Geschäften. Als die Futterrechnung ankam, hatte ich einen Teil der Lieferung verfüttert. Die Hälfte war ohnehin ans Tierheim gegangen. Michael hatte sie abgeholt.“ Michael war ein junger Tierpfleger und der einzige Mensch außer Sandra und Joschi, der ständig bei Frau Arnold verkehrte.
    „Um Himmels willen, Frau Arnold! Sie müssen unbedingt etwas gegen diese Belästigungen unternehmen“, sagte Frau Ansbach. „Sprechen Sie mit Herrn Seibold darüber. Schließlich war er ein erfolgreicher und angesehener Rechtsanwalt. Er wird Ihnen sagen, wie Sie sich dagegen schützen können.“
    Die Katzen-Marie wehrte ab. „Nein, nein, ich werde schon allein damit fertig!“ Doch dann fragte sie zögernd: „Kann man das, ohne die Polizei hinzuzuziehen?“
    „Ich fürchte nein“, erwiderte Frau Ansbach. „Sie müssen Anzeige gegen Unbekannt erstatten
    Frau Arnold fiel ihr
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