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Sandra und die Stimme der Fremden

Sandra und die Stimme der Fremden

Titel: Sandra und die Stimme der Fremden
Autoren: Margot Kreuter
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auswickelte, das der Briefträger über die Gartentür geworfen hatte. Es enthielt Hundehalsbänder.
    Frau Ansbach hielt ihr vor, daß sie das Päckchen nicht öffnen durfte. „Sie hätten es annahmeverweigert zurückgehen lassen müssen, Frau Arnold!"
    Doch Frau Arnold meinte: „Ich muß doch nachsehen, was darin ist. Es könnte ja eine Bombe enthalten.“
    Frau Ansbach hatte das Herrn Seibold erzählt, als er am Abend von seinem Besuch bei Freunden zurückkehrte.
    Das fiel Frau Ansbach jetzt wieder ein.
    Sie blickte Herrn Seibold entsetzt an. „Und Sie schließen daraus...?“
    Herr Seibold hob abwehrend die Hände. „Noch nichts. Ich finde Frau Arnolds Verhalten nur äußerst merkwürdig. Vielleicht spielt sie uns etwas vor? Sie ist nicht auf Rosen gebettet. Könnte es nicht sein, daß sie selbst diese Waren bestellt? Die Frau ist fast achtzig. Vielleicht weiß sie nicht mehr, daß man Waren, die man verbraucht, auch bezahlen muß, egal, wer diese Waren orderte. Sie meint, sie brauche nur zu behaupten, es handele sich um Geschenke, damit sei die Sache für sie erledigt und die Firmen sollten sehen, von wem sie ihr Geld bekämen.“
    „Das spricht aber eigentlich gegen Ihre Theorie, Herr Seibold. Eine solche Betrugsaktion setzt ein überlegtes Vorgehen voraus. Auch, daß sie sich so energisch gegen die Annahme der Drahtlieferung sträubte, deutet eher auf ihre Unschuld hin. Das Offnen der Päckchen könnte man ihrer Neugierde zuschreiben“, hielt Frau Ansbach ihm entgegen. „Haben Sie im Bauhaus Scheuer denn nichts über den telefonischen Auftraggeber erfahren können?“
    „Doch! Daß es sich um eine Frau mit einer männlich-brummigen Stimme gehandelt habe.“
    „O Gott, die arme Frau!“ rief Frau Ansbach. Auch sie fürchtete nun, daß die Katzen-Marie sich entweder in Betrügereien verstrickt hatte, oder daß sie in einer Art Altersverkalkung nicht mehr überschaute, was sie tat.
    „Gehen Sie hinüber, Herr Seibold. Sprechen Sie mit ihr“, bat Frau Ansbach. „Wir können sie nicht sich selbst überlassen. Sie macht sich unglücklich.“
    „Na, schön, ich schaue später mal rüber“, versprach Florian Seibold widerstrebend. Er blickte forschend zum Elektroherd, auf dem ihm die fehlenden Kochtöpfe auffielen. „Was gibt’s denn zu Mittag?“ erkundigte er sich.
    Frau Ansbach stützte die Hände in die Hüften. „Herrschaft noch mal! Selbst wenn neben Ihnen ein Kapitalverbrechen geschähe, wären Sie zunächst um Ihren Magen besorgt!“
    „Mit leerem Bauch kann ich nicht denken“, verteidigte sich Herr Seibold. „Außerdem ist es mir unangenehm, die alte Frau mit meinen Fragen zu quälen und sie vielleicht in die Enge zu treiben. Was gibt’s denn nun zu Mittag? Doch nicht wieder Rohkost, hoffe ich?“
    „Fischauflauf. Er ist fertig und steht im Ofen.“
    „Und zum Nachtisch?“
    „Birnenkompott.“
    „Ausgezeichnet!“ Florian Seibold rieb sich die Hände. „Dann mache ich mich jetzt frisch. Sie können den Tisch schon decken.“
    Das Essen war ausgezeichnet. Florian Seibold liebte gutes Essen. Satt und gut gelaunt ging er ins Wohnzimmer hinüber, stopfte seine Tabakspfeife und freute sich auf den anschließenden Mittagsschlaf.
    Frau Ansbach spülte das Geschirr und freute sich auf Sandra. Sie hatte die Bügelmaschine hergerichtet, denn einmal in der Woche, meistens am Montag, brachte Sandra ihre Familienwäsche, die Frau Ansbach bügelte, um ihre berufstätige Tochter zu entlasten.
    Susi meldete Sandras Ankunft, noch bevor Herr Seibold seine Pfeife zu Ende geraucht hatte.
    „Unser Chemielehrer ist krank. Sie haben uns die beiden letzten Stunden geschenkt“, verkündete Sandra strahlend, als sie mit Joschi über die Terrasse ins Haus stürmte. „Tag, Herr Seibold. Hast du noch was zu essen für uns, Oma?“ fragte sie ihre an der Tür erscheinende Großmutter.
    „Es gibt keinen Fischauflauf mehr. Wie wäre es mit Eierkuchen und Birnenkompott?“ schlug Frau Ansbach vor. „Optimal! Wir holen inzwischen die Wäsche herein.“
    „Ich lege mich jetzt aufs Ohr“, sagte Herr Seibold, klopfteseine Pfeife aus und stand auf.
    „Ich glaube, daraus wird nichts“, bemerkte Frau Ansbach und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Terrasse hinaus.
    Die Katzen-Marie unterhielt sich mit Sandra und Joschi am Fuß der Steintreppe, wobei sie der mißtrauisch schnuppernden Susi beruhigend den Rücken tätschelte.
    „Ach herrje!“ Florian Seibold kehrte seufzend zu seinem Sessel zurück.
    Groß und
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