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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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stieg durch die Beifahrertür nach hinten zu Sandra.
    Rocho startete den Motor.
    Der Motor hustete ein paarmal, stolperte und erstarb wieder. Wahrscheinlich hatte er den nächtlichen Temperatursturz übelgenommen. Sandra hoffte schon, daß er nicht anspringen würde — da brummte er tief und unwillig auf. Rocho gab Gas. Und dann rollten sie aus dem Schuppen in den Hof und auf die Straße hinaus.
    Es war noch immer nicht hell. Und es kamen ihnen nur wenige Autos entgegen.
    Das Haus der Sendboten Gottes lag außerhalb des Ortes und hatte keine direkten Nachbarn.
    Sie fuhren durch die enge Ortsdurchfahrt, vorbei an Bauernhäusern, in deren Ställen Licht brannte, und an einer kleinen Kirche vorbei, deren Uhr gerade acht schlug.

Sandra gibt nicht auf

    Etwa um die gleiche Zeit, als Rocho durch das verschlafene Bauerndorf fuhr, parkte eine Verkehrsstreife ihren Dienstwagen an einer Abzweigung der Bundesstraße, die zu den Zu- und Abfahrten der Autobahn Frankfurt—Stuttgart-Basel führte.
    Während der Fahrer des Wagens, der Kriminalobermeister Velbert, seiner Polizeileitstelle meldete, daß der befohlene Standort eingenommen sei, stieg sein Beifahrer, der Kriminalobermeister Stamm, aus.
    Conny Stamm entnahm dem Kofferraum ein Schild mit der Aufschrift „Polizeikontrolle“. Er schritt die erforderliche Meterzahl ab und stellte das Schild auf die Straße.
    „Dreckswetter!“ schimpfte er, als er zu Velbert zurückkam. „Gib acht, wenn du aussteigst, Alfred! Ich wäre fast auf die Schnauze gefallen. Ein Matsch ist das!“
    „Habe ich beim Lenken gemerkt“, erwiderte Velbert. Er setzte seine Dienstmütze auf, nahm die beiden Winkerkellen vom Hintersitz und stieg ebenfalls aus.
    „Da, Conny! Damit du was zum Dranfesthalten hast“, scherzte er und warf dem Kollegen eine Kelle zu.
    Die ersten Personenwagen näherten sich dem Kontrollposten. Als ihre Scheinwerferlichter das Polizeischild erfaßten, nahmen die Fahrer den Fuß vom Gaspedal und passierten langsam und diszipliniert den Streifenwagen, an dem die beiden Polizeibeamten lehnten.
    Doch Velbert und Stamm hielten ihre Winkerkellen gesenkt und ließen die Autos ungehindert vorbeifahren.
    „Wie soll der Kleinbus noch aussehen, auf den wir angesetzt sind?“ vergewisserte sich Stamm.
    „Grau und vergammelt. Die hintere Stoßstange fehlt“, erwiderte Velbert. Er zog eine Tüte Hustenbonbons aus seiner Tasche, hielt sie Stamm hin und bediente sich selbst, nachdem der Kollege zugegriffen hatte.
    „Ich frage mich, was wir um diese Zeit hier sollen. Die Sektenbrüder werden längst untergetaucht sein“, maulte Stamm.
    „Vermutlich! Früher, als wir noch jedes kleine Nest mit einem Landposten besetzt hatten, entschlüpfte uns so leicht kein Ganove. Die Kollegen bemerkten jede Veränderung in ihrem Revier — oder sie wurden von den Dorfbewohnern darauf aufmerksam gemacht. Das waren noch Zeiten! Heute findet jede Gang genügend Schlupfwinkel in jedem Kaff, und kein Anwohner schert sich darum, was in der Nachbarschaft getrieben wird. Der Nahkontakt fehlt“, sinnierte Velbert, an dem Kräuterbonbon schmatzend.
    „Ich bin nicht scharf darauf, mich mit einer Sekte anzulegen. Ziehst ja doch immer den kürzeren. Die weisen dich höhnisch lächelnd darauf hin, daß laut Artikel 4 und 140 des Grundgesetzes jeder Bundesbürger das Recht auf Religions- und Gewissensfreiheit hat. Und wenn die Sektenanhänger volljährig sind, kannst du gar nichts machen. Sogar das Missionieren wird ihnen von den Stadtverwaltungen erlaubt“, beschwerte sich Stamm.
    „Das Mädchen, diese Sandra Faber, soll noch minderjährig sein“, berichtete Velbert.
    „Was besagt das schon? Ich bin sicher, daß sie freiwillig bei der Sekte eingestiegen ist. Hast du schon mal Eltern erlebt, die von dem Umgang ihrer Gören wußten? — Na, na! Der fährt aber ganz schön gewagt!“ Stamms Ausruf galt einem hellen Kombi, der unter Mißachtung der aufgeweichten Schneedecke mit rasantem Tempo auf der Straßenkuppe am Waldrand auftauchte. Der Wagen schlingerte und rutschte von einer Straßenseite zur anderen, blieb dann jedoch in der Spur, so daß ein entgegenkommender Personenwagen es gerade noch schaffte, an ihm vorbeizuziehen.
    Stamm und Velbert waren zur Straßenmitte gelaufen und schwangen ihre Winkerkellen.
    Der Kombifahrer stoppte vor dem Kontrollposten. Er kurbelte das Seitenfenster herunter und sagte treuherzig: „Guten Morgen, die Herren!“
    „Morgen!“ knurrte Velbert. „Fahrzeugkontrolle.
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