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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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Arm.
    „Rühr mich nicht an!“ fauchte Sandra und riß sich los.
    Ohne Jutta eines Blickes zu würdigen, verließ sie mit Gefion den Versammlungsraum.
    Rochos Zimmer war klein, aber gemütlich. Außer einem Couchbett mit buntgemustertem Bezug waren ein Polstersessel, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank darin. Poster hingen an den Wänden. Auf einem zweistöckigen Regal über der Couch standen Bücher und ein Radiogerät. Das Fenster hatte eine Gardine und einen geblümten Vorhang.
    Gefion schloß die Tür ab, nahm den Schlüssel an sich und setzte sich auf die Couch neben der Tür.
    Sandra trat zum Fenster.
    Sofort sprang Gefion auf und zog sie ins Zimmer zurück. „Setz dich da hin!“ sagte sie, auf den Sessel deutend.
    „Ich hab dir schon einmal gesagt, daß du mich nicht anfassen sollst. Wenn du es wieder versuchst, klebe ich dir eine“, warnte Sandra.
    Gefion blickte betrübt. „Ich liebe dich. Ich bin deine Schwester. Weshalb willst du mich schlagen?“
    „Du bist eine Heuchlerin. Wenn du meine Schwester wärst, würdest du dich nicht wie eine Gefängnisaufseherin benehmen. Ich möchte nach Hause. Meine Mutter sorgt sich um mich. Du sagst, du liebst mich. Dann hilf mir!“
    Gefion schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich darf nicht.“
    „Und wenn ich dir den Schlüssel abnehme?“
    „Das gelingt dir nicht. Ich bin in Judo und Karate ausgebildet“, erwiderte Gefion sanft.
    „Gewonnen! Vermutlich würde ich auch nur bis zur Treppe kommen“, sagte Sandra seufzend.
    „Vermutlich“, bestätigte Gefion heiter.
    Sandra warf sich in den Sessel. „Kann ich wenigstens etwas zu lesen haben?“
    Gefion nahm zwei Bücher aus dem Regal. Das eine reichte sie Sandra, das andere behielt sie für sich.
    Sandras Buch enthielt Anleitungen über die Praktiken des Missionierens, wie die Sendboten das Betteln auf der Straße bezeichneten.
    Sandra war am Betteln nicht interessiert. Sie klappte das Buch wieder zu und beschloß, den versäumten Nachtschlaf nachzuholen.
    Doch ihre Ruhepause war kurz.
    Kaum eine Viertelstunde später klopfte Rocho an die Tür und befahl Gefion, Sandra ins Büro zu bringen.
    Der Hausvater hatte seine private Meditation unterbrochen. Er ging schlechtgelaunt und mit verdrossenem Gesicht hinter seinem Schreibtisch auf und ab.
    O Boy, was haben sie mit mir vor? Am besten stelle ich mich dumm und sage gar nichts, sonst komme ich nie mehr hier heraus, überlegte Sandra.
    Der Hausvater wies Gefion aus dem Büro.
    Rocho schloß hinter ihr ab und setzte sich auf den Stuhl neben der Tür.
    Der Hausvater kam um den Schreibtisch herum und blieb vor Sandra stehen. „Was sind das für unverantwortliche Beschuldigungen, die du gegen einige Mitglieder meiner Familie erhoben hast?“ fragte er rauh.
    Er gibt vor, nichts von Rochos Unternehmungen zu wissen, dachte Sandra. Sie antwortete nicht.
    „Was willst du angeblich auf dem Weihnachtsmarkt beobachtet haben?“ fragte der Hausvater eine Spur lauter.
    Sandra blieb stumm.
    „Antworte!“ zischte der Hausvater.
    Doch als er sah, daß Sandra sich nicht einschüchtern ließ, änderte er seine Taktik und sagte väterlich: „Du möchtest doch nach Hause, mein Kind? Aber du wirst verstehen, daß ich dich erst dann fortgehen lassen kann, wenn meine Brüder und Schwestern von dem Verdacht, eine kriminelle Handlung begangen zu haben, befreit sind. Solltest du mir aber die Beweise liefern können, daß sie schuldig wurden, werde ich dafür sorgen, daß sie bestraft werden.“
    Er wartete.
    Sandra wartete auch.
    „Ich habe hier ein schweres Amt übernommen, mein Kind“, fuhr der Hausvater bekümmert fort. „Einige meiner Brüder und Schwestern hatten Schuld auf sich geladen, bevor sie in unserer Familie geläutert wurden. Es würde mich betrüben, wenn sie rückfällig geworden sein sollten und Schande über unser Haus gebracht hätten. Doch ich dürfte sie nicht schonen. Wenn deine Behauptung stimmt, müßte ich unserem obersten Vater darüber berichten. Deshalb bitte ich dich in unser aller Interesse, mir die Wahrheit zu sagen, mein Kind.“
    Sandra zögerte. Sie war plötzlich unsicher, wußte nicht, ob der Hausvater von Rocho und seiner Gruppe hintergangen worden war. Doch sie war auf der Hut. Noch einmal legt ihr mich nicht herein, dachte sie.
    „Ich weiß nichts. Ich habe nichts beobachtet“, behauptete Sandra.
    Fragend blickte der Hausvater Rocho an.
    Da Sandra nicht wagte, sich umzudrehen, konnte sie Rochos Reaktion nicht sehen.
    „Und wieso
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