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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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befohlen, unser bisheriges Leben aufzugeben und Sendbote Gottes zu werden. Halleluja!“
    Sandra verschlug es die Sprache. War sie hier von Verrückten umgeben?
    „Ich habe nur Camillas Stöhnen gehört und ihr schmerzverzerrtes Gesicht gesehen. Und das war kein Traum, sondern Wirklichkeit!“ sagte sie scharf.
    Daniel schüttelte bekümmert den Kopf. „Dann hat Camilla den Kontakt gestört.“
    Sandra stand wortlos auf und ging zum Tischende, wo Jutta-Judith Platz genommen hatte. „Was wollte der Hausvater von dir?“
    „Pst! Er kommt. Setz dich. Wir unterhalten uns später“, sagte Jutta-Judith und deutete auf den Stuhl neben sich.
    Rocho führte Camilla herein und setzte sie auf den freien Platz neben Daniel.
    Der Hausvater sprach das Tischgebet.
    Die Mädchen vom Küchendienst schenkten Tee aus und stellten große, dampfende Schüsseln auf den Tisch. Die Schüsseln enthielten einen Brei aus geschrotetem Hafer, Leinsamen und Mais. Es war eine Art Müsli ohne Zucker und Obst.
    Sandra fand, daß es fürchterlich schmeckte. Doch sie hatte einen solchen Bärenhunger, daß sie eine volle Schüssel allein hätte leeren mögen. Es gab für jeden jedoch nur zwei Schöpflöffel voll.
    Camilla wurde es übel, bevor sie ihren Teller halb geleert hatte. Eines der Mädchen brachte sie hinaus.
    Die anderen aßen schweigend weiter.

Sandra in Gefahr

    „Ich muß mit dem Hausvater sprechen“, sagte Sandra, nachdem die Frühstücksrunde aufgehoben worden war.
    Doch Jutta-Judith hielt sie zurück. „Bleib hier. Der Hausvater hat jetzt seine private Meditationsstunde. Dabei dürfen wir ihn nicht stören.“
    „Und was macht ihr?“ fragte sie.
    „Wir haben zwei Stunden frei. Wir lesen die Missionsschriften und diskutieren darüber. Ich sehe, du hast dir schon eine Broschüre besorgt. Er schreibt wunderbar, nicht? Komm, wir gehen in den Versammlungsraum.“
    „Ich möchte nach Camilla sehen“, bat Sandra.
    „Das ist nicht nötig. Rocho kümmert sich um sie“, wehrte Jutta-Judith ab.
    „Aber sie hat Magenkrämpfe, Jutta. Und ich habe nicht gesehen, daß jemand Tee für sie aufbrühte.“
    „Sie bekommt etwas anderes.“
    „Etwas anderes?“ Sandra erinnerte sich an das weiße Pulver, das der Hausvater Camilla in der Nacht eingegeben hatte. „Etwa Drogen?“ rief sie entsetzt.
    „Nicht so laut! Natürlich nehmen wir keine Drogen. Du mußt verrückt sein, wenn du das glaubst.“
    „Hier wundert mich gar nichts.“
    „Du nimmst den Mund ziemlich voll. Seit du hier bist, machst du eine Menge Ärger“, sage Jutta-Judith gereizt. Sie verließ die Küche und setzte sich in den Versammlungsraum.
    Sandra lief ihr nach.
    „Hat der Hausvater sich beklagt? Was wollte er überhaupt von dir? Er hat dich über mich ausgefragt, nicht wahr?“ forschte sie und setzte sich zu Jutta-Judith auf die Kiste in der Kachelofenecke.
    „Der Hausvater sorgt sich um dich. Er fürchtet, daß du nicht die richtige Einstellung zu unserer Glaubensgemeinschaft findest“, hielt Jutta-Judith ihr vor.
    „Da hat er ganz recht. Ich habe ihm gesagt, daß ich nach Hause zurück möchte.“
    „Das bekümmert ihn ja so. Er hat mich gebeten, mit dir darüber zu sprechen. Schließlich kennen wir uns von früher...“
    Sandra fiel ihr ins Wort. „Die Mühe kannst du dir sparen. Du stimmst mich nicht um.“ Sie beugte sich zu Jutta-Judith vor. „Ich verstehe dich nicht, Jutta! Du sagst, daß wir uns kennen, aber ich habe dich ganz anders in Erinnerung. Früher hättest du dich nicht von anderen manipulieren lassen.“
    „Das tue ich auch jetzt nicht. Aber seit ich hier lebe, bin ich ein anderer Mensch geworden“, erwiderte Jutta.
    „Mit dieser Veränderung brauchst du nicht zu prahlen“, sagte Sandra verächtlich. „Du kannst ja nicht einmal mehr klar denken. Sie haben hier eine verantwortungslose, ichbezogene Fanatikerin aus dir gemacht.“ Sandra schüttelte den Kopf. „Also, ich könnte nicht so hartherzig sein, Jutta. Deine Eltern haben gewiß ihre Fehler. Aber sie haben dich doch gern, und du hast sie auch einmal gern gehabt. Da kann man doch nicht einfach davonlaufen, ohne wenigstens ,Auf Wiedersehen“ zu sagen oder Bescheid zu geben, wo man lebt.“
    „Ich habe mich von ihnen gelöst, und das ist endgültig. Also bitte, hör jetzt auf, mir Vorhaltungen zu machen. Und nenne mich nie mehr Jutta oder Jutta-Judith. Ich bin Judith, ein Sendbote des Herrn. Halleluja!“
    „Ein Mitglied einer kriminellen Vereinigung bist du!“ schrie Sandra
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