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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie
Autoren: Kathrin Lichters
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auf das Foto von ihrem Bruder und einem jungen Mann, der schief grinste.  
    Nic… Wie lange war es nun her, dass sie mit ihm gesprochen hatte? Durch die Zeitverschiebung waren es seltene Anrufe und mit jedem weiter verstrichenen Tag unerträglicher. Früher hatte sie seine Abwesenheit auch schon verstörend gefunden, doch in den letzten Monaten wurden seine Aufenthalte zu Hause immer seltener und kürzer. Dominic Donahue war seit beinahe vier Jahren mit seiner Band ein Stern am Newcomer Himmel. Er war der Kumpel und Bandkollege ihres Bruders, der Bruder ihrer besten Freundin Lizzy, ihr Nachbar und am allerwichtigsten ihr allerbester Freund.  
    Familie Donahue waren die engsten Freunde ihrer Familie und gleichzeitig Nachbarn. Eine simple Hauswand und ein Gartentor, welches stets offen stand, trennten die beiden Familien. Richard und Lynn Donahue hatten vor mehr als 20 Jahren neben ihren Eltern gebaut und seither hatten sie sich nie mehr getrennt.  
    Richard arbeitete in einer Bank, während Lynn eine Reihe Wohltätigkeitsorganisationen und Wohltätigkeitstiftungen organisierte, die in Falmouth und sogar bis hin nach London äußerst großen Zuspruch fanden. Ihre älteste Tochter Josslin lebte mit ihrem Mann und Kind in Irland, während Lizzy noch bei ihnen Zuhause lebte, zumindest in den Semesterferien. Sie war ein paar Monate älter als Mia und wesentlich verrückter. Im Kindergarten hatte Lizzy ihr Erdbeer-Eis auf Mias Lieblings T-Shirt geschmiert und ihr nachträglich erklärt, welch große Geste dahinter steckte. So verrückt wie es schien, so war sie seither niemals mehr von ihrer Seite gewichen und Emilia konnte sich keine bessere Freundin wünschen. Lizzy arbeitete in einem Tonstudio im Nachbarort und schrieb Songs. Sie war neben Grandma und Haley, die Einzige, die sie nicht allein zurück ließ. Während der Uni lebten sie in einer WG auf dem Universitätsgelände von Falmouth. Mia hatte keinen großen Ordnungsdrang, um nicht zu sagen – gar keinen. Sie liebte, nein, brauchte das Chaos, um denken zu können. Liz selbst war genauso wenig aufs aufräumen und putzen bedacht und so kam es wie es kommen musste: Es herrschte Chaos, über und überall. Kein Geschirr wurde abgewaschen, keine Wäsche gewaschen, es wurden lieber neue Slips gekauft, statt am selbigen Tag noch zu waschen. Nicht jeder kam mit dieser Art zu leben klar. Lizzy und Mia schienen sich auch diesbezüglich gefunden zu haben. Liz studierte Wirtschaft an der Uni, doch in Wahrheit dümpelte das Studium so vor sich hin. Liz war die geborene Songwriterin, doch Richard hatte darauf bestanden, dass sie einen alternativen Weg für ihren Lebensunterhalt finden musste. Bei Nic hatten all seine Mühen keinen Erfolg gebracht und er ließ keinen Zweifel daran, dass er an dem Leben seines Sohnes keinen großen Gefallen fand.
     
    Das Foto zweier Teenager auf einem Motorroller, die ausgelassen lachten, hing in ihrer Blickhöhe. Ein Gutaussehender junger Mann, mit den schönsten grau - blauen Augen, den verstrubbelten dunkelblonden Haar und dem heranwachsenden Bart, die ihr je untergekommen waren, grinste frech in die Kamera. Mittlerweile war aus dem Teenager ein erwachsener Mann geworden. Ihre Bindung zueinander hatten sie beide nie wirklich erklären können. Nic tauchte stets in den Momenten auf, in denen Mia ihn am dringendsten brauchte. Als hätte er ihren stillen Ruf gehört, stand er meistens schon in ihrem Zimmer, welches er über eine Regenrinne erreicht hatte. Mittlerweile nahm er stattdessen allerdings lieber die Türe. Selbst jetzt, Jahre später, klingelte in den entschiedenen Momenten ihr Handy und eine tiefe, dunkle Bassstimme neckte sie am anderen Ende der Leitung. Hingegen rückte Mia ihm seinen hübschen Kopf zurecht, wenn er den Boden unter den Füßen verlor. Er war sich ihrer steten Unterstützung sicher. Als sie Teenager waren, hatten seine Kumpels ihn oft damit aufgezogen, dass sie ein Paar seien. Doch sie beide wussten es besser und es war völlig normal, dass sie einander so nahe waren. Sie waren schlicht und ergreifend über den Punkt hinaus, an dem man ein Paar wurde. Wahrscheinlich kannten sie sich einfach zu gut.  
    Doch seit einiger Zeit war es komplizierter zwischen ihnen geworden und es schien immer schwieriger zu werden, umso öfter sie getrennt waren. Die Zeitungen waren voll von seinen Fotos mit Fans und seinen Begleiterinnen. Mia empfand seither eine stärker werdende Leere, denn sie wusste eines Tages wäre er
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