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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie
Autoren: Kathrin Lichters
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schon seit etwa sechs Monaten Celins Schwester Beatrix mit ihrer kleinen 5-jährigen Tochter Haley. Beatrix wurde von ihrem Mann und Vater ihrer Tochter vor wenigen Monaten sitzen gelassen und fand nun Trost im Schoße ihrer einzigen Familie. Genau genommen fand sie Trost unter der Sonne Südafrikas, wo sie eine vier wöchige Reise mit Celin unternahm. Anstatt sich ihrer Tochter zu widmen, leckte sie vorrangig ihre eigenen Wunden.
     
    „ Geh und wasch dich gefälligst, du Schmutzfink! Gleich gibt es Essen. Das heißt, sollte Haley dort unten nicht eine kleine Katastrophe hinterlassen haben.“, wies Sophie ihre Enkelin an.  
    Mia streckte ihrer Großmutter die Zunge heraus, salutierte und sagte, während sie sich auf den Weg ins Bad machte: „Zu Befehl, Ma’am!“  
    Wie aufs Stichwort drang ein regelmäßiger Piep Ton, der dem Rauchmelder zu zuordnen war, zu ihnen hoch. Erstaunlich schnell verließ Sophie, höchst undamenhaft und überhaupt nicht ihrem Alter entsprechend, fluchend die Treppe, während Mia sich wusch und sich frische Kleidung anzog. Eine schwarze Leinenhose und eine Figur umschmeichelnde Strickjacke zog sie über ein dünnes Wickeltop. Leger hätte man wohl dazu sagen können. Doch Mia hatte seither einen gewissen Sinn für Mode. Sie legte keinen Wert auf Markenkleidung, dazu fehlte ihr auch schlicht und ergreifend das Geld. Sie trug viel aus Second-Handläden, aus dem Wallmarkt und nicht zuletzt ihre eigenen Kreationen. Das hatte sie nun auch zu ihrem Beruf gemacht. Sie studierte Modedesign an der Uni Falmouth. Den Vorteil, den Mia daraus zog war, dass sie sich nie um ihre Kleidung sorgen musste. Ein Blick in dem Spiegel verriet ihr, dass ihre Haare wieder mal nicht zu bändigen waren. Sie löste den Zopf und strich mit losen Fingern hindurch, wodurch einzelne Locken entstanden. Mia hasste ihr Haar. Niemals war es möglich eine schicke Frisur zu machen, wie Lizzy. Mia beneidete sie schrecklich darum. Immer sah ihre Freundin anders aus. Sie experimentierte mit Farbe, ob kurz oder lang. Sie sah stets anders aus. Doch Mias wilde Mähne neigte zur Krause und nervte sie schrecklich.  
    Ihr Blick fiel auf die Fotos, die am Rahmen des großen Spiegels befestigt waren. Im Moment waren sämtliche wichtige Menschen in ihrem Leben auf Reisen und jedes Mal holte Mia eine Leere ein, die von Mal zu Mal größer wurde. Seit dem Tod ihres Vaters war ihr Mutter, sowie ihr Bruder rastlos geworden und auch sie verspürte eine stetig wachsende Sehnsucht, nach etwas, das sie selbst nicht in Worte fassen konnte. Ihre Mom und Tante Trix betrachteten Elefanten unter der Sonne Afrikas, während Liam und Nic mit ihrer gemeinsamen Band durch die Clubs der USA tourten. Und sie? Sie kämpfte sich durch den Alltag und oft kam sie sich klein und unbedeutend vor, während sie von ihren besonderen Erlebnissen berichteten. Sie sollte ein Mittel gegen Aids oder Krebs erforschen und damit ihrem Leben Bedeutung schenken. Leider hatte sie nie die Faszination ihres Dads für Medizin geteilt. Vielleicht hätte sie Polizistin werden und für Gerechtigkeit sorgen sollen. Aber für besonders mutig hielt sie sich eigentlich auch nicht. Ganz zu schweigen davon fehlte ihr dafür eine riesen Portion Fitness. Sicher war sie nicht völlig untrainiert, schließlich tanzte sie Ballett und gab regelmäßig Unterricht. Doch sie war Meilenweit davon entfernt in dieser Richtung erfolgreich zu sein. Eigentlich gab es nicht viel, was sie besonders gut konnte. Sie war in jeder Hinsicht ihres Lebens chaotisch. Ihr Zimmer war unordentlich, mit viel zu vielen Büchern, Klamotten, die überall herumlagen, Stofffetzen und nicht selten hatte sie sich auf ein Nadelkissen gesetzt. Ihre Schlüssel fand sie nie rechtzeitig, sie verschlief regelmäßig und niemals hatte sie alles fürs Abendessen da. Sie machte Einkaufszettel, ja wirklich, doch die vergaß sie in der Uni oder im Auto oder, oder, oder… Doch eins konnte sie ziemlich gut. Sie konnte zeichnen. Schon als Kind war sie ein Naturtalent. Ihre Eltern hatten ihr die besten Kunstlehrer bezahlt, um dieses Talent ja nicht zu verlieren. Das hatte ihre schlechten Noten in Mathe oder Biologie aber auch nicht wett machen können. Nun machte sie ihr Hobby zum Beruf und entwarf Kleidung. Momentan arbeitete sie für einen Hungerslohn bei Cathleen Harding. Sie war eine tolle Designerin, allerdings für gediegenere Mode, was es Mia und Cathleen oft schwer machte auf einen Nenner zu kommen. Ihr Blick richtete sich
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