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Sandkasten-Groupie

Sandkasten-Groupie

Titel: Sandkasten-Groupie
Autoren: Kathrin Lichters
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mit ihr auszutragen. Es machte einfach zu viel Spaß einen ebenbürtigen Gegner zu haben. In Sophies reiferen Jahrgängen gab es davon meistens nur noch wenige oder sie waren nach dem kleinsten Meinungsaustausch eingeschnappt. Das war sehr ermüdend und Sophie langweilten die Kaffeklatschfahrten und Bingo-Abende mit lauwarmen Tee, der sie schlussendlich die ganze Nacht aus dem Bett trieb. Es gab doch nichts auf einen ordentlichen Scotch oder ihren berühmten selbstgebrannten Schnaps. Gott sei Dank gab es Charlotte und Martha in ihrem Dorf. Ein paar alte Schachteln, die einen klassischen Skatabend inklusive Sophies Selbstgebrannten nicht zu verachten hatten. Doch ihre Wortgefechte mit Emilia waren kaum zu überbieten und wollte Sophie nicht missen.  
    Das herausfordernde Blitzen in den Augen ihrer Enkelin bewies, dass es ihr ebenso ging. 
    „ Warum schreist du das ganze Haus zusammen, Grandma?“ Sophie betrachtete Emilia eindringlich mit ihrem vorwurfsvollen Blick.  
    „ Du weißt genau, dass ich es hasse ‚Grandma’ genannt zu werden! Sehe ich etwa aus wie eine Oma?“ Nein, das tat sie tatsächlich nicht. Ihre, zwar ergrauten Haare waren zu einem flotten Kurzhaarschnitt frisiert worden und die leicht stämmige Gestalt wirkte alles andere als gebrechlich. Ihre Kleidung war ausgefallen, doch in Wahrheit war es Sophies Art, die überzeugte. Sie war brüsk, offen, lapidar und gnadenlos ehrlich.  
    „ Wo sind sie, Mia?“, fragte sie aufgebrachter, als sie eigentlich war.  
    „ Wovon sprichst du, Sophie?“ Mias unschuldige Miene war nur ein halbherziger Versuch, ihr weis zu machen, dass sie keine Ahnung hatte wovon sie sprach.  
    „ Du freche Göre weißt ganz genau, wovon ich spreche! Ich will mir eine rauchen und scheinbar hast du dich an meinem kleinen Vorrat vergangen.“ Empörung schwang in Sophies Stimme mit und Mia unterdrückte einen Lachanfall.  
    „ Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst, Sophie! Meinst du ich muss mir Sorgen machen?“, neckte Emilia sie mit einer Anspielung auf ihre Vergesslichkeit. Sophie stemmte eine ihrer Hände in die Hüfte und fuchtelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor Mias Nase herum. „Werd‘ ja nicht frech. Du bist mir einiges schuldig! Zigaretten kosten ja schließlich auch Geld.“  
    „ Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Vielleicht waren es ja die Heinzelmännchen!“, schlug Mia vor. „Außerdem dachte ich, du hättest vom Arzt die Anordnung bekommen nicht zu rauchen? Man bekommt von Zigaretten Lungenkrebs. Ist dir das eigentlich klar? Erst vorgestern hast du mir weismachen wollen, du wärst abstinent!“ Ein weiterer halbherziger Versuch, ihre Oma dazu zu bringen an ihre eigene Gesundheit zu denken. Mia sah sie herausfordernd an und erntete nur eine wegwerfende Handbewegung. „Na dann wär‘ hier wenigstens mal was los!“, schnaubte die Ältere nur und ging gar nicht weiter auf ihr Argument ein, sondern fragte nur: „Die Heinzelmännchen?“ Sie holte tief Luft, um noch etwas hinzuzufügen, pustete sie allerdings nur ungenutzt wieder hinaus. Sie schwiegen sich kurz an, dann sagte Sophie: „Heinzelmännchen wären gar nicht so schlecht für das Chaos, das du hier überall verbreitest. Erst neulich habe ich deinen Schlüssel im Kaffeschrank gefunden.“ Mia zuckte nur mit den Achseln. Sie war halt chaotisch. Das hatte sich niemals geändert. Ihr Vater hatte schon immer die Krise bekommen, wenn sie morgens mit Zahnbürste im Mund ihre Schulbrote schmierte oder mit ihren Hausschlappen auf dem Weg zur Schule in seinem Auto gesessen hatte. So war sie eben. Ganz die Tochter ihrer Mutter. Eine Künstlerin mit wenig Sinn für Ordnung und Gradlinigkeit, dafür aber mit erheblicher Lebensfreude.  
    „ Vielleicht helfen sie dir auch beim Abwasch!“ Mia grinste breit, während Sophie sie leicht auf den Arm knuffte. „Hey!“, beschwerte sich die junge Frau, lächelte aber. Nichts von ihren Streitereien war wirklich böse gemeint. Es peppte nur ihren Alltag auf, ihrer beider Alltag.  
    Mia grinste spitzbübisch und stemmte ihre rechte Hand in die Hüfte, ganz ähnlich wie es zuvor ihre Oma getan hatte.  
    „ Aber ich würde auch mal nach deinem Fusel gucken, wer weiß, ob sie den nicht auch schon gefunden haben.“  
    „ Man sollte dich übers Knie legen und dir deinen Hintern versohlen!“ Sophie fuchtelte wild mit ihren Fingern vor Mias Nase herum. „Du bist schlimmer als deine Eltern, Trix und dein Bruder zusammen!“, schimpfte sie ungehalten
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