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Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Titel: Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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Gold und Silber sein!«
    »Das stimmt«, erwiderte Jack.
    Kunio riss staunend die Augen auf und Jack erinnerte sich an seine eigene Begeisterung, als Akiko ihm den Gin-kaku-ji und den Kinkaku-ji gezeigt hatte, den Silbernen und den Goldenen Pavillon.
    »Ihr macht also eine musha … musha … « Der Junge suchte nach dem richtigen Wort.
    »Eine musha shugy ō «, half Jack ihm. Viele Samurai unternahmen eine solche Kriegerwallfahrt, bei der sie in Zweikämpfen auf Leben und Tod ihre Schwertkünste erprobten.
    »Genau! Und, habt Ihr schon gekämpft?«
    Jack dachte daran, wie man ihn durch eine List zu einem Zweikampf mit Sasaki Bishamon gezwungen hatte, einem furchterregenden Samurai auf der Suche nach Ruhm. Bishamon hätte ihn fast mit dem Schwert aufgespießt.
    »Ja, das habe ich.« Er nickte und unwillkürlich überlief ihn ein Schauer.
    Kunio starrte ihn ehrfürchtig an. »Ich habe noch nie einen echten Samurai kennengelernt.« Er betrachtete die Schwerter an Jacks Hüfte und konnte sich an den rotseidenen Griffen nicht sattsehen. »Sie sind wunderschön«, sagte er und streckte die Hand aus, um sie zu berühren.
    »Und sehr gefährlich«, fügte Jack hinzu und packte warnend das Heft seines Langschwerts.
    Kunio zog die Hand hastig zurück und lächelte verlegen. »Ja, bestimmt sind sie sehr scharf.«
    Jack versuchte das Gespräch von sich abzulenken. »Wer ist eigentlich das Mädchen?«, fragte er.
    Kunio sah sich um, als hätte er vergessen, um wen es sich handelte. »Sie heißt Neko. Wir nennen sie so, weil sie wie eine Katze ist.«
    Jack beobachtete, wie Neko sich tapfer durch den Schnee kämpfte. Er hätte ihr gerne einen Teil ihrer Last abgenommen, doch sein Rang als Samurai verbot ihm, eine so niedrige Tätigkeit zu verrichten. Er musste sich seiner Rolle gemäß verhalten und durfte das Misstrauen der Bauern nicht noch mehr schüren.
    Trotzdem fragte er Kunio: »Warum hilfst du ihr nicht?«
    Kunio sah ihn verwirrt an. »Warum sollte ich?«
    »Weil du stärker bist als sie.«
    Kunio drückte stolz die Brust heraus. »Stimmt, aber es wäre mir zu anstrengend. Der Weg nach Tamagashi ist weit.«
    Jack schüttelte ungläubig den Kopf. Ob das Mädchen überhaupt ein Mitspracherecht hatte? »Neko redet nicht viel, oder?«, fuhr er fort.
    Kunio lachte. »Natürlich nicht. Sie ist taub, stumm und dumm.«
    Tiefes Mitgefühl überkam Jack. Jetzt wusste er, warum Neko den Bauern nichts gesagt hatte. Sie hätte sie allerdings wecken können. Offenbar hatte er in ihr eine heimliche Verbündete gefunden.
    Neko hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. Sie grinste listig und klopfte sich mit dem Finger an die Nase, als wollte sie sagen, dass seine Identität ihr kleines Geheimnis war. Jack begriff, dass sie vielleicht nicht hören konnte, aber zäh, ausdauernd und kein bisschen dumm war.

4
Der Schwarze Mond
    Das Dorf Tamagashi bestand aus einer Ansammlung windschiefer, strohgedeckter Hütten am Rand der Ebene von Okayama. Nördlich davon ragte ein gewaltiges Gebirge zum Himmel auf, dessen schiere Masse das Dorf regelrecht zu erdrücken schien. Im Westen schloss sich ein weitläufiger Zedernwald an und nach Süden, zur Ebene hin, breitete sich ein Flickenteppich von Reisfeldern aus, die unter dem Schnee kaum zu erkennen waren. Jack und seine Begleiter näherten sich dem Dorf von Osten. Auf den Feldern war niemand zu sehen und auch sonst wirkte das Dorf verlassen.
    An zwei heruntergekommenen Bauernhäusern und einer alten Mühle vorbei gelangten sie zu einem rasch dahinströmenden Fluss. Die hölzerne Brücke, die darüber führte, knarrte bedrohlich unter ihrem Gewicht. Sie überquerten sie und folgten dem Weg an einigen Reisfeldern entlang in das eigentliche Dorf. Der Weg führte um einen großen Teich herum und dann zum Dorfplatz. Auch er war menschenleer. Niemand begrüßte sie, aber Jack bemerkte, wie Fensterläden und Türen sich einen Spaltbreit öffneten und ihn ängstliche Augenpaare anstarrten.
    »Wovor haben die Menschen Angst?«, fragte er.
    »Vor nichts«, erwiderte Toge ein wenig zu schnell.
    »Sie sind nur mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt«, erklärte Sora mit einem angestrengten Lächeln.
    Bevor Jack weiter fragen konnte, trieb Toge sie zur Eile an. »Kommt, das Oberhaupt des Dorfes erwartet Euch bereits.«
    Sie stiegen eine morastige Anhöhe hinauf, auf der das größte Haus des Dorfes stand. Dort zogen die Bauern ihre Stiefel aus und betraten die Veranda. Auch Jack schlüpfte aus
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