Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Titel: Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
Vom Netzwerk:
Wasser den Kochtopf sauber schrubbte. Sie verrichtete die niedrige Arbeit klaglos, aber Jack beneidete sie nicht darum.
    Er deckte sich mit der Matte zu, zog sich den Hut übers Gesicht und schloss die Augen. Die Bauern begannen miteinander zu flüstern, aber Jack war zu müde, um ihrem Gespräch zu folgen. Sein Hunger war gestillt und er schlief rasch ein.
    Mit einem Ruck fuhr er hoch, denn er spürte, dass jemand an seinem Hut zog. Instinktiv, wie er es bei seiner Ausbildung im waffenlosen Kampf gelernt hatte, packte er die fremde Hand und verdrehte sie. Der Hut fiel dabei herunter und er blickte unvermittelt in das Gesicht des Mädchens. Trotz des schmerzhaften Griffes, mit dem Jack sie festhielt, gab sie keinen Laut von sich, sondern starrte nur entgeistert auf seine blonden Haare, seine blauen Augen und seine helle Haut. Jack ließ sie los.
    »Entschuldigung, aber du hättest das nicht tun sollen«, flüsterte er.
    Das Mädchen rieb sich im Dunkeln das Handgelenk. Vor allem seine blonden Haare hatten es ihr angetan. Fasziniert streckte sie die Hand aus, berührte eine Strähne, die sich gelöst hatte, und grinste entzückt, weil sie sich so weich anfühlte. Auch Jack lächelte, erleichtert, dass sie offenbar nichts gegen Ausländer hatte. Er warf einen Blick über die Schulter. Die Bauern schliefen fest und Kunio schnarchte laut wie ein Schwein.
    Das Mädchen gab ihm mit einer höflichen Verbeugung den Hut zurück, kehrte leise in ihre Ecke zurück und rollte sich auf dem Boden zusammen. Dabei sah sie ihn fortwährend an. Sie schien keine Angst vor ihm zu haben und alarmierte zu Jacks Überraschung auch nicht die Bauern.
    Vielleicht weiß sie gar nicht, dass der Shogun alle Ausländer aus Japan verbannt hat, dachte er. Oder dass er eine Belohnung für meine Festnahme ausgesetzt hat, egal ob tot oder lebendig.
    Er schöpfte ein wenig Hoffnung. Vielleicht wussten die Bauern es ja auch nicht. Dann war ihr Dorf das ideale Versteck. Er legte sich den Hut wieder aufs Gesicht und schloss die Augen. Hoffentlich hatten die Bauern genauso wenig wie das Mädchen dagegen einzuwenden, dass er ein Gaijin war.
    Verschlafen und steif vor Kälte trat Jack am nächsten Morgen aus dem Speicher. Das Unwetter der vergangenen Nacht hatte sich gelegt und die schneebedeckte Landschaft glitzerte weiß in der frühen Morgensonne. Das Frühstück war kärglich ausgefallen – wässrige Misosuppe und eine Tasse Grüntee –, hatte aber wenigstens die Glieder aufgewärmt. Sora hatte sich sofort dafür entschuldigt und eine herzhafte Mahlzeit bei ihrer Ankunft im Dorf in Aussicht gestellt.
    Die Bauern begegneten Jack mit demselben zurückhaltenden Respekt wie am Vorabend und er schloss daraus, dass das Mädchen ihnen nichts von ihrer nächtlichen Begegnung verraten hatte. Jetzt folgte sie ihnen, beladen mit sämtlichen Kochutensilien.
    Sie verließen das Städtchen und schickten sich an, die Okayama-Ebene zu durchqueren. Der Schnee lag kniehoch und sie kamen nur mühsam voran. Jack beneidete die Bauern um ihre dicken Strohstiefel. Die Socken und Sandalen, die er trug, boten nur wenig Schutz gegen die Kälte. Er stampfte beim Gehen mit den Füßen auf, um sie warm zu bekommen. Erst jetzt bemerkte er, dass das Mädchen barfuß ging. Gebeugt unter dem Gewicht ihres Bündels stapfte sie durch den Schnee und weiße Atemwolken kamen aus ihrem Mund. Als Jack das sah, tat er sich nicht mehr so leid.
    »Glaubst du wirklich, wir können ihm trauen?«, fragte Toge, der mit Sora vorausging, leise. Seine Stimme war in der winterlichen Stille deutlich zu vernehmen und Jack, der seine Sinne in der Ausbildung an der Niten Ichi Ry ū geschärft hatte und ausgezeichnet hörte, konnte ihrem Gespräch mühelos folgen.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig«, antwortete Sora dumpf. »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Nicht einmal seinen Namen kennen wir«, flüsterte Toge.
    »Samurai sind manchmal so unhöflich. Sie halten sich für etwas Besseres als die Bauern. Aber wo wären sie ohne uns, frage ich dich.«
    »Aber er zeigt uns auch nicht sein Gesicht. Irgendetwas stimmt da nicht …«
    In diesem Augenblick trat Kunio neben Jack. »Einen harten Winter haben wir dieses Jahr«, sagte er und rieb die Hände aneinander.
    Jack nickte und versuchte dem Gespräch der Bauern weiter zu folgen, aber Kunio plauderte munter weiter.
    »Woher kommt Ihr?«, fragte er.
    »Aus Kyoto«, antwortete Jack.
    »Ist es dort wirklich so schön, wie man sagt? Die Tempel sollen aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher