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Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)

Titel: Samurai 6: Der Ring des Feuers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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wir können uns nur diese bescheidene Unterkunft leisten.«
    Ein Kerzenstummel erwachte flackernd zum Leben und das Flämmchen erleuchtete einen spartanisch eingerichteten Raum mit einem Boden aus gestampfter Erde und einer hölzernen Plattform zum Schlafen.
    Der junge Mann machte die Tür hinter ihnen zu und der Anführer lud Jack ein, sich auf die Plattform zu setzen. Jack nahm sein Bündel ab, zog seine Schwerter aus dem Gürtel und legte sie griffbereit neben sich. Die drei Männer knieten sich vor ihn auf die Erde.
    »Ich heiße Toge«, erklärte der Anführer mit einer Verbeugung. »Wir sind Bauern aus dem Dorf Tamagashi. Das ist Sora …«, der Alte verbeugte sich, »… und der Junge heißt Kunio.«
    Der Junge mit der Zahnlücke warf sich grinsend vor Jack auf den Boden. Jack schätzte, dass er kaum älter als er selbst war. Sechzehn, höchstens siebzehn.
    Er nickte als Antwort, beschloss aber, seinen Namen noch nicht preiszugeben. Solange er die Absichten dieser Leute nicht kannte, musste er vorsichtig sein. Andererseits wollte er sie auch nicht anlügen. Ein unbehagliches Schweigen trat ein, denn den drei Bauern war in Gesellschaft des geheimnisvollen Samurai sichtlich unwohl.
    »Da kommt Euer Reis«, verkündete Sora und zeigte auf den rückwärtigen Teil des Speichers.
    Erst jetzt bemerkte Jack, dass sich eine vierte Person im Raum aufhielt. Offenbar hatte die Erschöpfung ihm die Sinne benebelt. Unwillkürlich griff er nach seinem Kurzschwert, hielt aber nach einem zweiten Blick inne. Denn im Halbschatten stand, über die Glut eines kleinen Feuers gebeugt, ein Mädchen. Sie füllte gerade eine Portion Reis aus einem zerbeulten Kessel in eine Schale und kam dann hastig näher.
    Das schmächtige Mädchen in einem zerknitterten Kimono mochte vielleicht vierzehn Jahre alt sein und hatte einen wirren Schopf schwarzer Haare und ein rundes, blasses und trotz der vielen Schmutzschichten hübsches Gesicht. Als sie vor Jack stand, fiel ihm auf, dass ihre Katzenaugen ständig zwischen ihm und den Bauern hin- und herhuschten. Hinter dem ungepflegten Äußeren schien sich ein wacher Geist zu verbergen.
    Auf eine ungeduldige Handbewegung Toges hin kehrte sie zu dem Kessel zurück, füllte wortlos Reis in drei weitere Schalen und brachte sie den Bauern.
    »Lasst es Euch schmecken«, sagte Toge, ohne zu lächeln.
    »Danke«, antwortete Jack. Er musste sich beherrschen, dass er den Reis nicht auf einmal verschlang. Zu hungrig durfte er nicht erscheinen. Da es offenbar keine Stäbchen gab, aß er mit den Fingern. Doch sobald er den ersten Reis im Mund hatte, entfuhr ihm ein dankbarer Seufzer und er fiel gierig über das Essen her.
    »Es schmeckt Euch?«, fragte Sora, der sich darüber aufrichtig zu freuen schien.
    Jack nickte. Unfähig, an sich zu halten, stopfte er den Reis in sich hinein und hatte die Schale mit wenigen heißhungrigen Bissen geleert. Wohltuend wärmte der nahrhafte Reis seinen Magen und belebte seine Geister ein wenig.
    »Nehmt noch etwas«, drängte Sora ihn, ohne auf Toges gequälten Blick zu achten. Der Alte winkte dem Mädchen und sie füllte Jacks Schale erneut.
    Mit der zweiten Portion ließ Jack sich, nachdem der erste Hunger gestillt war, Zeit. Er wollte nicht Gefahr laufen, alles wieder von sich zu geben.
    »Warum braucht ihr die Dienste eines Samurai?«, fragte er schließlich, um auf seinen Teil der Abmachung zu sprechen zu kommen.
    »Er soll unseren Reisspeicher bewachen«, erklärte Toge, der so sorgfältig kaute, als könnte jedes Reiskorn sein letztes sein.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dafür einen Samurai braucht.«
    Toge schluckte rasch. »Oh doch, ganz gewiss.«
    »Dieser Reis ist für uns sehr wertvoll«, fügte Sora hinzu. »Er ist für das Überleben unseres Dorfes unentbehrlich und wir können nicht vorsichtig genug sein, besonders im Winter.«
    »Dann wird bei euch viel gestohlen?«, wollte Jack wissen.
    »Nur zum Schwarzen Mond«, erwiderte Toge und stellte seine leere Schale auf den Boden.
    Jack überlegte kurz. »Ist es weit bis zu eurem Dorf?«
    Während Toge ihm die abgeschiedene Lage des Dorfes am Rand der Okayama-Ebene beschrieb, bemerkte er, dass die Bauern nur wenig Reis in ihren Schalen übrig gelassen hatten, während seine noch halb voll war. Verstohlen sah er zu dem Mädchen hinüber, das damit beschäftigt war, einige getrocknete Reste aus dem Topf zu kratzen. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Offenbar aß er die letzten Vorräte der Bauern
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