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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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zwei Füße bot, und ruderte mit den Armen, bis er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Ronins Übung mit den Pflaumenbaumpfählen hatte sich wieder einmal als lebensrettend erwiesen.
    »Spring mir nach, wenn du es wagst!«, forderte er Kazuki heraus.
    Kazuki konnte Jack von seinem Platz aus nicht erreichen und sein Verlangen, den Feind zu töten, überwog alle Bedenken. Mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht sprang er auf den gegenüberliegenden Brückenpfeiler. Er kam auch darauf zu stehen, aber der Pfeiler selbst hatte sich gelockert und begann bedrohlich über dem Wasser zu schwanken.
    Sie waren jetzt beide damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten und zugleich gegeneinander zu kämpfen.
    Von Pfeiler zu Pfeiler springend schlugen sie taumelnd aufeinander ein, zwei Samurai an der äußersten Grenze ihrer Fähigkeiten. Der Regen prasselte unvermindert auf sie nieder und die Tropfen stachen wie Nadeln. Jack wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis einer von ihnen den entscheidenden Fehler machte.
    Er wollte Kazuki erneut angreifen, strauchelte aber und taumelte nach vorn. Plötzlich war er vollkommen wehrlos. Kazuki nutzte die Gelegenheit, sprang auf den Pfeiler neben ihm und holte aus, um ihm den Kopf abzuschlagen.
    Doch Jack hatte gar nicht das Gleichgewicht verloren, sondern seinen Rivalen mit einer List hereingelegt. Er duckte sich unter Kazukis Klinge hindurch und schlug blitzschnell nach Kazukis Beinen. Kazuki war gezwungen hochzuspringen, versuchte, wieder auf seinem Pfeiler zu landen, verfehlte ihn jedoch und stürzte in die schäumenden Fluten des Kizu.
    Jack sah ihn unter der Wasseroberfläche verschwinden, wieder auftauchen und nach Luft schnappen. Verzweifelt streckte Kazuki die Hände aus und bekam gerade noch den letzten Pfeiler zu fassen, an dem er vorbeigetrieben wurde. Doch die Strömung zerrte erbarmungslos an ihm und Jack wusste, dass er sich mit seiner verkrüppelten rechten Hand nicht mehr lange festhalten konnte.

54
Das versteckte Messer
    »Hilf mir!«, schrie Kazuki.
    Jack sah von seinem Pfeiler zu seinem im Fluss strampelnden Rivalen hinunter. Er empfand keinerlei Mitleid mit ihm und machte keine Anstalten, ihn zu retten. In wenigen Minuten war die Gefahr, die ihm von der Skorpion-Bande drohte, für immer gebannt. Und Akiko brauchte keine Vergeltung mehr zu fürchten.
    »Bitte!«, flehte Kazuki mit vor Panik verzerrtem Gesicht. Seine rechte Hand rutschte ab und er schrie auf. Doch noch gelang es ihm, sich mit der linken festzuhalten.
    Jack hatte in den gefährlichen Gewässern des Atlantiks und des Pazifiks viele Menschen ertrinken sehen. Zu ertrinken, war die schlimmste Angst jedes Seemanns. Er erinnerte sich an den armen Sam, der in dem Sturm, der die Alexandria an der japanischen Küste leckgeschlagen hatte, über Bord gegangen war. Das Geschrei des untergehenden Matrosen klang ihm immer noch in den Ohren. Ertrinken war kein ehrenvoller Tod.
    Seine Gleichgültigkeit gegenüber der Not des Rivalen geriet ins Wanken. Es fiel ihm schwer, tatenlos zuzusehen, wie vor seinen Augen ein anderer Mensch ertrank. Unbesehen seiner Gefühle für Kazuki gehörten zu den Tugenden des Bushido die Gerechtigkeit – die Fähigkeit, moralisch richtig zu entscheiden – und die Güte, das Mitgefühl gegenüber anderen. Für Jack gehörten zu den anderen auch seine Feinde. Er kam aus einer christlichen Familie und sein Vater hatte ihm allabendlich aus der Bibel vorgelesen. Daran erinnerte er sich jetzt …
    Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! 6
    War dies die Gelegenheit, Kazuki zum Guten zu bekehren? Ein Ausländer hatte Kazukis Mutter unabsichtlich getötet. Würde Kazuki sein Vorurteil revidieren, wenn jetzt ein Ausländer ihm das Leben rettete?
    Jack stand vor einer schwierigen Entscheidung – Kazukis Leben lag in seinen Händen. Er konnte ihn ertrinken las-sen … oder retten.
    Die Hand, mit der Kazuki sich verzweifelt an den Pfeiler klammerte, wurde immer schwächer und seine Finger begannen abzurutschen.
    Jack steckte sein Schwert ein und sprang auf den letzten noch stehenden Teil der Brücke direkt über Kazukis Kopf. Er hoffte nur, er bereute seine Entscheidung nicht. »Nimm meine Hand!« Er legte sich hin und streckte den Arm aus.
    Kazuki starrte ihn ungläubig an.
    »Sonst ertrinkst du.«
    Eine Welle hob Kazuki hoch und er griff nach Jacks Handgelenk.
    Doch Jack zog ihn nicht gleich zu sich herauf.
    »Los, schnell … Gaijin!«
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