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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)
Autoren: Chris Bradford
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Sakeflasche. »Ich habe viel zu lange versucht, meinen Kummer zu ertränken. Seit damals, als ich meinen Vater nicht vor dem Spion und Mörder schützen konnte, der in Verkleidung eines Mönchs in unsere Burg eindrang, habe ich geglaubt, ich sei es nicht mehr wert, Samurai zu sein.«
    Von Schmerzen überwältigt stöhnte er auf, wollte sich aber von Jack nicht helfen lassen.
    »Ich schämte mich, weil ich meine wichtigste Verpflichtung nicht erfüllt hatte. Denn ich selber hatte, musst du wissen, den Mörder hereingelassen … und ich war zu langsam, um meinen Vater vor seinem Schwert zu retten … Sogar fliehen konnte der Mörder. Deshalb habe ich einen solchen Hass auf alle Mönche – einer von ihnen könnte der Mörder meines Vaters sein.«
    Er blickte zu Jack auf. Seine Augen waren blutunterlaufen, diesmal jedoch nicht vom Sake, sondern vor Kummer und Tränen.
    »Seitdem habe ich mit dieser Schuld gelebt. Doch jetzt kann ich wieder aufrecht gehen. Ich habe meine Pflicht als Samurai erfüllt, indem ich dir geholfen und dich beschützt habe. Damit habe ich meinen Fehler wiedergutgemacht. Ich hoffe, auch der Geist meines Vaters wird mir schließlich verzeihen.«
    Er sah einen Strohhut auf dem Boden liegen und streckte die Hand danach aus. Behutsam setzte er ihn Jack auf und zog ihm die Krempe tief ins Gesicht.
    »Jetzt bist du ein richtiger Ronin.«

57
Ronin Jack
    Jack hatte das Bauernhaus hinter sich gelassen und marschierte durch den strömenden Regen. Vor ihm erstreckte sich eine mit Wasserlachen übersäte Straße, die zwischen endlosen Reisfeldern hindurch auf eine hinter tief hängenden Wolken verborgene Bergkette zuführte. Er war in Richtung Westen zur Ebene von Osaka unterwegs. Dort würde er an der Küste entlang weiter nach Nagasaki ziehen.
    Niemand außer ihm trotzte dem Unwetter, aber er hatte sich den Strohhut vorsichtshalber trotzdem tief ins Gesicht gezogen. Ein beiläufiger Betrachter musste ihn für einen herrenlosen Samurai halten. Wer allerdings genauer hinsah, auf den wartete ein große Überraschung.
    Wenigstens konnte Jack größere Ortschaften und Straßen einige Tage lang meiden. Mit dem wenigen Geld, das Ronin übrig hatte, hatten sie von dem Bauern ein wenig Reis und anderen Proviant kaufen können. Lange reichen würde er allerdings nicht, und da der Winter vor der Tür stand, würde Jack auch unterwegs nicht mehr viel finden. Er machte sich große Sorgen, von was er auf der langen Reise, die ihm bevorstand, leben sollte.
    Doch dank Ronin und Hana hatte er jetzt seine Schwerter, Akikos Perle, Tenzens Wurfsterne, Sensei Yamadas omamori und vor allem den Portolan seines Vaters wieder.
    Die erste Prophezeiung des Rätselmönchs fiel ihm plötzlich ein und er konnte in den geheimnisvollen Worten zum ersten Mal eine Art Sinn erkennen.
    Was du findest, ist verloren … Er hatte die Banditen gefunden, die ihm sein Geld gestohlen hatten, doch der Glücksspieler hatte schon alles verspielt.
    Was du gibst, erhältst du wieder … Er hatte Ronin die Perle gegeben, doch sein Freund hatte sie nicht annehmen wollen.
    Was du bekämpfst, wird besiegt … Er hatte gegen Araki, Botan und Daimyo Sanada gekämpft und alle besiegt – mit Ausnahme Kazukis, gegen den der Kampf noch nicht zu Ende war.
    Was du dir wünschst, musst du opfern … Am meisten sehnte er sich nach der Gesellschaft seiner Freunde. Er vermisste seinen treuen Kampfgefährten Yamato, den weisen Yori, den immer fröhlichen Saburo, die temperamentvolle Miyuki und vor allem seine beste Freundin Akiko. Er war wieder einmal ganz allein unterwegs, hatte seine Freundschaften opfern müssen, ohne dass er daran schuld war – vom Shogun zu einem Leben als Flüchtling verurteilt.
    Er betrachtete den Regen, der auf das Reisfeld neben ihm fiel. Von jedem Regentropfen breiteten sich Wasserringe aus und er hörte wieder die Stimme seines Vaters und die Worte, die er am Tag ihrer Abreise nach Japan gesagt hatte.
    Einzeln sind wir jeder ein Tropfen. Zusammen sind wir ein Meer. 7
    Da wurde ihm plötzlich klar, dass er es durchaus bis Nagasaki schaffen konnte, solange er das Glück hatte, unterwegs Freunde wie Ronin und Hana kennenzulernen.
    Finde dein Herz und du wirst deine Heimat finden , hatte der Rätselmönch gesagt.
    Und wo sein Herz war, dachte Jack, das wusste er genau. Er beschleunigte seine Schritte.
    7 »Einzeln sind wir jeder ein Tropfen. Zusammen sind wir ein Meer.«
Ryunosuke Satoro (japanischer Dichter, Lebensdaten
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