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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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wären. Carver hatte nicht die Absicht, dieser Mann zu sein.
    Er trat aus der Gasse auf eine belebte Einkaufsstraße, die sich von der vorigen nicht unterschied. Auch der Strom der Menschen sah nicht anders aus. Der einzige Unterschied war das Fehlen einer Bedrohung. Carver blickte sich aufmerksam um, ob von seinen Verfolgern etwas zu sehen war, entdeckte jedoch keine Spur von ihnen. Er ging zur Straßenmitte, wo er für jeden Beobachter zu sehen war. Nichts passierte.
    Er zog die Brauen zusammen. Da er von den Killern nichts sah – Hunde, die nicht bellen … –, war ihm mulmiger zumute als vorhin, als er um sein Leben gerannt war. Wohin waren sie verschwunden? Und warum hatten sie ihn eigentlich nicht umgebracht, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatten? Diese Männer hatten ohne Zögern eine unschuldige Frau niedergeschossen. Doch bei der Jagd durch die Restaurantküche hatten sie es irgendwie geschafft, seinen ungeschützten Rücken praktisch aus nächster Nähe zu verfehlen. Und jetzt waren sie nirgends zu sehen.
    Carvers Telefon klingelte.
    Er zog es aus der Tasche, während er überlegte, ob er drangehen sollte.
    Beim Blick aufs Display erkannte er die Nummer sofort.
    Er drückte den grünen Knopf, hielt sich das Gerät ans Ohr und hörte eine Stimme, die ihm in jüngster Zeit sehr vertraut geworden war.
    »Hallo, Süßer«, sagte sie. »Hier ist Ginger. Wenn du heil von der Insel runterkommen willst, tu genau das, was ich dir sage …«

5
    MI6-Zentrale
    Jack Grantham stieß einen Seufzer aus, der sich nach Enttäuschung anhörte. »Hm … Ich glaube nicht, dass man sich hier groß Sorgen machen muss. Orwell scheint sich ein paar Shilling dazuzuverdienen, indem er diesem Malachi Zorn – und diversen ähnlich plutokratischen Typen – hilft, noch reicher zu werden. Das sind allesamt mündige Erwachsene. Wenn etwas schiefgeht, können sie keinem anderen die Schuld geben als sich selbst. Wer sind wir, dass wir dagegen etwas einwenden könnten?«
    Piers Nainby-Martin räusperte sich. »Nun, da ist nur eine einzige Sache.«
    »Tatsächlich?« Grantham merkte sofort auf wie ein Hund, der einen fernen Fuchs gewittert hat. »Und das wäre?«
    »In New York gibt es eine freie Journalistin namens Camilla DaCosta, die uns ab und zu aushilft. Ich habe sie gebeten, zu recherchieren. Sie sollte vorgeben, sie schreibe einen Zeitungsartikel über ihn. Sie hat einiges an Material aufgetrieben und lieferte auch ein Interview mit einer alten Freundin Zorns …« Nainby-Martin blickte auf seine Notizen. »Eine gewisse Domenica Cruz, ehemalige Stripperin.«
    »Sie meinen, er ist pervers? Wenn er erpressbar ist, könnte das ein Problem sein.«
    »Nein, das ist es nicht. Die Frau hat bloß in einem Club gearbeitet, um ihr Studium zu finanzieren. Inzwischen ist sie Versicherungsmaklerin.«
    »Eine unehrenhaftere Tätigkeit als Strippen.«
    »Durchaus möglich. Ihre Ansichten über Zorns persönlicheDämonen erregten jedenfalls meine Aufmerksamkeit. Und dabei gibt es etwas, das auch Sie interessieren könnte.«
    »Nämlich?«
    »Nur eine Bemerkung, die sie gemacht hat. Es ist nichts Konkretes, hat mich aber im Hinterkopf beschäftigt. Mal sehen, was Sie davon halten. Ich muss mich übrigens entschuldigen, wenn Miss DaCostas Befragungstechnik für Ihren Geschmack ein wenig oberflächlich ist.«
    Rings um den Tisch verkniff man sich mühsam das Lachen. Grantham war der böse Cop schlechthin und bekannt für die Schnelligkeit und Härte, mit der er Informationen aus jemandem herausholte. Er holte tief Luft, wie um sich auf das Schlimmste vorzubereiten, und sagte: »Dann zeigen Sie mal her.«
    Wieder erschien ein körniges Video auf dem Bildschirm, aufgenommen in einem Straßencafé im belebten Manhattan, auf dem Tisch zwei Kaffeetassen. Eine attraktive Brünette im strengen Kostüm schaute besorgt in die Linse.
    »Sie versprechen mir, keine hässlichen Dinge über Mal zu schreiben? Ich meine, ich möchte nicht in einer Klatschzeitung im Supermarktregal landen«, sagte sie.
    Die Stimme, die ihr antwortete, gehörte einer jungen Engländerin der gehobenen Mittelklasse. »Oh nein, ich verstehe das voll und ganz. Das wäre peinlich. Machen Sie sich keine Sorgen. Bei der Times können Sie völlig sicher sein. Wir wurden vor über zweihundert Jahren gegründet und sind schrecklich respektabel. Die meinungsbildende Zeitung und so weiter.«
    »Du lieber Himmel«, stöhnte Grantham.
    »Sie weiß, was sie tut«, versicherte
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