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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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Nainby-Martin.
    Auf dem Bildschirm sah man, wie sich Domenica Cruz ein wenig entspannte, aber sie fuhr dennoch ein bisschen zögerlich fort. »Na, in dem Fall ist es wohl in Ordnung, wenn ich Ihnen helfe.«
    »Also, erzählen Sie mir von Mr Zorn. Sie haben ihn im Penthouse Club kennen gelernt, nicht wahr?«
    Cruz machte schon wieder ein erschrockenes Gesicht und schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh mein Gott! Ich habe damit nur mein Studium finanziert und –«
    »Ich finde Stangentanz unheimlich sexy«, sagte Camilla DaCosta ermutigend. »Ich habe selbst mal Unterricht genommen. Mein Freund war absolut begeistert.«
    »Oh! Ich hoffe, er war netter als manche von den Arschlöchern, für die ich tanzen musste!«
    »War Mr Zorn ein Arschloch?«
    »Überhaupt nicht, Mal war großartig!«, sagte Cruz und lächelte zum ersten Mal. »Er war wirklich intelligent, wissen Sie. Er … ich weiß nicht … Er hatte es einfach raus. Besaß Menschenkenntnis. Es war, als wüsste er genau, was die Leute als Nächstes tun oder sagen. War manchmal ein bisschen unheimlich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Cruz suchte stirnrunzelnd nach den richtigen Worten. »Ich schätze, er konnte eine unglaubliche Menge an Informationen aufnehmen und analysieren und dann schneller als jeder andere daraus schließen, was zu tun war. Und glauben Sie mir, er hatte eine Menge Informationen. Er hat überall auf der Welt Leute, die für ihn arbeiten.«
    »Etwa Spione?«
    »Vielleicht so was Ähnliches. Er ist anderen immer einen Schritt voraus, das steht jedenfalls fest.«
    Ein kleines Lachen von DaCosta, dann: »Ich bin mir nicht sicher, ob mir ein Mann gefiele, der weiß, was ich als Nächstes tue!«
    Cruz lachte mit. »Auf jeden Fall!«
    »Das klingt, als hätten Sie eine echte Beziehung gehabt. Ich meine, ich kann verstehen, warum ein Mann Sie anschmachtet. Sie sind einfach hinreißend!«
    »Oh Mann, gebt mir eine Kotztüte!«, warf Grantham ein.
    »Warten Sie!«, beschwor Nainby-Martin seinen Chef. »Sie holt etwas Interessantes aus ihr heraus.«
    Cruz gab die unausweichlichen, selbstironisch herabsetzenden Bemerkungen über ihren Körper von sich, die Frauen untereinander austauschen, wonach ihre Oberarme und Fußgelenke besonderen Grund zur Sorge gaben. »Aber ja, ich weiß, die meisten Typen scheint das nicht zu kümmern. Sie wollen einfach eine Tänzerin vögeln.«
    »Aber Zorn gehört nicht zu dieser Sorte Mann?«
    »Nein, und das mochte ich an ihm. Er blickte tiefer. Er war an mir interessiert, an der ganzen Person. Ich denke, uns verband auch das Schicksal unserer Eltern, wissen Sie?«
    »Was meinen Sie?«
    »Na ja, ich wurde von meiner Großmutter aufgezogen, weil meine Eltern beide bei einem Autounfall ums Leben kamen.«
    »Oh, das tut mir leid …«
    »Danke, aber das ist okay. Ich meine, es ist lange her.«
    »Sind nicht Mr Zorns Eltern ebenfalls gestorben, als er noch ein Kind war?«
    »Genau. In dem Punkt kamen wir uns wirklich näher. Und für Mal war der Verlust ein Riesenproblem.«
    »Sie meinen, er ist nicht drüber weggekommen?«
    Cruz seufzte. »Sie haben ja keine Ahnung … Es war nämlich so: Mals Mutter bekam einen seelischen Knacks. Sie war immer nur den ganzen Tag zu Hause. Ihr Mann arbeitete in der Stadt, machte Überstunden ohne Ende, und sie war einsam und langweilte sich. Es ging ihr immer schlechter. Sie wissenja, wie es ist, wenn man für eine dieser großen Banken arbeitet. Man ist deren Eigentum. Bei der Entscheidung, etwas für die Bank zu tun oder für seine Familie zu tun, gewinnt immer die Bank. Und die kleine Frau zu Hause muss die hübsche, lächelnde Gattin spielen. Es ist wie in Mad Men. Wer kann Mals Mutter einen Vorwurf machen, wenn sie zu trinken anfing und ständig Tabletten einwarf?«
    »Das hat sie getan?« Camilla DaCostas Hand kam ins Bild und hob eine Tasse hoch.
    »Ja. Und Mals Vater versuchte ihr zu helfen. Ich glaube, er liebte sie wirklich. Aber er konnte sich nie die Zeit nehmen, um wirklich für sie da zu sein, weil Lehman Brothers immer an erster Stelle kam, und das hat ihm schwer zugesetzt. Nach allem, was ich gehört habe –«
    Die Tasse wurde hart auf den Tisch zurückgestellt. »Verzeihung, sagten Sie gerade, sein Vater war bei der Lehman-Bank beschäftigt?«
    »Ja, wussten Sie das nicht? Mal hasste diese Bank … Seiner Ansicht nach war sie am Tod seiner Eltern schuld. Es war nämlich so: Sein Vater musste die Mutter in eine Entzugsklinik bringen, weil er nicht zu Hause sein konnte, um auf
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