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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse
Autoren: Tom Cain
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nickte. »Erraten.«
    »Und wo ist es?«
    Zorn lachte über die Frechheit dieser Frage. »Sie glauben, das sage ich Ihnen? Bestimmt nicht. Das Geld ist meine Sie-kommen-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte. Das Geld wird Sie davon abhalten, mich zu erschießen. Ihnen mag es ja egal sein, aber Ihren Auftraggebern nicht.«
    »Die haben mich angewiesen, Sie zu töten. Von Geld haben sie nichts gesagt.«
    »Und werden Sie mich töten?«
    Carver blickte auf den Mann vor seinen Füßen. Es wäre einfach, ihn auszuschalten: zwei Schüsse aus nächster Nähe. Doch bei dem Gedanken fühlte er sich genauso erschöpft wie Zorn aussah. Er hatte das Töten satt. Er wollte kein Leben mehr auslöschen aus Gründen, die ihm nicht mehr einleuchteten, wenn sie ihm denn je eingeleuchtet hatten. Er hörte, wie Leute angerannt kamen, dann sah er die ersten Taschenlampenstrahlen in die staubige Luft des Konferenzraums leuchten.
    »Sie sind da«, sagte Carver zu Zorn. Ein paar Augenblicke später kam der erste SAS-Mann durch die Tür.
    »Er gehört Ihnen«, sagte Carver. »Ich bin raus.«
    Vom Korridor aus meldete er sich bei der Einsatzleitung. »Carver hier. Ich habe soeben Zorn an Ihre Leute übergeben.«
    Cameron Youngs Stimme krächzte Carver im Ohr. »Ist er am Leben?« Er klang besorgt.
    »Ja.«
    »Haben Sie erfahren, was er mit dem Geld gemacht hat?«
    »Meinen Sie, wir sollten jetzt darüber sprechen? Man hört uns.«
    »Aber Sie wissen, was er damit gemacht hat?«
    »Ja.«
    Die Verbindung brach ab. Carver ging weiter. Ein paar Sekunden darauf hörte er hinter sich einen Feuerstoß.
    Draußen auf der Straße stand alles voller Polizei, Rettungswagen und Löschfahrzeugen. Cameron Young wartete auf dem Bürgersteig vor der Tür. Sowie Carver herauskam, nahm Young ihn beim Arm und zog ihn auf die Seite.
    »Und?«, flüsterte er.
    »Und was?«, fragte Carver mit Unschuldsmiene.
    »Haben Sie es erfahren?«
    »Was Zorn mit dem Geld gemacht hat?«
    »Ja!« Youngs sonst so geschmeidige Persönlichkeit drohte aus der Fassung zu geraten.
    »Hab ich.«
    Young holte tief Luft und hatte sichtlich Mühe, sich zusammenzureißen. »Und?«
    »Er hat’s versteckt. Es sind hundert Milliarden Dollar, und er hat sie versteckt. Ich habe gefragt, wo, aber er wollte es mir nicht sagen. Tut mir leid.«
    »Aber das Geld …« Young schäumte. »Es gehörte … sehr … einflussreichen Personen.«
    »Tja, jetzt nicht mehr«, sagte Sam Carver und ließ ihn stehen.

Zehn Tage später

98
    Genfer Altstadt
    »Wie geht’s deinem Kopf?«
    »Viel besser.« Alix nahm den großen weißen Kaffeebecher entgegen, den Carver ihr hinhielt, trank einen Schluck und lächelte. »Danke für die Nachfrage … und danke für den Kaffee.«
    »Gern geschehen.« Carver betrachtete sie, wie sie mit angezogenen Beinen in dem großen Lehnsessel saß. Es war nicht mehr derselbe Sessel wie damals, als er sie gerade kennen gelernt hatte, und Alix hatte auch nicht genau das Gleiche an – heute Morgen ein weißes Trägerhemd, eine schmale schwarze Jerseyhose und graue Bettsocken –, aber sein Entzücken, sie bei sich in der Wohnung zu haben, war noch genauso groß, trotz der vielen Jahre, die inzwischen vergangen waren.
    »Rutsch rüber«, sagte er und zwängte sich neben sie. Er sah sie von der Seite an und zog die Brauen zusammen, als er sah, wie sie plötzlich traurig wurde. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Sie hielt die Tasse mit beiden Händen nah vor ihr Gesicht und trank einen Schluck, bevor sie antwortete. »Ich musste nur gerade an den Abend denken. Die am nächsten dran waren, wurden einfach in Stücke gerissen. Ich habe solches Glück gehabt … Als ich zu mir kam, war ich voller Blut, aber es war nicht meins.«
    Carver drückte ihren Arm. Sie hatte das schon so oft erzählt in den letzten paar Tagen. Fast als hoffte sie, die Qual über das Erlebte würde nachlassen, wenn sie die Details nur oft genug wiederholte. Neununddreißig Menschen, auch Drinkwater und seine Betreuer, waren umgekommen. Und offiziell warZorn in dem Rollstuhl gestorben. Den Mann, der im Gebäude gegenüber erschossen worden war, hatte es nicht gegeben. Sein Tod wurde nirgends vermerkt. Über hundert Gäste waren verletzt worden, einige hatten nur Kratzer abbekommen, andere waren verstümmelt worden.
    Alix hatte recht: Sie hatte Glück gehabt. Sie war von einem Stück Putz von der Decke getroffen worden und hatte nur eine Gehirnerschütterung erlitten. Für Carver ein Segen des Himmels.
    »Schon gut. Wehr
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